Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Auf einer Stufe mit Techno

Perchtenlauf wird Kulturerbe: Diese Rolle spielen die Frauen bei der Dämonen-Austreibung

eine Figur der Kirchseeoner Perchten
+
Frau Percht und ihre Kollegen gehören nun zum deutschen Kulturerbe.

Neben der Berliner Techno-Kultur wurde auch der Perchtenlauf in Kirchseeon in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Das sind die Hintergründe.

Kirchseeon – Die gute Nachricht erreichte Rainer Eglseder am Mittwoch per E-Mail: Der Perchtenlauf in Kirchseeon im Kreis Ebersberg wird ins deutsche Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Er steht jetzt in einer Reihe mit der Tölzer Leonhardifahrt oder der Berliner Techno-Kultur. Auf die bayerische Welterbe-Liste hatten es die Kirchseeoner schon vor zwei Jahren geschafft. Die zweite Bewerbung haben Eglseder und seine Kollegen mit Optimismus eingereicht – schließlich wissen sie ja zu gut um den Zauber der alten Perchten-Tradition. Der Volksglaube, dass die Perchten in der Zeit um den Jahreswechsel die Dämonen in Schach halten, ist älter als das Christentum, erklärt Eglseder. Mit Masken und in Kostümen ziehen sie mit Trommeln durch die Straßen, vertreiben das Unheil und wollen die Natur aufwecken. In Kirchseeon ist dieser Brauch besonders lebendig. Weil die rund 500 Mitglieder im Verein alles tun, um ihn mit Leben zu füllen.

Perchtenlauf in vierter Generation

Ein Mann, der sich besonders über den Kulturerbe-Titel gefreut hätte, ist der bereits verstorbene Hans Reupold. Er hat die Tradition in Kirchseeon in den 50ern neu aufleben lassen. „Mittlerweile führen wir das in vierter Generation weiter“, sagt Eglseder stolz. Und das nicht nur im Winter. „Das ganze Jahr lang wird trainiert und an Masken und Kostümen gearbeitet“, erzählt der 58-Jährige, der in Kirchseeon das Perchten-Museum leitet. Hinter dem wilden Treiben in den Raunächten steckt viel Arbeit. Die Vereinsmitglieder entwickeln Choreografien zu den Tänzen und überlegen sich die passende Musik dafür. „70 bis 80 Kirchseeoner leben den Brauch aktiv aus, aber im Hintergrund bringen sich natürlich viel mehr Menschen mit ihren Talenten ein.“ Sie schnitzen Masken, schneidern Gewänder oder fotografieren und filmen den Perchtenlauf, um das alte Brauchtum in die Sozialen Medien zu befördern. Denn bei aller Liebe zur Tradition: Fortschritt gehört dazu, betont Eglseder. Das hat ihnen einst schon Hans Reupold vorgelebt. „Er hat in den 70ern Mädchen und Frauen in den Verein geholt – weil er Weitblick hatte.“ Heute ist die Hälfte der Kirchseeoner Perchten weiblich. Und Rainer Eglseder ist überzeugt, dass das mit ein Grund war, warum das Brauchtum zum Kulturerbe ernannt wurde.

Er ist selbst seit 20 Jahren nicht mehr aktiv bei den Läufen dabei, aber im Hintergrund so engagiert wie eh und je. Nicht nur als Museumsleiter. Er hat aus der Perchtentradition Kurzgeschichten für Kinder gemacht. Um auch sie an das Brauchtum heranzuführen. Und weil er sich noch gut daran erinnert, mit welcher Faszination er als kleiner Bub den Perchtenlauf verfolgt hat. „Die Mutigen von uns haben sich damals rausgetraut, die weniger Mutigen haben das Treiben vom Fenster aus beobachtet“, erinnert er sich. Eglseder gehörte zur Gruppe der Mutigen. Angst vor den Perchten hat er nicht gehabt, Respekt natürlich schon. Den Perchten ist es wichtig, dass das auch heute so ist. Wenn sie sehen, dass die kleinen Zuschauer Angst kriegen, reichen sie ihnen die Hand oder beugen sich zu ihnen runter, um Vertrauen aufzubauen, sagt Eglseder. Im Museum hat er auch viele Schulklassen und Kindergartengruppen zu Gast. Er findet es schön, wie selbstverständlich die Kirchseeoner Kinder mit diesem schönen alten Brauch aufwachsen. Und er würde sich freuen, wenn der Kulturerbe-Titel hilft, den Perchtenlauf auch über Bayern hinaus noch bekannter zu machen.

Kommentare