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OVB-Leserforum

„Jugendsünde“ oder „Judenhass“? Diskussion um Aiwanger spaltet die Region

Wurde am Donnerstag in Aschau im Chiemgau mit großem Applaus begrüßt: Bayerns Vize-Regierungschef HubertAiwanger.
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Wurde am Donnerstag in Aschau im Chiemgau mit großem Applaus begrüßt: Bayerns Vize-Regierungschef HubertAiwanger.

Die Flugblatt-Affäre hat Bayerns stellvertretender Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger in Bedrängnis gebracht. Die Meinungen über seine jugendlichen Verfehlungen gehen in der Region weit auseinander.

Johannes Schroeter (Großkarolinenfeld): Aus den Verdächtigungen der Süddeutschen Zeitung (SZ) gegen Staatsminister Aiwanger ergeben sich ernste Fragen: an den Minister, an die SZ und an die staatliche Schulverwaltung. Der Minister muss fragen lassen, ob er in seiner Jugend das üble Flugblatt geschrieben und verteilt hat. Seine Antwort liegt vor. Die SZ muss sich fragen lassen, warum sie mit schweren Verdächtigungen gegen Aiwanger an die Öffentlichkeit tritt, ohne für diese Verdächtigungen Beweise zu haben. Weder kann die SZ bislang nachweisen, dass Aiwanger der Autor des üblen Textes war, noch dass er ihn verteilt hätte. Wie kommt sie dazu, auf Basis so dürftiger Erkenntnisse solche Verdächtigungen zu verbreiten und sogar die Entlassung zu fordern? Die letzte Frage richtet sich an den Schulbereich, zuvörderst den Lehrer, der 35 Jahre nach der Disziplinierung eines Schülers Unterlagen aus der Schülerakte an die Presse gab. Warum schaltete man nicht damals den Staatsschutz ein, aber wendet sich 35 Jahre später an die Presse? Es ist Mitgliedern des Öffentlichen Dienstes unter Strafe verboten, ihnen dienstlich zu Kenntnis gelangte persönliche Angelegenheiten publik zu machen. Das betrifft nicht nur das unsägliche Flugblatt, sondern insbesondere die Facharbeit des heutigen Ministers, die der SZ für einen Schriftvergleich zugespielt wurde. Wer hat Aiwangers Facharbeit zu welchem Zweck und wo für 35 Jahre aufbewahrt, während nach den bayerischen Datenschutzvorschriften die Leistungsnachweise der Schüler nach zwei Jahren zu vernichten sind? Gibt es noch mehr Lehrer, noch mehr Schulen, die verbotenerweise Dokumente über ihre Schüler horten?

Max Höß (Feldkirchen-Westerham): Es ist für mich sehr traurig, dass man sechs Wochen vor der bayerischen Landtagswahl so einen ehrlichen, bürgerfreundlichen stellvertretenden Ministerpräsidenten wie Hubert Aiwanger von den Freien Wählern solche Anfeindungen vor die Füße wirft. Es ist der Mann, der ein offenes Ohr für den Mittelstand und für den Bürger hat. Er sagt, was er sich denkt, hat einen bodenständigen Menschenverstand mit Praxiserfahrung. Leider ist diese Art bei manchen Bevölkerungsschichten nicht mehr gefragt oder angebracht, somit wirft man so einem Politiker zahlreiche Steine auf den Weg. Es ist beschämend, wenn man nach 35 Jahren Hubert Aiwangers Jugendzeit wieder in schmutziger Art kurz vor der Landtagswahl ins Rampenlicht bringt. Erstens war er noch im Jugendalter von 17 Jahren und weiterhin hat es sein Bruder verfasst. Ich möchte nur wissen, ob so mancher Jugendlicher nicht schon ein Hakenkreuz oder den Hitlergruß ausgesprochen hat oder zu Papier gebracht hat. Man merkt es an so manchen öffentlichen Einrichtungen, die mit so manchen Parolen beschmiert sind. Eines muss jedem Menschen klar sein: Garantiert jeder von uns hat in der Jugendzeit Fehler begangen und im Laufe des Alters ändert sich auch die Meinung und Lebenseinstellung. Für mich ist es nicht gerechtfertigt, wenn nach 35 Jahren ungerechterweise die Jugend in den Vordergrund gestellt wird. Ebenso wird Aiwanger beim Auftritt in Erding seine Wortwahl vorgeworfen. Es gab in der Vergangenheit auch führende Politiker, die mit den ordinären Ausdrücken großzügiger umgegangen sind. Von diesen spricht auch heute niemand mehr. Ebenso gibt es führende Politiker, die nachgewiesen größere Vergehen begangen haben. Sie wurden auch nicht zum Rücktritt aufgefordert. Nur Aiwanger werden Angelegenheiten angelastet aus seiner Jugendzeit, die er selbst nicht begangen hat. Sehr traurig.

Jürgen Keil (Vagen): Dass die den Aiwangers zugeschriebene Hetzschrift absolut verabscheuungswürdig ist – keine Frage. Dass ein Politiker, der heute so etwas absondern würde, politisch nicht mehr tragbar wäre – auch keine Frage. Ob man einem minderjährigen Schüler, der an einem solchen Text beteiligt ist, oder ihn vielleicht sogar selbst verfasst und verbreitet hat, dann jahrzehntelang aber nie einschlägig aufgefallen ist, heute jegliche Verjährung so verweigert, als hätte er damals einen Mord begangen, das ist durchaus die Frage. Im Gegensatz zu einem Mord kann eine Gesinnung nämlich gewandelt und gebessert werden. Inhaltlich wird in der Schrift einem Vaterlandsverräter, was immer das genau sein mag, ein Tod angeboten, der mit Methoden herbeigeführt wird, die in der NS-Zeit praktiziert wurden. Markus Söder glaubt, das sei Nazi-Jargon. Das ist natürlich völliger Unsinn. Niemals hätten die Nazis öffentlich, selbst nicht in einem ihrer Hetzblätter, einem ihrer Gegner einen Freiflug durch den Schornstein von Auschwitz angedroht. Auch die Antisemitismus-Beauftragte aus Nordrhein-Westfalen, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, scheint der Text zu überfordern, verkennt sie doch, dass gar nicht Juden, sondern „Vaterlandsverräter“ das vorgebliche Angriffsziel der Hetzschrift sind. Die AfD würde da heute wahrscheinlich eher Angela Merkel oder Robert Habeck dazuzählen. Damals waren da wohl eher Willi Brandt, Egon Bahr und Herbert Wehner gemeint. Das Sprichwort „Wenn du redest, sollte deine Rede besser sein, als dein Schweigen gewesen wäre“, ist immer noch aktuell, erst recht für Politiker.

Max Hudlberger (Rechtmehring): Jetzt gilt es fair, gerecht und auch ehrlich zu bleiben! Fakt ist: Unreife jugendliche „Halbstarke“ haben 1987 mit einem Flugblatt eine Dummheit gemacht – vor 36 Jahren, in einer ganz anderen vergangenen Zeit! Ob nun Hubert oder Helmut Aiwanger ist egal. Sie wurden dafür für die damalige Zeit angemessen bestraft. Um das etwas zu relativieren: Es gab damals zum Beispiel „Neger“-Witze, Schwulenwitze, sexistische Witze und auch Judenwitze. Man hat alles nicht so eng gesehen, man war viel lockerer als heute. Es gab keine sozialen Medien – man hat seine „Späße“ auf andere Art gemacht! Wer seine Jugendzeit in den 70er- und 80er-Jahren gelebt hat, weiß, wovon ich spreche. Heutige junge Medienleute oder Politiker können das nicht bewerten. Hubert Aiwanger war und ist mit Sicherheit kein Antisemit oder Judenhasser. Es war damals eine Show, eine Action, man wollte mit Sicherheit niemanden verletzen. Heute für so eine „Jugendsünde“ die große moralische Keule zu schwingen, ist ungerecht und falsch! Wo fangen wir an, wo hören wir auf – jeder ist irgendwo angreifbar?!

Christian Kosalec (Rosenheim) Jesus Christus ist zwar von Juden vor 2000 Jahren zu Tode verurteilt und getötet worden. Doch ist auch unser Jesus für diese Schuld dieser Juden gestorben. Letztlich ist mit seiner Auferstehung von den Toten alles wieder gut und wettgemacht. Jesus hat sich zahlreichen Menschen nach seinem Tod gezeigt und ist schließlich leibhaftig in den Himmel aufgefahren. Genau so kommt Jesus wieder. Ich habe es in meinen Träumen kommen sehen. Zurückgeblieben ist unser Beistand, der Heilige Geist, an den wir nur glauben müssen, dann wirkt er auch. Hubert Aiwanger hat mit seinem Bruder große Sünde aufgeladen, in dem sie den Judenhass weiter schürten. Aber Deutschland hatte nicht nur zur Zeit des Nationalsozialismus ein Problem mit Juden, sondern auch heute noch mit Ausländern. Wer heute den Asylsuchenden Hilfe verweigern und sie wieder zurück- und weiterschicken möchte, dem verweigere ich auch einen Auslandsaufenthalt in einem schönen ausländischen Urlaubsland. Die Freien Wähler sind noch weiter rechts als die CSU. Bayern würden linke Parteien wie SPD und Grüne guttun. Daher verjährt selbst nach 30 Jahren kein Antisemitismus. Nehmen Sie sich ein Beispiel an Ludwig Spaen le (CSU), der sich ehrenamtlich gegen Antisemitismus einsetzt.

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