Südlich der Lerchenberger Straße II
Altdorf hat Angst vor Überschwemmung: So löst Haag das Entwässerungs-Problem im neuen Baugebiet
Wird am Ende nun doch alles gut? Für das umstrittene Baugebiet „Südlich der Lerchenberger Straße II“ in Haag hat die Marktgemeinde eine Lösung in Sachen Entwässerung gefunden. Es geht auch um den Schutz vor Überschwemmungen im darunterliegenden Altdorf.
Haag – Es ist wohl eines der umstrittensten Projekte in der Marktgemeinde Haag: das Baugebiet „Südlich der Lerchenberger Straße II“. Seit Dezember 2019 steht das Vorhaben in der Kritik des Gemeinderats, des Bauausschusses und auch einiger Anlieger. Viele Probleme taten sich während der langen Planungsphase auf: die Erschließung, die Breite der geplanten Straßen und der Lärmschutz. Knackpunkt war allerdings die Entwässerung. Mehrere Rats- und Ausschussmitglieder befürchteten bei Starkregen eine Überflutungsgefahr im darunterliegenden Altdorf. Diese Sorge teilten auch die Bürger. Viele verfolgten die langwierigen Diskussionen des Gemeinderats rund um die Thematik.
Entwässerung des Baugebiets „Südlich der Lerchenberger Straße II“
Nun scheint der Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung eine Lösung für das Problem gefunden zu haben. Dr. Florian Haas (PWG), der als Dritter Bürgermeister die Sitzung in Vertretung für Rathauschefin Sissi Schätz leitete, stellte einen Variantenvergleich zur Entwässerung des Gebiets vor. Da sich das Gremium im Vorfeld gegen einen Zaun rund um das Regenrückhaltebecken ausgesprochen hatte, hat das Ingenieurbüro Behringer eine andere Gestaltung ausgearbeitet.
Zur Auswahl gab es zwei Möglichkeiten: Entweder ein offenes Regenüberlaufbecken mit einer Tiefe von 150 Zentimetern und einem Volumen von 230 Kubikmetern, wobei bei dieser Variante eine Einzäunung zwingend erforderlich wäre, oder eine Fläche mit unterirdischen Rigolen-Elementen und flacher Mulde mit einer Tiefe von 40 Zentimetern und einem Volumen von 90 Kubikmetern. Der Vorteil der zweiten Variante: Die Fläche müsse nicht eingezäunt werden und füge sich „natürlicher und schöner“ in die Landschaft ein, so Haas. Der Nachteil: 28.000 Euro Mehrkosten.
Sabrina Grünke vom Bauamt erklärte, dass es um die Risikobewertung der Varianten gehe. Die empfohlene Einstufung der Verwaltung: „Keine zwingende Einzäunung, aber eine dokumentierte Gefährdungsbeurteilung“. „Bis zu einem 30-jährigen Starkregen-Ereignis erfolgt die Entwässerung des Baugebiets komplett über das vorhandene Abwassersystem“, betonte Grünke. Erst danach staue sich das Wasser in den unterirdischen Rigolen-Elementen, die bei der zweiten Variante angedacht seien. Anschließend fülle sich die 40-Zentimeter tiefe Mulde. „Sollte dieses Becken zum Tragen kommen, haben wir aber ganz andere Probleme“, erläuterte die Bauamts-Mitarbeiterin. Nachdem das Starkregen-Ereignis vorbei sei, dauere es circa „ein bis zwei Stunden“, bis sich die Mulde wieder entleert habe, so Grünke. „Man muss sich auch fragen: Wie oft wird das wirklich der Fall sein?“, verdeutlichte sie.
Herbert Zeilinger (WFH) und Klaus Breitreiner (CSU) sahen bei der zweiten Variante (Rigolen-Elemente und Mulde) kein Risiko. „Dann darf man ja gar nicht mehr in die Natur hinausgehen“, sagte Breitreiner, woraufhin Haas entgegnete: „Die Natur gehört uns nicht, das Baugebiet schon.“ Es müssten Maßnahmen ergriffen werden. „Wenn sich dort ein Kind verletzt, sind wir dran“, betonte er. Grünke ergänzte, dass es möglich sei, in der Mulde sogenannte Bruchsteine zu installieren, um eine Selbstrettung daraus zu gewährleisten, „wohl bemerkt bei einer Tiefe von 40 Zentimetern“.
Siegfried Maier (SPD) plädierte als einziges Mitglied im Bauausschuss für die erste Variante. „Ich war derjenige, der sich auch die vergangenen Male für den Zaun ausgesprochen hat. Das ist sicherer. Ich kann nur dafür werben“, verdeutlichte er. „Wenn das Wasser kommt, dann schnell. In wenigen Minuten ist die Mulde geflutet. Das bemerken spielende Kinder vielleicht gar nicht“, gab Maier zu bedenken. Zudem koste die „vermeintlich schönere Variante“ knapp 30.000 Euro mehr. „Das sorgt bei mir für Kopfschütteln.“
Haas erwiderte, dass es sehr lange regnen müsse, bis die Rigolen-Elemente aufgefüllt seien. „Bei einem 30-jährigen Starkregen-Ereignis ist kein Kind mehr draußen. Meine eigenen auch nicht, obwohl sie gerne im Batz spielen“, sagte er. Grünke erklärte abschließend, dass sich die Verwaltung viele Gedanken gemacht habe – vor allem, da es um mögliche Ertrinkungsfälle gehe. „Die Einschätzung des Ingenieurbüros hat mich überzeugt, denn das Wasser in der Mulde ist nach kurzer Zeit wieder abgelaufen“, erläuterte sie erneut. Zeilinger schloss sich dem an: „Heutzutage sind die Bürger bei solchen Starkregen-Ereignissen stark sensibilisiert. Das war früher anders.“
Der Bauausschuss beschloss die Ausführung der Variante II (Fläche mit unterirdischen Rigolen-Elementen und flacher Mulde mit einer Tiefe von 40 Zentimetern und einem Volumen von 90 Kubikmetern) mit einer Gegenstimme von Maier.


