Prostatavergrößerung
Probleme mit der Prostata: Urologie-Chefarzt erklärt die OP von König Charles
König Charles hat eine gutartige Prostatavergrößerung – wie die meisten Männer in seinem Alter. Ein erfahrener Urologie-Chefarzt erklärt die OP.
Vor dieser Volkskrankheit ist kaum ein Mann gefeit, sie trifft gekrönte Häupter wie den englischen König Charles genauso wie den Handwerksmeister Heinrich Mutz aus Niederbayern: Wenn Männer älter werden, bekommen die meisten von ihnen Probleme mit der Prostata. So haben bis zu 80 Prozent der über 60-Jährigen mit einer vergrößerten Vorsteherdrüse zu kämpfen. Oft helfen zunächst Medikamente, aber trotzdem kommen viele Patienten früher oder später um eine OP nicht mehr herum. „Natürlich legt sich niemand gerne unters Messer“, weiß Professor Christian Stief, Direktor der Urologie im LMU Klinikum. „Aber die verständliche Angst vor diesem Eingriff ist mittlerweile wirklich unbegründet. Denn dank der enormen Fortschritte in der Medizin ist er heute äußerst schonend und sehr sicher. Wir können den Patienten bei minimalem OP-Risiko viel Lebensqualität zurückgeben.“ Auch König Charles III. wurde Anfang 2024 an der Prostata operiert. Die kurz darauf gemeldete Krebserkrankung des 75-Jährigen soll allerdings nicht damit in Zusammenhang stehen, wie der Buckingham Palast in einer Pressemeldung versichert.
Was der PSA-Wert über mögliche Erkrankungen der Prostata aussagt
Wie aber unterscheidet man eine gutartige Prostatavergrößerung von einem Prostatakarzinom? Einen wichtigen Anhaltspunkt liefert der PSA-Wert, der nach einer Blutabnahme im Labor bestimmt wird. Dazu gibt es unter Urologen eine Faustregel: Man teilt das Volumen der Prostata durch 20, höher als das Ergebnis sollte der PSA-Wert nicht sein. Ein Beispiel: Wenn die Prostata 40 Millimeter misst, dann ist ein PSA-Wert von bis zu 2 im grünen Bereich. Liegt der PSA-Wert aber bei 4, gilt er als auffällig. In diesem Fall befragt der Urologe seinen Patienten, ob er sich zuletzt krank fühlte, etwa Brennen beim Wasserlassen oder starke Unterleibsschmerzen verspürte. Der Grund: Eine Prostataentzündung oder ein Harnwegsinfekt könnte den PSA-Wert in die Höhe getrieben haben. Allerdings ist auch ein Krebsgeschwür als Auslöser nicht ausgeschlossen. „Deshalb sollte man im Zweifel die Prostata mit einer Magnetresonanztomografie genauer untersuchen“, rät Professor Christian Stief, Direktor der Urologischen Klinik des LMU Klinikums.
Professor Christian Stief: Prostata beginnt ab etwa 35. Lebensjahr zu wachsen
„Bis etwa zum 35. Lebensjahr verändert sich die Größe der Prostata kaum, sie beträgt etwa 20 Milliliter. Danach beginnt sie kontinuierlich zu wachsen, wobei die Geschwindigkeit von der erblichen Veranlagung abhängt“, erklärt Stief. Die Gewebewucherung kann so groß werden, dass die Prostata die Harnröhre einengt und gleichzeitig auf die Harnblase drückt. Dadurch wird einerseits die Harnblase gereizt, die Betroffenen müssen oft zur Toilette. Andererseits fällt ihnen das Wasserlassen schwerer, weil der Urin schlecht abfließen kann. „Viele Patienten haben besonders morgens oder auch nachts Probleme. Sie müssen oft raus und häufig richtig nachdrücken, um ihre Blase zu entleeren“, erläutert Stief.
Prostata-Patienten haben oft Probleme beim Wasserlassen
Eine vergrößerte Prostata lässt sich relativ problemlos untersuchen. Dazu hält der Urologe einen Ultraschallkopf auf die Bauchdecke. Mit dem Gerät kann er unter anderem das Volumen bzw. die Größe der Prostata bestimmen und feststellen, ob sich noch Urin in der Blase befindet, sogenannter Restharn. „Restharn bildet sich, wenn die Blase die Einengung der Harnröhre nicht mehr überwinden kann. Das ist ein Zeichen einer beginnenden Dekompensation der Harnblase. In der Praxis zeigt sich das oft so: Der Patient geht alle zehn Minuten aufs Klo, hat aber nie das Gefühl, dass seine Blase danach wirklich leer ist.“
Solche Symptome solle man nicht auf die leichte Schulter nehmen, mahnt Stief. „Wenn man nichts dagegen unternimmt und die Vergrößerung weiter wächst, kann sich Urin nicht nur in der Blase stauen, sondern bis hinauf in die Nieren. Diese können irreparable Schäden nehmen. Im Gegensatz zur Leber können die Nieren nicht regenerieren.“
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Prostatavergrößerung zunächst mit Medikamenten oft gut behandelbar
In vielen Fällen lässt sich eine vergrößerte Prostata zunächst durch Medikamente in Schach halten. So gibt es unter anderem Mittel, die die Prostata entspannen und dadurch die Harnröhre wieder weiten. Dadurch können die Patienten wieder besser Wasser lassen. Andere Präparate blockieren die sogenannten Dehnungsrezeptoren der Harnblase - mit dem Effekt, dass man nicht mehr so oft zur Toilette muss. Eine dritte Tablettensorte lässt die Prostata sogar schrumpfen. „All diese Medikamente sind bestens erforscht und werden bereits seit Jahrzehnten angeboten. Sie sind gut verträglich und verursachen nur sehr selten Nebenwirkungen – weder kurz nach der Einnahme noch nach vielen Jahren“, analysiert Stief. „Es gibt nur wenige Gründe, sie nicht zu verordnen, beispielsweise dann, wenn die Patienten gleichzeitig unter Parkinson leiden. Für sie muss man andere Mittel auswählen.“
Urologie-Professor: OP bei vergrößerter Prostata heute viel schonender als früher
Zwar schlagen die Medikamente in der Regel gut an. Aber ihre Wirkung lässt irgendwann nach. „Erfahrungsgemäß helfen sie nach etwa fünf bis sieben Jahren nicht mehr“, weiß Stief. Dann steht eine OP an. Sie hat allerdings viel von ihrem Schrecken verloren und gilt heute in großen Zentren als Routineeingriff. Während es sich noch vor 20 Jahren um einen blutungsreichen und durchaus komplikationsträchtigen Eingriff handelte, können Spezialisten die Vergrößerung heutzutage minimalstinvasiv entfernen – ohne einen einzigen äußeren Schnitt. Stattdessen führen sie durch die Harnröhre ein filigranes Instrument ein. „Wir verwenden entweder einen winzigen Laser oder eine bipolare Schlinge, die Strom zum Schneiden nutzt“, erklärt Stief. „Damit wird das überschüssige Gewebe zunächst vorsichtig gelöst und dann abgesaugt. Hinterher wird im Labor sicherheitshalber untersucht, ob es sich auch wirklich um gutartiges Gewebe handelte und nicht um ein Karzinom.“
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Eingriff wegen vergrößerter Prostata dauert etwa 40 bis 60 Minuten
Bei dem Eingriff entfernt der Operateur das Gewebe von innen heraus. „Als Laie kann man sich das Prozedere vorstellen wie das Aushöhlen einer Organe. Man holt das Fruchtfleisch heraus, ohne die Schale zu beschädigen. Dadurch bewegt man sich in sicherem Abstand zu sensiblen Nerven an der äußeren Hülle der Prostata und zum Blasenschließmuskel. Die sexuelle Funktion wird nicht beeinträchtigt, und es kommt nur äußerst selten zu Inkontinenz.“ Mit dieser Technik können heutzutage auch Patienten mit einer extrem vergrößerten Prostata sicher operiert werden. Der Eingriff unter Vollnarkose dauert etwa 40 bis 60 Minuten. Hinterher müssen die Patienten nur wenige Tage in der Klinik bleiben. Der Effekt der OP hält lange an. So haben die Patienten nach einer Behandlung mit der bipolaren Schlinge in der Regel 15 Jahre lang keine Probleme mehr mit ihrer Prostata, nach der Laserenukleation, so der Fachbegriff, ist sogar rund 25 Jahre lang Ruhe.
Professor Christian Stief rät: Vor der Behandlung über die Klinik informieren
Obwohl es sich um einen Routineeingriff handelt, sollte man sich vorher über die Klinik informieren – beispielsweise im Internet auf der Seite www.weisse-liste.de oder im Krankenhausführer der AOK. Dort erfahren Patienten unter anderem, wie häufig in dem Haus gutartige Prostatavergrößerungen operiert werden. „Die Fallzahl ist ein wichtiges Kriterium. Wenn eine Klinik mehrere hundert solcher Eingriffe pro Jahr vornimmt, verfügt sie über die nötige Erfahrung und weist in der Regel eine geringere Komplikationsrate auf als Häuser mit nur wenigen Operationen“, sagt Stief. Im LMU Klinikum werden jedes Jahr beispielsweise 800 Patienten mit gutartigen Prostatavergrößerungen operiert.
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