Diskussionsrunde zur Bundestagswahl
„Wir wollen endlich Taten sehen“: Landwirte richten klare Worte an Bundestags-Kandidaten
Enttäuschung und Verzweiflung: Der Verein „Landwirtschaft verbindet Bayern“ (LsV) hat Bundestagskandidaten aus dem Wahlkreis Altötting-Mühldorf zur Podiumsdiskussion geladen. Dabei mussten sich die Politiker einiges anhören.
Gars – „Am 23. Februar braucht ihr unsere Stimme. Im Gegenzug sollt ihr dann die nächsten vier Jahre unsere Stimme in Berlin sein!“ Mit dieser energischen Aufforderung eröffnete Bio-Landwirt Georg Eisner die Podiumsdiskussion mit Bundestagskandidaten aus dem Wahlkreis Altötting-Mühldorf.
„Warum soll ich wählen?“ war das Thema des Abends, den der Verein „Landwirtschaft verbindet Bayern“ (LsV) organisiert hatte. Rund 250 Teilnehmer waren gekommen.
Wut und Verzweiflung der Landwirte
Schon in Eisners hitziger Eröffnungsrede war sie spürbar: die aufgestaute Wut, die Enttäuschung und Verzweiflung der Landwirte, die ihre Existenz durch politische Entscheidungen, Einschränkungen und Vorgaben immer tiefer bedroht sehen.
Hilferufe und Proteste gab es von Seiten der Landwirte bereits viele – gehört, verstanden und ernst genommen fühlen sie sich nicht. Daher wollten die Bauern die Kandidaten genau unter die Lupe zu nehmen, sie mit Fragen und Anliegen konfrontieren und darauf hinweisen, dass die vielfältigen Missstände in der Landwirtschaft dringlich zu beheben seien.
Vier Kandidaten kamen – FDP und Grüne haben abgesagt
Rede und Antwort standen an diesem Abend Listenkandidatin Sophie Sontag-Lohmeyer (CSU) sowie die Direktkandidaten Jürgen Fernengel (SPD), Andreas Wahrlich (AfD) und Klaus Hamal (Freie Wähler). Zur Enttäuschung der Organisatoren hatten die Kandidaten der FDP sowie der Grünen kurzfristig abgesagt.
Durch die Diskussion führte Moderator Tom Föckersperger. Er sorgte für die Einhaltung der zeitlichen Vorgaben und die Prägnanz der Wortbeiträge sowie für eine sachliche und faire Gesprächsatmosphäre.
„Dem Mittelstand geht es beschissen“
„Wir Landwirte gehören zum Mittelstand Deutschlands. Der Mittelstand ist der Motor unseres Landes und dem geht es momentan beschissen. Durch immer mehr sinnlose Auflagen, die nicht nachzuvollziehen sind, nehmt ihr uns die Lust, weiterhin in der Landwirtschaft zu arbeiten“, so der harte Vorwurf Eisners. Als Inhaber und Betreiber eines Bio-Ziegenhofs und als Direktvermarkter aus Leidenschaft, berichtet der Agrarbetriebswirt aus seinem Berufsalltag. Der werde durch die zunehmende Bürokratie zunehmend erheblich beeinträchtigt. „Wir brauchen eine Politik, die auf uns schaut. Wieso traut ihr uns nichts mehr zu?“
Eisner gelang es damit, die Diskussionsrunde spannungsgeladen zu eröffnen. Diese diskutierte vor allem die Unzufriedenheit im Hinblick auf die Migrationspolitik, Fragen zum Abbau bürokratischer Hürden in der Landwirtschaft sowie zum EU-Handelsabkommen „Mercosur“. Auch die Energiepolitik, die Lage im Gesundheitswesen und die Forderung nach einer Aufwertung regionaler Produkte und zum wirtschaftlichen Aufschwung der deutschen Landwirtschaft waren Themen.
Alle Kandidaten mussten Kritik einstecken
Kritik einstecken mussten alle Kandidaten. Während sich Sontag-Lohmeyer (CSU) sich zuversichtlich zeigte, zum Teil auch kritisch reflektierend, Fernengel (SPD) wohlwollend und verständnisvoll , stellte Wahrlich (AfD) vielversprechende Verheißungen in Aussicht. Hamal (Freie Wähler) setzte auf das Berichten seiner eigenen Erfahrungen im Berufsalltag als Handwerksmeister.
Relativ unbeeindruckt vom Auftreten der Politiker, saßen ihnen an diesem Abend Menschen gegenüber, die sich nicht davon abbringen ließen, den Ernst der Lage emotionsgeladen und energisch zu verdeutlichen. Und so hatten sich die Kandidaten gegenüber zahlreichen Vorwürfen zu positionieren.
Schluss mit Floskeln und leeren Versprechungen
„Die Leute lassen sich nicht mehr mit Floskeln, leeren Versprechungen oder warmen Worten abspeisen“, sagte Tobias Grundner, Mitorganisator der Veranstaltung. „Wir wollen endlich Taten sehen! Wenn die Parteien jetzt nicht liefern, dann wird die Zahl der Protest- und Nichtwähler in den kommenden Jahren weiter steigen.“
Die Verzweiflung, aber auch die Hoffnung auf Veränderung der deutschen Landwirte sind größer denn je, so der Eindruck des Abends. Moderator Föckersperger schloss die Diskussion mit einem Appell an die Zuhörer: „Geht wählen! Ganz egal, welcher Partei ihr eure Stimme gebt, nicht zu wählen und dann die nächsten vier Jahre zu schimpfen, ist keine Option!“