Sommerferien und manche Feiertage
Zukunftsforscher nennt sieben Dinge, die es in 25 Jahren nicht mehr gibt
Ein Zukunftsforscher hat eine Vermutung, was bis Mitte des Jahrhunderts verschwinden könnte und was vielleicht sogar sein „Comeback feiert“.
Die Welt verändert sich jeden Tag. Manche Dinge, die vor zehn Jahren noch ganz normal waren, sind heute ein No-Go, zum Beispiel diese sexistischen und rassistischen Fernsehmomente. Einer, der sich damit beschäftigt, wie wir im Jahr 2050 leben werden, ist Tristan Horx. Der studierte Kulturanthropologe bezeichnet sich selbst als Junior-Futurist. Er beschäftigt sich mit New Work, Individualisierung, Lebensstilen und Megatrends. Also auch damit, was es in 25 Jahren nicht mehr geben könnte.
Darüber diskutieren Menschen auf Reddit immer wieder. Einige Amerikaner und Amerikanerinnen sind sich einig, dass zum Beispiel Klassentreffen oder private Feuerwerke, Wahlen in Wahlbüros oder große Hochzeiten verschwinden werden. Wie sieht es in Europa beziehungsweise in Deutschland aus? Wir haben den Zukunftsforscher um seine Meinung gebeten.
7 Dinge, die bis 2050 verschwinden könnten
Bei Klassentreffen und Feuerwerken ist Horx anderer Meinung. Weil es neue Algorithmen nicht mehr zuließen, hätten soziale Medien heute kaum mehr den Effekt, dass man seinen eigenen sozialen Kreis mitverfolge, so wie es die Idee von Facebook früher einmal war. „Analoge Veranstaltungen wie Klassentreffen könnten also ein Comeback feiern“, sagt er BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA.
Bei Feuerwerken sei es zwar so, dass diese immer mehr verboten werden, doch dies mache sie natürlich für bestimme Gruppen wieder interessant. Bei Hochzeiten und Wahlen stimme er den Menschen auf Reddit zu: Da verändere sich auch im deutschsprachigen Kulturkreis einiges. Insgesamt nennt Horx BuzzFeed News Deutschland sieben Dinge, die bis 2050 verschwinden könnten.
1. Abwertende Hochzeitsrituale
„Hochzeiten werden immer kleiner und intimer und immer mehr des Budgets wird für die Flitterwochen verwendet werden“, sagt Horx. Bei Hochzeiten würden Paare meistens Geld für andere ausgeben. Das stehe im Gegensatz zu einem immer größer werdenden „Wunsch nach kleinerem sozialen Selbstbezug“.
Gleichzeitig sei eine Hochzeit früher ein Deal zwischen zwei Vätern gewesen, die Logik der Mitgift passe nicht in eine gleichberechtigte Gesellschaft. Ebenso wenig wie Hochzeitsrituale, die Frauen- und Männer-Klischees bedienten. Er denke da an den Brautklau oder den Ehrenkranz in Österreich, wo der Bräutigam Münzen unter das Kleid der Braut kehre. „Das Konzept der Ehe, beziehungsweise das Bedürfnis, einen Lebensabschnittspartner zu besiegeln, wird bleiben. Aber das Abwertende rund um dieses Ritual wird immer weniger.“
2. Mutterschutz
Auch das Ritual beziehungsweise die Kulturform Mutterschutz sieht Horx als etwas an, das in 25 Jahren verschwinden wird. „Ich glaube, Mutterschutz wird eher zum Familienschutz wie in Skandinavien, wo man sich das einfach einteilt, je nachdem, wie es geht. Das sind wir in Deutschland teilweise noch sehr weit hinten.“
3. Persönlich wählen gehen
Ebenso wie die Amerikanerinnen auf Reddit, glaubt auch Horx, dass wir in 25 Jahren nicht mehr persönlich wählen gehen. „Eines Tages hat man eine digitale Identität, mit der man sich quasi nur noch einloggen muss“, sagt er BuzzFeed News Deutschland. So könne seines Erachtens auch die „Hemmschwelle, wählen zu gehen“ sinken.
4. Sommerferien
„Sommerferien als Konzept: Dass es das noch gibt, treibt mich in den Wahnsinn“, sagt der Zukunftsforscher. „Unser Schulsystem steckt gefühlt noch im Agrarzeitalter. Die Sommerferien gibt es ja, weil damals zur Erntezeit die ganzen Jungs zurück aufs Land und bei der Ernte helfen mussten.“ Heute sei ein so langer Block an Urlaub „nicht mehr zeitgemäß“. Auch, weil Eltern in den Sommerferien ein Betreuungsproblem haben, sagt eine Soziologin BuzzFeed News Deutschland.
5. Feiertage
„Die katholischen Feiertage sind angezählt“, sagt Horx. Da müsse man sich nur die Kirchenaustritte ansehen. Schon jetzt würden Feiertage größtenteils nicht mehr genutzt, um Gott zu huldigen, sondern eher um sich von der Arbeit zu entspannen. Nur saisonale Feste wie Weihnachten, die würden vermutlich bestehen bleiben.
6. Das Konzept „Arbeitszeit“
„Arbeitszeit als Kulturform wird immer mehr verschwinden“, sagt Horx BuzzFeed News Deutschland. „Abgesessene Arbeitszeit ist in Deutschland eine Institution.“ Produktivität anhand dieser abgesessenen Zeit zu messen, sei jedoch nicht mehr zeitgemäß. Würden Arbeitszeit und Produktivität linear korrelieren, hätte unsere Produktivität innerhalb der letzten 50 Jahre stets heruntergehen müssen. Das sei nicht passiert.
Heute passen wir Arbeit an Arbeitszeit an, aber das „ist noch immer die falsche Diskussion“, sagt Horx. Für viele Berufe ergäbe es Sinn, nicht mehr nur in Arbeitszeit zu denken, das zeige auch die Home-Office-Diskussion. Natürlich gebe es auch weiterhin Berufe, in denen Zeit ein sinnvoller Produktivitätsindikator sei, Bereitschaftsdienste etwa. Auch ein Polizist könne nicht danach bezahlt werden, wie viele Menschen er verhafte. „Aber solche Berufe werden immer weniger. Klassische Schicht-Betriebsberufe wie der LKW-Fahrer oder der Mitarbeitende im Amazon Warehouse – das ist 2050 passé.“
7. Social Media
„Dass wir unser Smartphone immer am Tisch dabeihaben, das wird wieder zurückgehen“, glaubt Horx. „2050 wird Social Media wie Rauchen und Trinken sein.“ Er spricht von einem „Gegentrend“ zur Digitalisierung, den vor allem die junge Generation Z und Generation Alpha einleite. Dazu passe auch, dass die Entwicklung des Metaverse nicht vorangehe, dass Apple und Microsoft ihre VR-Brille nicht mehr produziere oder die Produktion gedrosselt haben.
Das Problem unserer Smartphones sei der „Hollow Flow“, also dass man 20 Minuten durch eine App scrolle und danach nicht mehr wisse, was man gesehen habe. Vor allem für Kinder und Jugendliche sei dieser „digitale Informationskonsum“ eine „echte Gefahr“. Australien habe schon ein Mindestalter von 16 Jahren für soziale Medien eingeführt. „Man sieht, dass da gerade die Korrekturschleife beginnt, weil eine Generation schreit: ‚Leute, ihr habt uns digital verseucht und wir wissen nicht, wie wir da herauskommen!‘“
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