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Das sagen unsere Leser

Tourismus-Unmut im BGL: „Die Geister, die ich rief“, „Jetzt jammert man“

Leser Ewald Fiegert vor dem Königssee
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Leser Ewald Fiegert, hier vor dem Königssee, macht regelmäßig im Berchtesgadener Land Urlaub. Auch er bemerkt, wie unsensible Touristen der Region zusetzen.

Das Berchtesgadener Land ächzt unter den Touristenmassen, die Jahr für Jahr die Region besuchen - das hat eine Umfrage ergeben. Unsere Leser haben zwar Verständnis für die Einheimischen, befinden die Problematik aber als hausgemacht.

Berchtesgadener Land - Ein traumhaftes Bergpanorama mit dem beeindruckenden Watzmann, der türkisblaue Königssee: Es ist kein Wunder, dass das Berchtesgadener Land mit rund 3,3 Millionen Übernachten pro Jahr zu den beliebtesten Urlaubsregionen Deutschlands gehört, so Zahlen des Bechtesgadener Landratsamtes. Davon profitiert die Region natürlich finanziell - doch zunehmend macht sich Unmut in der Bevölkerung über die Touristenmassen breit. Im Rahmen des Gastgebertag vom Bergerlebnis Berchtesgaden wurden die Ergebnisse einer Studie zur Tourismusakzeptanz unter den Einwohnern des BGLs vorgestellt. Und die stellen ein eher bescheidenes Zeugnis aus: Für 52 Prozent der rund 1500 Teilnehmer ist die Region sehr überlaufen. In ihrem Alltag fühlen sich 49 Prozent durch die Gäste gestört. Und gerade einmal 32 Prozent finden, dass bei der touristischen Entwicklung in der Region ihre Bedürfnisse ausreichend berücksichtigt werden.

Besonderes Problemkind: Der Verkehr. 92 Prozent stimmten zu, dass es durch den Tourismus verstärkte Verkehrsprobleme gibt. Außerdem würden vielen Touristen das persönliche Eigentum Einheimischer missachten (73 Prozent) und durch die Touristen werde vieles teurer (72 Prozent). Zur Aussage „In meinem Umfeld gibt es so viele Touristen, dass man sich oft gar nicht mehr richtig zu Hause fühlt“ votierten 53 Prozent mit einem „Ja“.

Weltweit viele Regionen vom Tourismus belastet

Nicht nur im Berchtesgadener Land sind die Einheimischen überlastet, auch in anderen Urlaubsregionen auf der ganzen Welt beschweren sich die Einwohner. Zum Beispiel in Spanien: Vor allem auf den Kanaren und den Balearen, aber auch in Städten wie Barcelona gibt es regelmäßig Proteste gegen die Touristenströme. Mallorca leidet seit jeher unter Besuchern, die sich am Ballermann daneben benehmen. Auch in Italien regt sich Widerstand gegen die Massen, die Jahr für Jahr in beliebte Städte wie zum Beispiel Venedig pilgern. In der Lagunenstadt soll deshalb künftig ein Eintrittsgeld für Tagestouristen verlangt werden, die erste Testphase dafür findet 2024 statt.

Der Tourismus ist ein zweischneidiges Schwert: Zum einen verdanken ihm viele Regionen Wohlstand und gute Infrastruktur. Zum anderen leidet das Ökosystem oft stark unter den vielen Besuchern, gerade in sensiblen Regionen wie dem Berchtesgadener Land, und auch die Einheimischen sind durch die Touristenmassen und den vielen Verkehr eingeschränkt. Auch in den Zuschriften, die unsere Redaktion erreicht haben, spiegelt sich Verständnis für die Bevölkerung im Berchtesgadener Land. Doch viele sehen das Problem als hausgemacht an:

Touristenmassen im BGL - das sagen unsere Leser dazu

Viktoria Langer

Wir reisen jedes Jahr ca. drei Mal ins schöne Berchtesgaden und wir lieben es einfach hier. Aber was die Hotelpreise für die Übernachtung angeht, bin ich echt erschrocken. Preise, die man als vierköpfige Familie nicht zahlen kann. Wenn ich dann andere touristische Gäste mit Stöckelschuhen oder Flipflops die Berge rauf gehen sehe, schüttel ich nur noch den Kopf. Parkplätze ohne Rabatt, gut, wir fahren nur mit dem Bus, aber ärgerlich, da es von den Gastgebern heißt es gäbe eine Parkplatz-Ermäßigung für Touris.

Leserin Viktoria Langer

Ewald Fiegert

Die Geister, die ich rief... Früher galt es als altmodisch, in die Berge zum Wandern zu fahren, dann setzte plötzlich ein Boom ein, auch weil die Tourismusverbände mit Bussen durch die Großstädte tingelten und kräftig die Werbetrommel rührten. Das endgültige Aus für den Bergfrieden kam dann in Covidzeiten... Plötzlich kamen die ganzen Ägyptischen Muscheltaucher und meinten, sie müssten mal schnell mit Turnschuhen und kurzen Hosen den Watzmann überqueren... Als ich 2021 das letzte mal in BGD war, sah es teils furchtbar aus im Wimbachgriess, man könnte heulen, überall MC Donalds Verpackungen, Bierflaschen usw.... Vielleicht sollte man im BGL auch mal über eine Bettenbegrenzung nachdenken wie in Südtirol.

Peter WInkler

Das Problem der Berchtesgadener ist schon uralt... aus den 60‘ern. Es wurde eine Behörde installiert, um den Tourismus anzukurbeln. Leider wurde übers Ziel hinausgekurbelt und nun stellt man fest, „es ist zuviel“. Das gleiche Problem hat nicht nur Berchtesgaden, sondern auch Oberstdorf im Allgäu, sowie viele andere Tourismusgebiete in Deutschland. Jetzt jammert man, da vieles auf Kosten der Natur verunstaltet wurde. z.B. ein Haus der Berge mitten in den Bergen? Vielleicht noch zu vertreten wenn dort in Blindenschrift die Umgebung dargestellt wird. Oder man baut Sportstätten in absolut sichere Berghänge, die dann Millionenschäden verursachen. Es ist mit Tourismus genug verdient, um mit Hilfe namhafter auswärtiger Städteplaner die natürliche Umgebung umzugestalten und jede nachfolgende Generation jammert dann „es ist nicht mehr das, was es einmal war“. Aber immerhin... man ist mit dem modernen Zeitgeist mitgewandert.

Volker Kosancic

Vor ein paar Jahren wurde gefühlt der Jenner umgegraben für ein super tolles Skigebiet und nun wird es zugemacht, weil es sich nicht lohnt wegen der mangelnden Schneelage. Die durchgeführten Eingriffe in die Natur bleiben.

Karin Selinger

Was einst ein kleines Pflänzchen war, ist heute ein riesiger Baum, der riesige Schatten wirft. Da wird die Werbetrommel gerührt, alles fit gemacht für den Touristen, Schigebiete, Bergbahnen, ganze Erlebniswelten auf den Berg geklatscht und wenn die Touris dann in Strömen darüber herfallen, ist das dann zu viel! Wir haben einmal vom Chiemsee aus einen Ausflug gemacht an den Königssee. Nie, nie, nie wieder! Da trifft der Spruch: „Die Geister, die ich rief....“ so was von zu! Grauenvoll! Und nicht nur dort! Da heißts dann nicht mehr Wandergebiet, sondern Arena, gespickt mit Mountainbike Trails, Riesenrutschen am Berg, da möchte niemand mehr wandern! Ausverkauf einer wunderschönen Bergwelt, für die ich immer große Achtung und Ehrfurcht empfinden werde! Aber heute muss es halt immer Action sein! Der Touri will was geboten bekommen, dahin hat man ihn ja auch erzogen. Damit er genau hier sein will in seinem Urlaub!

Leserin Karin Selinger

Eure Meinung ist gefragt

Könnt Ihr den Unmut der Berchtesgadener Bevölkerung nachvollziehen? Oder findet Ihr, die Vorteile des Tourismus für die Region werden zu sehr vernachlässigt? Schließt Ihr Euch den Vorrednern an und empfindet den Ursprung der Problematik als hausgemacht, oder seht Ihr andere Auslöser? Schickt uns Eure Meinungen an leserbriefe@ovb24.de (Kennwort Tourismus) mit Eurem Namen und Eurem Wohnort und am besten noch mit einem Foto von Euch. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe samt Namen und Wohnort anschließend in einem entsprechenden Artikel.

Anm. der Red.: Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften entsprechend zu kürzen oder die Veröffentlichung gegebenenfalls ohne Angabe von Gründen zu verweigern.

fso

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