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Gedenken an der KZ-Außenstelle

„Wie kann der Mensch so grausam sein?“ Neue Stelen in Mittergars erinnern an Holocaust-Grauen

Max Voglmeier berichtete bei der Einweihung aus den Erinnerungen seiner Familie über die Zeit, da die KZ-Außenstelle Mittergars 350 Häftlinge inhaftiert hatte.
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Max Voglmeier berichtete bei der Einweihung aus den Erinnerungen seiner Familie über die Zeit, da die KZ-Außenstelle Mittergars 350 Häftlinge inhaftiert hatte.

34 Baracken, 350 jüdische KZ-Häftlinge, 42 Leichen. Das sind die Zahlen des KZ-Außenlagers Mittergars, das zwischen 1944 und 1945 nahe der Marktgemeinde Gars existiert hatte. Zwei neue Stelen erinnern an die grausame Vergangenheit. Am Samstag (26. Oktober) wurden sie eingeweiht.

Mittergars – Rund 60 Zuhörer waren am Samstagnachmittag (26. Oktober) gekommen, um der offiziellen Einweihung der zwei neuen Stelen an der KZ-Gedenkstätte Mittergars beizuwohnen: Diese erzählen die historisch belegte Geschichte des 1944 errichteten Außenlagers, das Bestandteil des Konzentrationslagers im Mühldorfer Hart war. Mit einer Kranzniederlegung und Ansprachen gedachten Franz Langstein, Vorstand des Vereins „Für das Erinnern – KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart e.V.“ und Initiator der Infotafeln, gemeinsam mit Garser Bürgermeister Robert Otter und Pater Ulrich Bednara vom Pfarrerverband Gars, der Opfer. Besonders berührend waren die Erinnerungen des 81-jährigen Max Voglmeier, der auf einem in Sichtweite gelegenen Hofes zur KZ-Außenstelle aufgewachsen war.

Mit zwei Stelen wollen (von links): Robert Otter, Bürgermeister von Gars, Zeitzeuge Max Voglmeier, Franz Langstein, Vorstand des Vereins „Für das Erinnern – KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart e. V.“, und Pater Ulrich Bednara an die grausame Vergangenheit erinnern.

Zu den Zuhörern zählten neben Cathrin Henke, stellvertretende Landrätin des Landkreises Mühldorf, auch Maria Maier, Bürgermeisterin der Nachbargemeinde Jettenbach, einige Gemeinderäte der Marktgemeinde Gars, sowie Vertreter des Heimat- und Kulturvereins Jettenbach. Um die öffentliche Sicherheit sicherzustellen und aus persönlichem Interesse waren zwei Polizeibeamte anwesend.

Rund 60 Zuhörer waren gekommen, um der Einweihung beizuwohnen.

Im November 1944 wurde das Lager errichtet

Schon 2009 war unter dem damaligen Bürgermeister Georg Otter ein Gedenkstein als Mahnmal errichtet worden. Ein Schild klärt über die Geschichte dieses, unter den Nazis als „Brunnenstein“ aufgestellten Steins, seither auf. Die neuen Infotafeln berichten vom grausamsten Teil der deutschen Geschichte, wie er auch im kleinsten ländlichen Raum, stattgefunden hat – so auch am Ortsrand von Mittergars: Im November 1944 war neben der Landstraße zwischen Mittergars und Jettenbach ein Lager mit 34 Baracken errichtet worden, in dem 350 jüdische Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen lebten und zu Arbeiten in der Umgebung gezwungen wurden, etwa am Bau eines Bunkers oder von Bahnlinien. Viele überlebten diese Zeit wegen Unterernährung, Kälte und katastrophaler Hygiene bis zur Räumung des Lagers im April 1945 durch das US-Militär nicht.

„Bei uns am Hof wurde über diese schrecklichen Erlebnisse immer wieder geredet“, berichtete Max Voglmeier. Er war zu der Zeit, da das Lager aktiv war, noch ein kleines Kind, kann sich aber gut an die Erzählungen der Eltern erinnern. Seine Berichte stützen sich auch auf ein Gerichtsprotokoll von 1945 mit einer Befragung des Vaters und Veröffentlichungen von Mutter und Bruder im Mühldorfer Heimatbuch. Auch die Magd am Hof habe nach dem Krieg oft von ihren Fahrten zum KZ erzählt, denn der Hof war zu dessen Wasserversorgung verpflichtet worden. Oftmals sei sie von der Lagerleitung angewiesen worden, auf der Rückfahrt mit ihrem Pferdefuhrwerk Leichen vom Lager zu einem Massengrab zu transportieren. Dort hat man später 42 Leichen gefunden.

„Ihr habt die Verantwortung, dass so etwas nicht noch einmal passiert“

Voglmeier macht regelmäßig Führungen an der KZ-Außenstelle, er kennt sich hier gut aus. Er weiß, wie die SS-Soldaten hießen, wo die Baracken standen, wo die Inhaftierten zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden, und wo die Gräber waren. „Was mich seit meiner Kindheit nicht loslässt, ist der Gedanke, wie der Mensch so grausam sein kann“, lässt er die Zuhörer teilhaben. Dem Holocaust-Überlebenden Leslie Schwartz, der in der KZ-Außenstelle Mittergars als 14-Jähriger inhaftiert war, ist er 2010 persönlich begegnet, und zitierte seine Worte, die dieser bei seinen Vorträgen an Schulen sagte: „Ihr seid nicht schuld daran, dass das passiert ist. Aber ihr habt die Verantwortung, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Und sagt es bitte weiter, was passieren kann, wenn man nicht aufpasst“.

Bürgermeister Robert Otter Max dankte Max Voglmeier und Franz Langstein sehr für ihren Beitrag zur Erinnerungsarbeit, für die sich schon sein Vater eingesetzt habe. Freiheit und Frieden von heute seien nicht selbstverständlich: „Sie wurden durch das unermessliche Leid und Opfer vieler Menschen teuer erkauft“. Es habe auch Menschen gegeben, die Häftlinge damals mit Essen und kleinen Gesten geholfen hätte, von daher stelle sich Gars nicht erst jetzt seiner NS-Vergangenheit. „Die Mittergarser können stolz darauf sein, dass sich damals so viele gegen das Böse gestellt haben“, so Otter.

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