Bauernverband will neues Konzept erarbeiten
„Ganz bitterer Tag“: Warum das Zentral-Landwirtschaftsfest für heuer abgesagt wurde
Tief enttäuscht sind Bayerns Bauern über die völlig überraschende Absage des Zentral-Landwirtschaftsfestes (ZLF). Der Bauernverband will ein neues Konzept erarbeiten - und nach der Zwangspause 2028 auf die Wiesn zurückkehren.
München – In der Bayern-Halle auf der Grünen Woche in Berlin brodelt es: Die überraschende Absage des Bayerischen Zentral-Landwirtschaftsfestes, das heuer mit dem Oktoberfest stattfinden sollte, erhitzt die Gemüter.
Bis zuletzt hatte der Bayerische Bauernverband als Veranstalter gehofft, dass das ZLF stattfinden kann. Das versicherte am Freitag Generalsekretär Georg Wimmer im Gespräch mit unserer Zeitung. „Für mich war es vor 14 Tagen noch undenkbar, dass wir diesen Weg gehen müssen.“ Am 15. Januar endete die Anmeldefrist; von anderen Veranstaltungen wisse man, dass sich viele erst in den letzten fünf Tagen anmelden. „Aber unter 50 Prozent der Aussteller und unter 50 Prozent der Vermietungsfläche: Damit ist uns die wirtschaftliche Grundlage entzogen worden. Wir reden hier über einige Millionen“ – mehr will der Generalsekretär nicht sagen. Zugleich seien die Kosten für die Infrastruktur davongelaufen. „Doch das ist nicht der Hauptgrund. Wir hätten mit einem nicht mal halb vollen ZLF kein richtiges Landwirtschaftsfest mehr gehabt. Das Fest, das wir kennen und lieben, wäre es nicht mehr geworden.“
Michaela Kaniber: „Ich persönlich bedauere das sehr“
Enttäuscht über die Absage ist auch Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU). Von der Grünen Woche aus erklärt sie: „Leider hat der Bauernverband vor allem aus finanziellen Erwägungen das Zentral-Landwirtschaftsfest für heuer abgesagt. Ich persönlich bedauere das sehr – wäre das ZLF doch eine hervorragende Chance gewesen, die Landwirtschaft und ganz besonders die Tierhaltung buchstäblich in die Mitte der Gesellschaft zu bringen.“ Nachdem bereits im Jahr 2020 das ZLF aufgrund der Corona-Krise nicht stattfinden konnte, „haben wir uns alle sehr auf dieses Fest gefreut. Ich bin sicher, dass diese Entscheidung sehr schwergefallen ist.“
Fendt, einer der größten Hersteller von Landmaschinen, hatte sich angemeldet. „Wir waren immer dabei und wären mit unserem Vertriebspartner, der BayWa, selbstverständlich beim ZLF gewesen“, sagt Pressesprecherin Manja Morawitz. Eine Absage habe nie zur Diskussion gestanden. Man werde nun nach anderen Wegen suchen, wie man den Interessenten die Neuigkeiten präsentieren kann.
Die Tierzüchter, die auf dem ZLF im Großen Ring immer stolz ihre prächtigen Rinder, Pferde und Schafe zeigen konnten, sind völlig überrascht. Josef Günthner, Geschäftsführer des Fleckviehzuchtverbands Miesbach, weiß von wirtschaftlichen Zwängen. „Wir sind häufiger in Kontakt mit Maschinen-Herstellern. Die Planzahlen sind extrem zurückgegangen“, sagt er. Auch die Verkaufszahlen auf Messen seien niedrig. „Da ist die Rentabilität für manchen Aussteller bestimmt nicht mehr gegeben.“ Es sei auch schwierig, Personal für die Schautage zu finden. Für die Zuchtverbände heißt das nun: Die Landesschau und die Prämierung der schönsten Tiere fällt aus. Damit auch der Austausch unter den Züchtern. „Wir hatten immer sehr viele Besucher, die fachlich nachgefragt haben“, sagt Günthner. Ebenso fehlt der wichtige Kontakt zur Stadtbevölkerung: „Von meinem Standdienst weiß ich, wie viele Bürger sich über Landwirtschaft informieren wollen. Das ist sehr schade, dass das nun nicht möglich ist.“ Die Zuchtverbände müssten jetzt beraten, ob die Landesschau durchgeführt wird – und durch wen.
„Tragfähiges Konzept für die Zukunft“ soll erstellt werden
2028 soll es wieder ein Zentral-Landwirtschaftsfest geben: „Wir werden mit aller Kraft und zusammen mit unseren Partnern daran arbeiten, ein attraktives und tragfähiges Konzept für die Zukunft zu erstellen“, verspricht Generalsekretär Wimmer, der Ende des Monats in den Ruhestand geht und sich einen anderen Abschied gewünscht hätte. „Schweren Herzens“ sei die Entscheidung getroffen worden. Doch es habe bei der entscheidenden Präsidentenkonferenz kein Geeiere gegeben – alle seien sich einig gewesen.
Wimmer vermutet, dass die Nähe der Firmen zum ZLF nach acht Jahren Pause nicht mehr so eng gewesen sei. „Die alten Hasen, die drei-, viermal auf einem ZLF waren, die sind nicht mehr da. Und die Jungen kennen das Flair eines Landwirtschaftsfestes nicht mehr.“ Die Logistik sei in München zudem viel schwieriger als etwa auf dem Karpfhamer Fest, wo man einfach hinfahren, parken und für 70 bis 80 Euro übernachten könne. „Die Wirtschaftlichkeit ist bei den Bauern gerade auch nicht so gegeben. In der Summe ist das für mich ein ganz bitterer Tag.“ In Zukunft könne vielleicht der Verbraucher stärker im Mittelpunkt stehen. Auch eine Zusammenarbeit mit der Oidn Wiesn sei denkbar.