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Gemeinderat in Gars

KZ-Überlebender als Namensgeber für Straße abgelehnt: Diskussion um Nazi-Historie in Mittergars

Leslie Schwartz wanderte 1946 zu Verwandten nach Amerika aus. Erst im Alter von 80 Jahren kehrte er nach Deutschland zurück, um seine traumatischen Erlebnisse aufzuarbeiten. 2019 verstarb er mit 89 Jahren. Unser Bild zeigt ihn beim Besuch des KZ-Außenlagers im Jahr 2010.
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Leslie Schwartz wanderte 1946 zu Verwandten nach Amerika aus. Erst im Alter von 80 Jahren kehrte er nach Deutschland zurück, um seine traumatischen Erlebnisse aufzuarbeiten. 2019 verstarb er mit 89 Jahren. Unser Bild zeigt ihn beim Besuch des KZ-Außenlagers im Jahr 2010.

In der jüngsten Sitzung des Garser Gemeinderats wurde der Bebauungsplan für das neue Baugebiet „Schabinger Feld“ in Mittergars beschlossen. Eine lebhafte Debatte entbrannte jedoch um die Namensgebung einer neuen Straße. Der Vorschlag, die Straße nach dem KZ-Überlebenden Leslie Schwartz zu benennen, stieß auf geteilte Meinungen.

Gars – Eine umfangreiche Tagesordnung hatte der Garser Bauausschuss und Gemeinderat in jüngster Sitzung zu bearbeiten. Der erste Tagesordnungspunkt betraf das neue Baugebiet „Schabinger Feld“ in Mittergars. Nachdem die in der vergangenen Sitzung gewünschten Ergänzungen zum Natur- und Bodenschutz sowie die Empfehlungen zum Schutz vor Starkregen eingearbeitet worden waren, wurde der Bebauungsplan vom Gemeinderat nunmehr ohne weitere Wortmeldungen einstimmig formell beschlossen.

Überlebender KZ-Häftling

Eine deutlich längere Diskussion zu diesem Baugebiet sollte sich nun anschließen, stand doch die Frage auf der Tagesordnung, welchen Namen die durch dieses neue Baugebiet führende Straße erhalten sollte, damit alle an Erschließungs- und Baumaßnahmen Beteiligten schnell über eine klare Anschrift verfügen. Neben eher allgemeinen Vorschlägen brachte Dritter Bürgermeister Joachim Kraus den Vorschlag ein, die Straße nach Leslie Schwartz, einem überlebenden KZ-Häftling zu benennen. Kraus zeichnete dazu auch kurz Schwartz‘ im Alter von 14 Jahren beginnende Odyssee vom KZ Auschwitz über Dachau und Mühldorf bis zum Außenlager Mittergars auf. Nachdem Schwartz am Ende auch noch den Todesmarsch nach Seeshaupt überlebt und sich zunächst in den USA niedergelassen hatte, war er zurück nach Deutschland gekommen

Vorträge in Schulen

Hier hatte er wiederholt als Zeitzeuge in Schulen im Sinne von Versöhnung und Frieden, aber auch im Hinblick auf die sich aus der Vergangenheit ergebende, historischen Verantwortung berichtet. Die Gemeinderäte Inninger und Hubl sprachen sich ebenfalls für eine solche Namensgebung aus. Dem wurde entgegengehalten, dass eine solche Benennung allen in Mittergars bisher im Rahmen der dörflichen Struktur vergebenen Straßennamen zuwiderlaufen würde.

Wie sehen es die künftigen Anlieger?

Außerdem könne die Schreibweise Schwierigkeiten verursachen und man wisse nicht, wie die zukünftigen Anlieger dazu stünden. Der Vorschlag des Bürgermeisters, die Frage aufgrund des neuen Aspekts, an das Mittergarser Dorfforum zurückzugeben, von dem auch die anderen Vorschläge stammten, konnte sich nicht durchsetzen.

So beschloss man schließlich mit 8:5 Stimmen die Namensgebung „Kapellenweg“. Dem sich nach diesem Beschluss offenbar doch einstellenden gewissen Unbehagen wollte man dann Rechnung tragen, indem man darüber nachdachte, ob man nicht am Ortsrand liegende Straßen oder Wege ohne Bebauung, so zum Beispiel die Straße zur KZ-Gedenkstätte, nach Leslie Schwartz benennen könnte, was aber von den Befürwortern eines entsprechenden Gedenkens als eher „peinliche Alibilösung“ abgelehnt wurde.

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