Bundespolizei Rosenheim greift große Zahl an Migranten auf
„Schleuser werden skrupelloser“: Flüchtlinge liegen in Fäkalien – Kinder laufen an A8 in der Region
Die Zahl der illegalen Einreisen in die Region nimmt seit einigen Wochen deutlich zu. Und die Schleuser werden immer skrupelloser, wie die Bundespolizei berichtet. Oft ist es pures Glück, dass die Flüchtlinge die Fahrt unverletzt überstehen.
Rosenheim/Passau – Der Kleinbus hatte acht Sitze – doch in dem Wagen befanden sich 19 Migranten. Die Menschen saßen teils aufeinander oder waren in den Kofferraum gepfercht. Und als wäre diese Fahrt nach Deutschland nicht schon lebensgefährlich genug, stellten die Bundespolizisten auch noch fest, dass der 45-jährige Fahrer unter Drogen stand. Diese halsbrecherische Schleusung stoppten die Polizisten im August in der Grenzregion bei Freilassing. Aber sie ist alles andere als ein Einzelfall. Seit einigen Wochen nimmt die Zahl der Schleusungen in den Grenzregionen zu Österreich und Tschechien deutlich zu. Allein am vergangenen Wochenende hat die Bundespolizei Rosenheim 65 Migranten aufgegriffen, die unerlaubt eingereist waren. Die Bundespolizei in Passau meldet sogar über 150 Aufgriffe in nur drei Tagen.
„Tendenziell steigen die Zahlen gegen Ende des Sommers jedes Jahr“, sagt Rainer Scharf, Sprecher der Bundespolizei in Rosenheim. Viele Menschen würden noch vor dem Winter versuchen, über die Grenzen zu kommen. Intensiver, als sie es schon macht, könne die Bundespolizei nicht kontrollieren, sagt Scharf. Nicht nur auf den Autobahnen 93, 8 und 3 gibt es stationäre Kontrollen – sondern auch auf vielen Nebenstrecken.
Auch Daniel Gibis von der Passauer Inspektion berichtet, dass die Schleusungszahlen im August erheblich angestiegen seien. Eine detaillierte Auswertung liege zwar noch nicht vor. Aber schon die Bilanz der ersten sieben Monate in diesem Jahr hatte sechs Prozent mehr Aufgriffe als im Jahr 2022 ergeben. „Und diese Quote wird in den kommenden Monaten mit Sicherheit noch sehr nach oben gehen“, sagt Gibis. Als Reaktion auf diese Entwicklung haben die Passauer Bundespolizisten eine zusätzliche Kontrollstation an der B12 bei Kirchdorf am Inn aufgebaut. Die Hauptherkunftsländer der Migranten sind aktuell Syrien, die Türkei und Afghanistan, berichten Scharf und Gibis.
Und noch etwas ist in beiden Inspektionen aufgefallen: „Die Schleuser werden immer skrupelloser und menschenverachtender“, berichtet Rainer Scharf. Die Beamten würden nicht nur regelmäßig völlig überfüllte Fahrzeuge aufhalten. In Rohrdorf an der A8 entdeckten sie vor Kurzem zwei Menschen in einem Lkw-Auflieger, die seit Tagen eingezwängt zwischen den Paletten in ihren Fäkalien ausharren mussten.
Bei Frasdorf setzten Schleuser vor einigen Wochen eine sechsköpfige Familie einfach an der A8 aus, drei der Kinder waren minderjährig. Die Familie war eine Stunde lang an der Autobahn entlang gelaufen, bevor sie aufgegriffen wurde. In Kirchdorf am Inn verunglückte ein Kleintransporter, als er versuchte, vor einer Kontrolle zu flüchten. Im Wagen waren 19 Syrer eingezwängt. Wie durch ein Wunder überstanden sie den Unfall unverletzt. Die Menschen zahlen für diese lebensgefährlichen Fahrten hohe Beträge. Der Mann, der am Montag elf Menschen in einem Fünf-Sitzer auf der A93 über die Grenze gebracht hatte, hatte für diese Tour einen mittleren fünfstelligen Betrag kassiert, berichtet Scharf. „Es geht bei diesem menschenverachtenden Geschäft nicht um Schicksale“, betont er. „Sondern nur darum, so schnell so viele Menschen wie möglich einzuschleusen.“
In Achensee in Tirol hatte die Polizei einen Schleuser in einem BMW X1 vor ein paar Tagen nach einer hochgefährlichen Verfolgungsjagd gestoppt. Er raste in eine Straßensperre. 75 Kilometer war er von Sauerlach aus auf der Flucht gewesen. An Bord hatte er drei syrische Flüchtlinge. Und die warten nun in Tirol auf ihre Abschiebung – nach Bayern. Weil der Wagen von dort nach Österreich geflüchtet war.