Flucht aus der Ukraine
Neue Heimat, neue Schule: So läuft der Alltag in Gars für Anastasiia und Ostap aus der Ukraine
Die 18-jährige Anastasiia und ihr elfjähriger Bruder Ostap aus der Ukraine besuchen das Garser Gymnasium. Wie der Alltag der Geschwister aussieht und wie sie sich in Deutschland eingelebt haben.
Gars – Dramatische Zeiten liegen hinter Ostap und Anastasiia Kendzor aus der Ukraine – und trotzdem machen sie einen optimistischen Eindruck, als die Wasserburger Zeitung sie im Gymnasium Gars trifft – denn hier sind sie bereits gut in den Schulalltag integriert.
Vor etwa vier Wochen sind die Geschwister mit ihrer Mutter aus der Ukraine geflohen. Kurz nach Kriegsbeginn entschied sich die Familie, ihr Heimatland zu verlassen, der Vater musste zurückbleiben.
Sie packten alles Nötige ein und fuhren an die polnisch-ukrainische Grenze. Dort hatte sich bereits eine lange Schlange von Flüchtlingen gebildet, die darauf warteten, einreisen zu dürfen. Anastasiia, Ostap und ihre Mutter ließen das Auto zurück, nahmen an Gepäck mit, was sie tragen konnten und gingen die restlichen 30 Kilometer zu Fuß, um nach Polen einzureisen.
Das Ziel: München
Ihr Ziel war München. Dort wartete bereits der große Bruder von Anastasiia und Ostap auf die Familie. Er hat in Deutschland studiert und arbeitet in der IT-Branche in der bayerischen Landeshauptstadt. Eine gute Bekannte des Bruders, die in der Nähe von Haag auf einem Bauernhof wohnt, nahm die Familie Kendzor auf, berichtet Anastasiia. „Wir sind sehr dankbar, dass wir dort wohnen dürfen. Aber für uns ist es eine sehr schwierige Situation, vor allem weil unser Vater noch in Lwiw ist“, erzählt die 18-Jährige.
Das Gymnasium in Gars besuchen Anastasiia und Ostap seit etwa zwei Wochen und es gefällt ihnen sehr gut, wie sie erzählen. Hilfreich ist, dass die Geschwister sehr gut Deutsch sprechen. Schon in der Ukraine hatten sie Sprachunterricht. Es ist auch nicht der erste Besuch der beiden in Deutschland – mehrere Wochen besuchten sie hier eine Schule, als ihre Mutter – die selbst an der Universität angestellt war – zu Recherchezwecken nach Braunschweig reiste.
Die Ankunft im Garser Gymnasium verlief für Anastasiia und Ostap sehr herzlich, wie Deutschlehrerin Daniela Schlegel schildert. Die Schüler der zehnten Klasse, die Anastasiia besucht, und die Kinder in der fünften Jahrgangsstufe, in die Ostap geht, hätten die Geschwister gut aufgenommen. „Besonders die Mädchen haben sich gleich um Anastasiia gekümmert“, so Schlegel.
Und auch der elfjährige Ostap habe sich gut integriert, berichtet seine Lehrerin Monika Hillmann. Überhaupt seien die Geschwister hoch motiviert und begeistert bei der Sache, so die Pädagoginnen. „Ostap bemüht sich im Unterricht sehr und hat sich auch schon gemeldet, um einen Text laut vorzulesen – das muss man sich erst mal trauen“, so Hillmann.
Mittlerweile sind noch zwei weitere Schüler im Garser Gymnasium angekommen. Eine Schülerin spreche wenig Deutsch, nur Englisch. Der zweite Schüler könne nur Ukrainisch, so die Lehrerinnen. „Hier hilft Anastasiia, wo sie kann, besonders beim Übersetzen“, erzählen sie.
Willkommenskräfte gesucht
Geplant ist auch eine „Willkommensgruppe“ des Kultusministeriums Bayern für weitere ankommende Ukrainer. Diese pädagogischen Gruppen sollen ein fester Rahmen sein, der Kontinuität, Halt und Stabilität bietet. Die Gruppen geben den jungen Geflüchteten eine geregelte Struktur im Alltag mit festen Bezugspersonen.
Dazu werden auch sogenannte „Willkommenskräfte“ gesucht, die den den schulischen Einstieg mitgestalten, um den Kindern und Jugendlichen ein gutes Ankommen zu ermöglichen. Mehr Infos dazu gibt es online unter www.km.bayern.de. Wer Interesse hat, kann sich melden unter der Telefonnummer 089/ 72080568 oder per Email an ukraine-hilfe@stmuk.bayern.de