Vom Thiersee in die Region
Der Schritt über die Grenze: Warum ein Tiroler Bio-Metzger nach Kiefersfelden kommt
Die Bio-Metzgerei Juffinger wagt den Schritt über die Grenze. Der Betrieb aus Österreich lässt sich unter dem neuen Markennamen „Bavarier” in Kiefersfelden nieder. Wer hinter der Firma steckt und was die Ansiedlung für die regionalen Landwirte bedeutet.
Kiefersfelden – Für Helga und Anton Juffinger ist der Schritt über die Grenze eigentlich gar nicht so weit. „Wir arbeiten nur gut 300 Meter davon entfernt”, meint das Ehepaar, das die Spitze der Bio-Metzgerei Juffinger bildet. In der Gemeinde Thiersee haben sie ihren Sitz und verarbeiten Ochsen, Kälber und Schweine zu Wurscht, Schinken und Braten. Was vor 27 Jahren als Familienbetrieb begann, entwickelte sich nach und nach zum „kompletten Paket”. Mit Hilfe von 50 Mitarbeitern wird mittlerweile auf 4000 Quadratmetern von der eigenen Schlachtung über die Zerlegung bis hin zur Produktion und Vertrieb alles übernommen. Unter dem Namen „Bavarier“ siedelt sich dieses Paket nun auch in Kiefersfelden an.
Fleisch ist nicht gleich Fleisch
Doch während der Weg vom Thiersee nach Kiefersfelden räumlich nicht weit ist, macht er juristisch einen gewaltigen Unterschied. „Es gibt zahlreiche unterschiedliche Vorschriften, Vorgaben und Gesetze“, sagt Anton Juffinger. Und das wirke sich am Ende auch auf das Ergebnis im Supermarkt aus. Auch wenn der Laie den Unterschied zwischen einem österreichischen oder bayerischen Leberkäse wohl kaum schmecken wird, so ist die Produktion doch eine völlig andere. „Die Teile vom Tier werden anders benannt, die Gewürzmischung ist verschieden und auch die Art der Verarbeitung sieht komplett anders aus”, erklärt der Metzger.
Die Folge: Ein Leberkäse, wie er in Bayern bekannt ist, könnte in Österreich nicht als solcher verkauft werden. Umgekehrt würde zum Beispiel eine Weißwurscht aus Tirol nicht den deutschen Richtlinien entsprechen.
Warum kommt aber nun ein Österreicher, gründet einen Betrieb in Kiefersfelden und schlägt sich mit den unterschiedlichen Vorgaben herum? „Zum einen, weil wir gut 60 Prozent unseres Umsatzes in Deutschland machen”, sagt Anton Juffinger. Demnach landet einiges der wöchentlich rund 35 produzierten Tonnen Fleisch über die Großhändler in den deutschen Bioläden. „Zum anderen aber auch, weil wir mit den Landwirten aus Bayern zusammenarbeiten wollen”, fügt Helga Juffinger hinzu.
Viele Landwirte aus den Landkreisen Rosenheim und Traunstein hätten bereits häufiger angefragt, ob sie ihre Tiere bei Juffinger verwerten können. Denn gerade nahegelegene Metzger, die sich an die Bio-Standards halten, seien extrem begehrt.
Regionale Metzger werden gebraucht
„Das ist in der Region tatsächlich ein Problem”, bestätigt Stephanie Wimmer, Geschäftsführerin der Öko-Modellregion Hochries-Kampenwand-Wendelstein. Sie bekommt diesbezüglich immer wieder Anfragen von Landwirten und hat sogar selbst schon eine Liste mit regionalen Metzgern erstellt. „Dabei haben wir uns wirklich schwer getan”, meint sie.
Die Ansiedlung aus Tirol könnte dementsprechend helfen. Denn durch die Niederlassung von „Bavarier“ sollen die rechtlichen Hürden leichter bewältigt, das Fleisch von den regionalen Bauern abgenommen und am Thiersee verarbeitet werden können. „Das bayerische Know-how dafür haben wir auf jeden Fall”, betont Helga Juffinger. Drei Metzger der Firma kommen aus Kiefersfelden. Hinzu kommt jeweils einer aus Bruckmühl und Rosenheim.
Mehr als nur Büroräume?
Ob sich das Engagement in Kiefersfelden noch über ein paar Büroräume ausweiten lässt, bleibt abzuwarten. „Der Bürgermeister hat mich schon gefragt, wo denn unser Laden künftig hinkommt”, meint Anton Juffinger lächelnd. Das Ehepaar will es jedoch nicht überstürzen, zumal die frisch gegründete Firma ohnehin schon „sehr schnell aus dem Boden gestampft“ wurde. Im März sollen die ersten Produkte von „Bavarier“ in den Handel kommen. „Wir haben hier aber schon noch einiges vor”, meinen die beiden – und lassen Raum für Spekulationen.
