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Apotheker gibt Einblick

Silvester in der Notapotheke: „Man weiß nie, was einen in dieser Nacht erwartet“

Ein Apotheker berichtet von seiner Nachtschicht in einer Not-Apotheker in der Silvesternacht.
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Ein Apotheker berichtet von seiner Nachtschicht in einer Not-Apotheker in der Silvesternacht.

Während andere feierten, stand er in der Apotheke: Philipp Lauterbach (31) hat die Silvesternacht damit verbracht, in der Notapotheke Menschen zu helfen. Ein Einblick in einen stets unvorhersehbaren Notdienst.

München – Philipp Lauterbach hat in der Silvesternacht sehr oft das Wort „Danke“ gehört. Er hat in der Sani Plus Apotheke im Münchner OEZ den Notdienst gemacht. Der ist in der Silvesternacht noch etwas länger als die üblichen zwölf Stunden, weil die Apotheken schon am Nachmittag schließen. Deshalb hatte Lauterbach Unterstützung von seinem Bruder Moritz, der ist ebenfalls Apotheker und hat die ersten drei Stunden übernommen.

Ab 19 Uhr, als die meisten Menschen mit Familie und Freunden zusammensaßen und ins Neue Jahr reinfeierten, stand der 31-Jährige in der Apotheke und hat all denen geholfen, die dringend ein Medikament gebraucht haben. Die ersten Stunden hat er vor allem Ibuprofen und Erkältungsmittel ausgegeben, später kamen auch ein paar Brandwunden dazu, berichtet er. Es sind eher leichte Verbrennungen, um die sich Apotheker wie Philipp Lauterbach kümmern. „Wer sich schwerer verletzt, zum Beispiel durch Feuerwerkskörper, fährt direkt in die Notaufnahme“, berichtet er. Aber besonders in der Silvesternacht kommt es auch häufig zu Verletzungen beim Fondue- oder Raclette-Essen. „Ein paar Gels musste ich schon ausgeben“, sagt Lauterbach.

Die Silvesternacht ist immer etwas Besonderes

Er und sein Bruder haben viel Notdiensterfahrung – aber die Silvesternacht ist trotzdem immer etwas Besonderes, sagt er. „Man weiß nie, was einen in dieser Nacht erwartet.“ Langweilig ist es ihm bei seinem Dienst mal wieder nicht geworden, bis 2, 3 Uhr kamen kontinuierlich Kunden, die Hilfe brauchten. Erst danach wurde es etwas weniger, berichtet er. Die Apotheke verlassen durfte Lauterbach trotzdem nicht. Er hätte zwar eine Möglichkeit, sich dort kurz hinzulegen. Aber das gelingt ihm eigentlich nie, erzählt er. Dafür steht er in so einer Nacht viel zu sehr unter Strom. Die frühen Morgenstunden nutzte er, um Liegengebliebenes wegzuarbeiten oder Emails zu beantworten. Erst um halb 9 ist er nach Hause gefahren und hat sich für ein paar Stunden hingelegt, bevor er zumindest den Neujahrstag mit seiner Familie verbrachte.

Mitternacht: Ein kleiner Moment der Ruhe

Einen kleinen Moment der Ruhe gab es nachts aber für ihn, erzählt er. Um Mitternacht, als überall in Bayern auf das neue Jahr angestoßen wurde. Philipp Lauterbach stand allein am Fenster, sah sich das Feuerwerk an – und hat kurz darüber nachgedacht, was 2025 wohl bringen wird. Nicht nur in privater Hinsicht. Es ist keine leichte Zeit für Apotheker im Moment, sagt er. Immer mehr seiner Kollegen geben auf. Insgesamt könnte die Zahl der Apotheken in Deutschland bald unter die Marke von 17.000 rutschen. „Das sind 5000 weniger als zu Spitzenzeiten“, sagt er. Der Druck auf Apotheker sei groß, die Bürokratie enorm. Die Vergütung für rezeptpflichtige Arzneimittel ist trotz gestiegener Personal- und Sachkosten seit vielen Jahren nicht angepasst worden, auch der Medikamenten-Versandhandel macht vielen Apothekern zu schaffen. Durch den Bruch der Bundesregierung ist die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante Reform nun wohl zunächst vom Tisch. Philipp Lauterbach ist nicht der einzige Apotheker in Bayern, der sich fragt, was im neuen Jahr auf ihn und seine Kollegen zukommen wird.

Aber dann gibt es auch wieder die Momente, die ihm bewusst machen, warum er diesen Beruf gewählt hat. Und von ihnen gab es auch ein paar in der Silvesternacht. „Alle Kunden waren sehr dankbar für die Hilfe, die sie in der Apotheke bekommen haben“, erzählt er. Niemand war gereizt oder wegen der Schmerzen unhöflich. Allen rund 80 Kunden konnte Philipp Lauterbach in der Silvesternacht zumindest ein wenig helfen. „Sie schätzen unser Notsystem“, sagt der 31-Jährige. Das macht es ihm leichter, gelegentlich schlaflose Nächte in der Apotheke zu verbringen.

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