Quelle nach langer Suche gefunden
Rätselhafter Gas-Geruch: Warum die Wasserburger und Eiselfinger Glück im Unglück hatten
Ein Spaziergänger bemerkte am Dienstagabend (24. September) einen verdächtigen Gas-Geruch in Wasserburg. Der Anfang einer langen Nacht für die Einsatzkräfte.
Wasserburg/Eiselfing – Zu einem ungewöhnlichen und sehr langen Einsatz ist es am Mittwochabend (24. September) in Wasserburg, beziehungsweise in Eiselfing gekommen. Ein Spaziergänger bemerkte gegen 18.30 Uhr am Wuhrbach in Wasserburg einen verdächtigen Gas-Geruch und alarmierte die Polizei.
Da der Ursprung des Gasgeruchs von den Beamten nicht lokalisiert werden konnte, wurden Einsatzkräfte der Feuerwehren Wasserburg und Bachmehring, sowie der Rettungsdienst, die Führungsgruppe Katastrophenschutz und mehrere Fachberater hinzugezogen. Der Gasgeruch war vereinzelt am Wuhrbach bis hin zur Rosenheimer Straße in Wasserburg, als auch zeitweise in Eiselfing, wahrnehmbar. Nach einer über dreistündigen Suche konnten die Einsatzkräfte die Quelle des Gasgeruchs in Eiselfing bei einer dort ansässigen Firma feststellen, teilt die Polizei Wasserburg in einer Presserklärung mit.
Bei dem Gas habe es sich um Schwefel-Wasserstoff gehandelt, der wohl durch eine Reaktion mit mehreren Stoffgemischen entstanden war, vermuten die Beamten. Messungen der Konzentration an mehreren Orten hätten aber ergeben, dass keinerlei Gefahr für die Bevölkerung und die Umwelt bestand, kann die Polizei beruhigen. „Hohe Konzentrationen von Schwefel-Wasserstoff können durch Einnahme über die Atemluft gefährlich werden. Jedoch waren die gemessenen Werte außerhalb des Firmengeländes unbedenklich. Weitere Maßnahmen zum Schutz von Einwohnern waren deshalb nicht notwendig“, so die Beamten.
Heinrich Lir, stellvertretender Kommandant der Wasserburger Wehr, war ebenfalls vor Ort. „Anfangs stellte sich die Lage noch etwas unklar dar, da wir kein Gas-Leck finden konnten“, erklärt er auf Anfrage. Auch Wasserburgs Bürgermeister Michael Kölbl sei informiert worden, „denn hätte sich die Situation verschärft, hätten wir Teile der Stadt evakuieren müssen“, so Lir. Der Einsatz sei glücklicherweise glimpflich ausgegangen und die Ursache konnte ausfindig gemacht werden. Trotzdem ein ungewöhnlicher Fall für den stellvertretenden Kommandanten und langjährigen Feuerwehrler.
Kontrolle der Übergabe-Station
Georg Reinthaler, Bürgermeister von Eiselfing und Feuerwehrmitglied in Bachmehring, war bei dem Einsatz ebenfalls dabei. Auf der Suche nach dem Gas kontrollierten die Einsatzkräfte auch die Abwasser-Übergabestation an der Hammerschmiede in Eiselfing. Beim Öffnen sei den Floriansjüngern „schwallartig der faulige Geruch“ des Schwefel-Wasserstoff-Gemischs entgegengekommen, das sich über die Kanalisation bis nach Wasserburg ausgebreitet habe, so Reinthaler. Auch die erste Vermutung, es könnte sich um sogenanntes „Faul-Gas“ handeln, das manchmal in der Kanalisation entstehe, zerstreute sich bei dem „stark-chemischen Geruch“ aus der Anlage, so der Bürgermeister.
Für solche Einsätze sei die Feuerwehr mit Spezialausrüstung ausgestattet. „Wir haben Test-Sets, um Proben zu entnehmen“, erklärt Reinthaler. „Mit Kellen holen wir das Abwasser aus den Schächten heraus und kontrollieren es“. Schnell habe sich herausgestellt, dass es sich um Schwefel-Wasserstoff handle, was eben auch den fauligen Geruch erkläre. Die Ursache konnte letztendlich im Eiselfinger Gewerbegebiet ausgemacht werden und die Ableitung in den Kanal sei sofort gestoppt worden, betont er. Gegen halb ein Uhr nachts – sechs Stunden nach der Erstmeldung – war der Einsatz dann beendet.
Geruchsbelästigung in Wasserburg und Eiselfing
Aktuell kann es im Stadtgebiet Wasserburg sowie im Gemeindegebiet Eiselfing zu Geruchsbelästigungen kommen, teilt das Landratsamt Rosenheim in einer Presserklärung mit. Es bestehe aber keine Gefahr für die Bevölkerung. „Grund hierfür ist ein technischer Defekt in einem Industriebetrieb, durch den am Mittwoch (25. September) Schwefel-Wasserstoff in den Abwasserkanal freigesetzt wurde. Eine Benachrichtigung über Warn-Apps wurde durch das Landratsamt Rosenheim veranlasst“, so die Behörde.
Dritter Großeinsatz in sieben Tagen
Es war bereits der zweite ABC-Alarm (atomarer-biologisch-chemischer Alarm) in den vergangenen sieben Tagen für die Bachmehringer Wehr, der dritte für die Wasserburger. Erst am Mittwochnachmittag (18. September) musste die Wehr zum Rewe-Markt in der Tegernau ausrücken. Dort war Kältemittel ausgetreten, vermutlich als Folge eines technischen Defekts der Kühlanlage. Am Dienstagabend (24. September) waren die Floriansjünger beim Garagen-Brand in Edling. Dort entstand aus einem noch unbekannten Grund ein Feuer in einer Werkstatt, die Hitzeentwicklung habe zur Ausdehnung von Spraydosen geführt, die mit einem lauten Knall explodiert waren.

