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Konkurrenz durch Online-Handel

„Apotheken-Sterben“ immer dramatischer: Wie stark Rosenheim betroffen ist und wie es 2025 weitergeht

Immer mehr Apotheken müssen schließen, auch in Rosenheim wurden es 2024 weniger.
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Immer mehr Apotheken müssen schließen, auch in Rosenheim wurden es 2024 weniger.

Es ist ein bedrohlicher Zustand: Im Jahr 2024 mussten in Bayern außergewöhnlich viele Apotheken schließen. In und um Rosenheim haben drei von ihnen dichtgemacht. Das könnte nicht das Ende sein. Welchen Anteil heute die Online-Apotheken haben und ob womöglich weitere Geschäfte schließen müssen.

Rosenheim – Das Sterben geht weiter. Und es geht immer schneller. Die Zahl der Apotheken ist auf ein neues Rekordtief gesunken. Problematisch sei vor allem die Geschwindigkeit der Rückgänge, schlägt die Bundesvereinigung der deutschen Apothekerverbände (ABBA) Alarm. Auch vor Rosenheim macht das „Apothekensterben“, wie es die Apotheker nennen, keinen Halt. Nach der Rathaus-Apotheke machte im September 2024 die Prinzregenten-Apotheke zu. Im selben Monat schloss in Rott am Inn die Claudius-Apotheke nach fast 120 Jahren. Das Ende könnte aber nicht erreicht sein.

Apotheken wegen Unterfinanzierung im freien Fall

„Wir befinden uns nach wie vor im freien Fall“, sagt Florian Nagele, Pressesprecher vom Bayerischen Apothekerverband für Rosenheim und selbst Inhaber einer Apotheke unter anderem in Kolbermoor. Er geht davon aus, dass 2024 im ganzen Land über 500 Apotheken nicht „überlebt“ haben. Allein in Bayern schlossen seit Juli rund 30 Apotheken – bei vier Neueröffnungen. Das sei aber kein Wunder, da „nach wie vor nichts passiert ist, um dem entgegenzutreten“, kritisiert Nagele.

Das größte Problem für die Pharmazeuten ist immer noch die nicht angepasste Bezahlung. Seit 2013 habe es keine Anpassung der Vergütung für rezeptpflichtige Arzneimittelpackungen gegeben. Das mache jedoch 80 Prozent des Umsatzes aus, gab Nagele schon vor Monaten zu bedenken. Passiert ist seither aber nichts – trotz der steigenden Geschäftsschließungen. Nach wie vor erhalten die Apotheken pro abgegebener Packung 8,35 Euro. Davon müsse allerdings noch der Abschlag für die Krankenkassen abgezogen werden, der im Gegensatz schon erhöht wurde. Genauso seien Personal-, Strom- und weitere Nebenkosten gestiegen.

Online-Apotheken als Konkurrenz

Ein weiterer Dorn im Auge einiger Apotheker sind die Online-Versandhändler für Medikamente, die zunehmend in der Werbung mit prominenten Persönlichkeiten auftauchen. Welchen Anteil diese an der schwierigen Situation der Apotheken genau haben, konnte eine Sprecherin der bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) auf OVB-Anfrage nicht beantworten. „Grundsätzlich haben aber Vor-Ort-Apotheke auch klare Vorteile im Vergleich zum Online-Versandhandel“, sagt sie. Zum Beispiel: Pharmazeutische Dienstleistungen, wie die Medikationsberatung, wenn mehrere Medikamente gleichzeitig eingenommen werden müssen oder das rechtzeitige Erkennen von zu hohem Blutdruck.

Auch ein anderer vermeintlicher Vorteil der „Online-Apotheke“ sei der BLAK-Sprecherin zufolge gar nicht so groß. „Die meisten Apotheken bieten mittlerweile einen Botendienst an, sodass Arzneimittel zumeist taggleich zu den Patienten nach Hause geliefert werden“, sagt sie.

Weitere Schließungen in der Region nicht ausgeschlossen

Dennoch brauche es „zwingend einen Bürokratieabbau und verlässliche politische Rahmenbedingungen, um die Vor-Ort-Apotheken zu stabilisieren und künftig zu stärken sowie Anreize für Apothekenneugründungen“. Ansonsten schaue es schlecht aus. Wenn sich die wirtschaftliche Situation für die Apotheken nicht zeitnah verbessert, werde sich der Trend der Schließungen höchstwahrscheinlich fortsetzen, befürchtet die Kammer-Sprecherin. Eine genaue Prognose für 2025 gebe es aber noch nicht.

Florian Nagele rechnet damit, dass im kommenden Jahr sogar 600 Apotheken aufgeben könnten. Ob davon auch welche in Rosenheim betroffen sind, will er nicht spekulieren. Bislang sei ihm aber keine Apotheke bekannt, die absehbar schließen wird. Allerdings könne das auch spontan gehen. Ein wenig Hoffnung gibt es Nagele zufolge aber auch. Die umstrittenen Reform-Pläne von Noch-Gesundheitsminister Karl Lauterbach, die Apotheken ohne ausgebildete Apotheker möglich machen sollten, sind mit der Auflösung der Ampel-Koalition erstmal auf Eis gelegt.

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