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Rundgang im neuen Schulhaus

Wunderwerk der Technik: So ist der Stand beim Neubau des Garser Gymnasiums

Projektleiter Axel Kröner erklärt die Lüftungsanlage des neuen Schulgebäudes.
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Projektleiter Axel Kröner erklärt die Lüftungsanlage des neuen Schulgebäudes.

Kabel, Schienen, Bodenbeläge: Noch ist viel los im Neubau des Garser Gymnasium. Wir haben uns umgeschaut: So ist der Stand der Dinge in dem Wunderwerk der Technik.

Gars – Der Neubau des Garser Gymnasiums ist im Zeitplan. Handwerker gehen derzeit ein und aus, überall wird gearbeitet, Kabel werden verlegt, die Bodenbeläge und Fliesen stehen vor dem Einbau, und die Schienen für den Aufzug sind bereits angeliefert worden. Für die kommenden Sommerferien ist der Umzug in das neue 35 Millionen Euro teure Gebäude geplant.

Mit Spannung wurde jetzt das Ergebnis des gerade durchgeführten „Blower Door“-Tests erwartet, denn das neue Gymnasium ist ein Passivhaus. Mittels eines durch Ventilatoren erzeugten Unterdrucks im Gebäude ist dessen Dichtheit ermittelt worden, damit die Wärme darin bleibt. Der Grenzwert der sogenannten Luftwechselrate für Passivhäuser durch unkontrollierten Luftaustausch liegt bei 0,60. Das bedeutet, dass sich innerhalb einer Stunde bei einer Druckdifferenz von 50 Pascal 60 Prozent der Luft im Gebäude austauschen. Bei diesem Bau ging man bei einer entsprechend qualitativ guten Ausführung von niedrigeren Wechselraten mit einem Maximalwert von 0,35 aus. Selbst das ist noch verbessert worden, die Messung ergab sogar „einen hervorragenden Wert von 0,18“, teilte Projektleiter Axel Kröner vom Landratsamt Mühldorf mit.

Keine Klimaanlage nötig

Er ist regelmäßig auf der Baustelle und kann immer wieder von Überraschungen berichten, die so ein Zusammenspiel mit vielen Handwerkern und Planern mit sich bringt. Stimmen die Höhen, ist die Ausführung wie vorgegeben und anderes mehr? Im Widerspruch steht dabei zuweilen, einerseits den günstigsten Anbieter zu nehmen, andererseits die erforderliche Qualität zu gewährleisten. Spannend ist es auf jeden Fall für alle Beteiligten, das Entstehen des Gebäudes und damit die Umsetzung vieler Ideen mit zu verfolgen.

Einige Neuerungen hat diese Schule, die jetzt nördlich des später abzureißenden Bestands gebaut wird. Sie ist sehr gut gedämmt und benötigt keine Klimaanlage. In der Regel sind sogar nur zwei der Fenster in den Klassenzimmern zu öffnen, und der einzelne Heizkörper wirkt für so einen Raum überraschend klein.

Das mag für viele neu sein, doch lädt Projektleiter Kröner mögliche Skeptiker zum Besuch in ein Passivhaus ein. „Wir bekommen ein sehr gesundes Klima“, ist er überzeugt, das Bedürfnis selbst lüften zu wollen löse sich auf. Erreicht wird das mit mehreren zentralen Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, die von eigenständigen, dezentralen Geräten unterstützt werden. Eingebaute Schalldämpfer sorgen für die nötige Diskretion zwischen den Räumen.

Das wird der Vorzeigeraum für Veranstaltungen.

Das Ziel ist es, bei jeder Jahreszeit ein gesünderes und angenehmeres Klima zu erreichen als es mit regelmäßigem Lüften möglich wäre. Somit sei es gar nicht mehr notwendig, die Fenster zu öffnen, ist der Fachmann überzeugt. Nicht einmal im Sommer; dafür sorgen neue lichtdurchlässige Vertikallamellen, die automatisch eine optimale Position einnehmen. Sie lassen lediglich für einen bestimmten Zeitraum eine klassenweise individuelle Einstellung zu.

80 Prozent Wärmerückgewinnung

Die Rückgewinnung der Wärme aus der Abluft liegt bei über 80 Prozent, das halte den Bedarf von Energie aus dem nahen Hackschnitzelheizwerk sehr niedrig. Die meiste Wärme, erklärt Projektleiter Kröner, liefern die Menschen in diesem Gebäude, zunächst über 550 Schüler und Lehrer. Das zukünftige Hauptgebäude ist wegen der Wiederkehr von G9 bereits ausgelegt auf die circa 100 zusätzlichen Schüler und weiteren zehn Lehrer. Solche Details, wie auch, dass im Sommer die abendlich kalte Luft aus dem nördlich gelegenen Lichtgraben zur Kühlung des Gebäudes herangezogen wird, zeugen von einigen Gedanken, die sich die Planer gemacht haben.

Der Vorzeigeraum befindet sich im Untergeschoss, er erstreckt sich über zwei Etagen und ist dank einer Bühne für Veranstaltungen geeignet. Nach oben führen drei Treppenhäuser, eines in der Mitte, die anderen an den beiden Enden des Gebäudes. Im Erdgeschoss ist die Verwaltung untergebracht. An ihr muss künftig vorbei, wer ins Haus will. Die Schule ist barrierefrei, somit kann der Aufzug auch bei den Treppenzwischenpodesten halten.

Diese Bereiche mit großen Fenstern erhalten Sitzgelegenheiten. Hier ist der Aufenthalt erwünscht. Für das sogenannte Lernhausmodell sind einige Räume zum Flur hin offen, um beispielsweise Gruppenarbeit in unterschiedlichen Konstellationen mit variablem Platzbedarf durchführen zu können. Klassenräume haben Fenster zum Flur, was Studien zufolge entgegen der Erwartung eine gegenseitige Beruhigung mit sich bringen soll.

Unter dem höchsten Punkt des Zeltdachs mit außermittigem Firstpunkt.

Ganz oben im Schulhaus angelangt führt eine Luke auf das künftig begrünte, in der Erscheinung eher
ungewohnte „Zeltdach mit außermittigem Firstpunkt“, wie es korrekt heißt. Das hat außer dem Schutz des Gebäudes zwei weitere Funktionen, erläutert Axel Kröner: Auf der Ost- und der Südseite erzeugt eine Photovoltaikanlage Strom, während der größere Teil jedoch für das Puffern des Regenwassers bestimmt ist. Denn der Kanal ist an der Grenze seiner Kapazität, und mit dem neuen Gebäude fällt weitere Sickerfläche weg. Daher sammelt das begrünte Dach den Regen und gibt ihn zeitverzögert nach unten an vier Zisternen ab, aus denen es dosiert in den Kanal fließt.

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