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Symptomatik

Psychiaterin erklärt mögliche Hintergründe der Messerattacke in Aschaffenburg

Ein Mann greift wie aus dem Nichts ein Kind mit einem Messer in einem Park in Aschaffenburg an. Was dahinter stecken könnte, erklärt eine Psychiaterin.

Nach dem tödlichen Messerangriff in Aschaffenburg befindet sich der mutmaßliche Täter in einem psychiatrischen Krankenhaus. Er soll am Mittwoch (22. Januar) in einem Park in Aschaffenburg einen Jungen aus einer Kindergartengruppe mit einem Küchenmesser angegriffen haben. Der zweijährige Junge marokkanischer Herkunft und ein Mann aus Deutschland, der eingeschritten sein soll, starben.

Der 28-jährige Verdächtige aus Afghanistan habe laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann Anfang Dezember 2024 gegenüber den Behörden schriftlich angekündigt, ausreisen zu wollen – es aber offensichtlich nicht getan. Zuvor sei der Verdächtige wegen Gewalttaten aufgefallen, zur psychiatrischen Behandlung eingewiesen und wieder entlassen worden. Bei einer Tat soll der Mann unter dem Einfluss von Cannabis gestanden haben. In seiner Unterkunft habe man Medikamente zur Behandlung psychischer Krankheiten gefunden. Zudem habe er aufgrund einer psychischen Erkrankung unter Betreuung gestanden.

Geflüchtete erleben traumatische Erlebnisse und sind von psychischen Erkrankungen betroffen

Neben Schuldzuweisungen und Forderungen geht es in der Debatte nach dem Messerangriff auch um die psychische Verfassung des mutmaßlichen Täters, der 2022 nach Deutschland kam. Nach Erkenntnissen der Arbeitsgemeinschaft psychosozialer Zentren (BAfF) erlebten 87 Prozent der Geflüchteten in Deutschland Ereignisse, die ein Trauma auslösen können. Rund 30 Prozent seien von einer depressiven Erkrankung oder einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) betroffen, bei der Betroffene ein Trauma etwa durch Flashbacks oder Albträume wiedererleben. Inwiefern Gewalterlebnisse zu einer Traumafolgestörung führen, hänge laut BafF stark von den Lebensbedingungen nach der Flucht ab.

Wie sich PTBS äußern kann, weiß Dr. Victoria Engelmann. Sie ist forensische Psychiaterin und beschäftigt sich mit der Begutachtung und Behandlung psychisch kranker Straftäter. Symptome seien unter anderem „erhöhte Reizbarkeit oder Wutausbrüche, psychische Übererregbarkeit, emotionale Taubheit und dissoziative Zustände, bei der Betroffene die Integration von Erinnerung, Identität, Bewusstsein verlieren“, sagt sie BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Es sei jedoch „statistisch gesehen sehr selten“, dass Delikte während solch eines dissoziativen Zustandes begangen würden. Viel häufiger komme es vor, dass PTBS-Erkrankte eine Suchterkrankung entwickelten.

Polizisten nahmen den Verdächtigen kurz nach der Tat in Aschaffenburg fest.

Psychiaterin über mögliche psychische Erkrankung des Tatverdächtigen von Aschaffenburg

Der Tatverdächtige des Messerangriffs in Aschaffenburg könnte laut Engelmann unter einer schizophrenen oder drogeninduzierten Psychose leiden. Die beim mutmaßlichen Täter vermutete psychische Erkrankung liege „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ der Tat zugrunde, sagt Engelmann BuzzFeed News Deutschland.

Eine produktiv-psychotische Symptomatik beinhalte sehr oft ein wahnhaftes Bedrohungs- und Verfolgungserleben. „Betroffene fühlen sich fremdbeeinflusst und sehen sich gezwungen, sich ‚zu wehren‘ oder ‚zuerst anzugreifen‘“, erklärt Engelmann. Viele Patienten litten an Phonemen („Stimmenhören“), welche ihnen Befehle erteilen können, jemanden zu verletzen oder gar zu töten.

An Psychose erkrankte Täter könnten vielfältig fremdaggressive Delikte begehen, von einer „einfachen“ Körperverletzung und Bedrohung bis zum Totschlag. „Einen Unterschied, ob die Opfer Kinder oder Erwachsene sind, gibt es bei wahnhaft motivierten Tätern größtenteils nicht“, sagt Engelmann. Während einer akuten Psychose würden die Betroffenen den Bezug zur Realität verlieren, sie seien weder kritik- noch urteils- noch gegebenenfalls steuerungsfähig und hätten oft keine Krankheitseinsicht.

Ob beim mutmaßlichen Täter die Schuldfähigkeit bei der Tat in Aschaffenburg vermindert gewesen sein könnte oder er tatsächlich schuldunfähig war, müssen die Ermittlungen zeigen. Die Polizei versucht unter anderem zu klären, ob der Afghane die Kinder einer Kita-Gruppe gezielt angriff.

Rubriklistenbild: © Daniel Löb/dpa

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