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Facharztmangel: Leser schildern dramatische Erfahrungen

Statt Facharzt in die Notaufnahme, Arzt-Odyssee mit schwer krankem Kind - das erlebten unsere Leser

Leserin Andrea Hodzic Wartezimmer Arzt Facharzt
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Leserin Andrea Hodzic wurde beim Kardiologen abgewiesen - und musste wegen ihrer Herzprobleme dann in die Notaufnahme fahren. Kein Einzelfall, wie die Schilderungen zahlreicher Leser zeigen.

Was tun, wenn die unklaren Herzprobleme aufgrund monatelanger Wartezeiten nicht beim Kardiologen abgeklärt werden können? Viele Menschen wenden sich in ihrer Verzweiflung an die Notfallambulanzen, die dadurch an ihre Auslastungsgrenzen kommen - auch unsere Leser schildern teils dramatische Situationen.

Wer versucht hat, einen Termin beim Haut-, Frauenarzt oder Neurologen zu vereinbaren, kennt die Problemantik: Ist man auf einen Termin beim Facharzt angewiesen, muss man oft monatelang warten. Ist man zudem auf der Suche nach einem neuen Facharzt, endet das Warten oft im Nichts - viele Fachärzte nehmen keine Neupatienten mehr auf. Immer mehr Menschen wenden sich dann in ihrer Verzweiflung an die Notaufnahmen in den Krankenhäusern - die dadurch heillos überlastet werden. Der Kinderärztepräsident Thomas Fischbach hat deshalb in der Neuen Osnabrücker Zeitung eine Notfallambulanz-Gebühr gefordert: „Die knappen Notfall-Ressourcen werden immer und immer wieder von nicht dringend handlungsbedürftigen Fällen in Anspruch genommen, und damit muss Schluss sein. Bei echten Notfällen können die Kosten erstattet werden, das ließe sich mit wenig Aufwand umsetzen.“

Grundsätzlich gilt, dass die erste Anlaufstelle bei Beschwerden der Hausarzt sein sollte - stellt dieser eine Dringlichkeit fest, kann über ihn ein Termin in einer Facharztpraxis vereinbart werden. Allerdings gilt auch dafür ein Zeitraum von vier Wochen - vier Wochen, die bei einer ernsthaften Erkrankung lebensbedrohlich sein können. Wer den Facharzt direkt selbst kontaktiert, muss mit noch viel längeren Wartezeiten rechnen. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Zum einen herrscht vor allem auf dem Land massiver Fachärztemangel. Zum anderen erlaubt ein spezielles Gebührenmodell der Krankenkassen nur eine begrenzte Anzahl von Terminen pro Quartal an Kassenpatienten zu vergeben - wer privatversichert ist, hat daher einen Vorteil.

Das Phänomen ist unseren Lesern bestens bekannt: in unserer Umfrage sagen 75 Prozent, sie hätten wochenlang auf einen Termin beim Facharzt warten müssen - 9 Prozent der Teilnehmenden haben keinen Termin bekommen, Stichwort: Aufnahmestopp. Auch in den Leserbriefen, die unsere Redaktion erreichen, schildern Leser teils dramatische Situationen. Vor Kindern macht die Lage ebenfalls keinen Halt - eine Leserin teilte mit uns die nervenaufreibende Suche nach einem OP-Termin für ihren kranken, elfjährigen Sohn. Lest hier die Leserbriefe im Wortlaut:

Herzprobleme, schwer krankes Kind und kilometerweit entfernte Arztpraxen - die Erfahrungen unserer Leser

Kerstin Streit

Dankt allen unserer Regierung und der Coronapolitik. Mit der Impfpflicht im Gesundheitswesen wurde dieser Zustand herbei geführt und wird sich auch nicht ändern. Es fehlen einfach die Arbeitskräfte!

Angelika Hodzic

Aus eigener Erfahrung, bin selber medizinische Fachangestellte und habe keinen Termin beim Kardiologen bekommen.... Bin dann zum KVB Notdienst, die haben mich weiter geschickt in die Notaufnahme, da bin ich sehr professionell untersucht worden und mir wurde meine Angst genommen vor einem Herzinfarkt.... Wenn das gewünscht ist von der Regierung, dann rufe ich hiermit alle Patienten auf, sich in die Notfall-Ambulanz zu begeben....

Detlef aus Bayern

Termin bei einem Kardiologen halbes Jahr später - bei der nächsten Auto-Reparatur einer Ölpumpe auch mal ein halbes Jahr warten lassen, ist ja beides nicht so wichtig.

Alexandra (Waldkraiburg)

Unser Sohn Basti (11 Jahre) hatte des Öfteren eine Mandelentzündung, die mittlerweile schon chronisch ist und die Mandeln ganz dick sind. Er hat Probleme mit dem Atmen und beim Essen. Aus diesem Grund haben wir mehrere HNO Ärzte versucht zu erreichen, selbst das Durchkommen ist schon fast ein Glücksspiel. Aus lauter Verzweiflung habe ich in Waldkraiburg im Ärztehaus bei dieser Rezept-Durchwahl angerufen, so bekamen wir dann mit Nachdruck ziemlich schnell ein Termin, ihm wurde Blut abgenommen und der Arzt meinte, man müsste es operieren, sollten aber die Blutwerte abwarten und schauen, ob eine Verbesserung eintritt... der Arzt meinte schließlich, die Blutwerte seien in Ordnung, ich habe aber zwei rote Werte gesehen und mir dann die Ergebnisse geben zu lassen, um selbst zu schauen und diese zwei Werte waren nicht im Normalbereich. Der Doktor schaute sich die Mandeln an und meinte, sie müssen nicht operiert werden, ich sagte, da ist aber keine Verbesserung und was kann ich tun, wenn es schlimmer wird, er meinte, da könnte ich nichts tun und müsste sofort kommen. Meine Frage war was ist, wenn es am Wochenende passiert, das ist bei den Kindern ja meistens der Fall, er sagte einfach anrufen... Ca. 2 Wochen später am Samstag meinte der Basti, er könnte das Essen kaum noch schlucken und am nächsten Tag stand er vor mir und meinte, er bekommt so schlecht Luft. Sofort haben wir den Ärztlichen Bereitschaftsdienst gewählt und durfte dann nach Traunstein ins Krankenhaus. Er bekam Antibiotika und der Arzt meinte, sie sollten das Operieren wieder anfangen und wir sollen, da wir aus Kraiburg kommen und Trostberg näher ist, zu seiner Kollegin, ich bräuchte kein Termin und solle Montag oder Dienstag kommen. Da ich noch im Prüfungsstress war - ich hatte am Montag und Mittwoch meine Praktische - dachte ich am besten am Montag. Die Ärztin meinte, es ist besser, muss aber operiert werden und gab mir ein Brief in die Hand, in dem stand, dass sie die gewünschte Operation derzeit aus Kostengründen nicht anbieten können und die Eltern selbst bei der Krankenkasse Beschwerde einlegen sollen. Ich habe daraufhin gesagt, dass der Doktor in Traunstein meinte, dass sie wieder das Operieren anfangen wollten und aus diesem Grund bin ich extra hingefahren. Sie meinte, die würde es dann machen, wenn es im Hals enger wäre. Daraufhin sagte ich, dann ist er ja kurz vorm Ersticken, dazu möchte ich es nicht kommen lassen, sie meinte, ich solle dann nach München und dort in der Klinik fragen, vielleicht gibt es jemand der operiert...

Ab da fing dann diese Tortour erst richtig an, eigentlich hätte ich die Zeit für meine Prüfung nutzen müssen (mein Sohn schnarcht seit Monaten sehr laut und wenn er nicht schnarchte, bin ich hin um zu schauen, ob er noch atmet, ich hatte Angst, also Nächte kaum geschlafen, aber den Alltag musste ich auch stemmen)... Dienstagmorgens war ich bei der AOK und fragte nach, was da los ist mit dem Ärztestreik, warum wird das Honorar nicht bezahlt, angeblich bleiben ca. 30€ für 30 min, in denen operiert wird. Die AOK wisse von nix und würde alles zahlen, was die Ärzte abbrechen und ich wurde nach München zur Zentrale verwiesen, da gab es eine Nummer, die einem helfen würde den richtigen Arzt zu finden. Die habe ich durchgewählt, die Antwort darauf war: sie haben doch selbst Internet und was ich von ihr eigentlich will. Ich sagte, ich brauche Hilfe, mein Kind, ich habe Angst, dass er mir erstickt, wir kennen nicht die Ursache warum es immer so zuschwillt. Ich bin in Tränen ausgebrochen und bedankte mich für nichts und fragte sie, ob sie schon mal in so einer Situation war, man fühlt sich so hilflos und das in Deutschland. Wir haben daraufhin viel gegoogelt, bei Ärzten angerufen, Wartezeit bis zu 4 Monate, sogar in Österreich haben wir geschaut, selbst die nehmen keine deutschen Patienten mehr auf... Dann ist mir wieder der Arzt in Traunstein eingefallen, der sagte, dass er operiert. Wir bekamen nach paar Tagen einen Termin, müssen aber 150€ selbst zahlen und dürfen es nicht von der Krankenkasse zurück fordern... den OP Termin haben wir ... Ich finde es traurig, für so viel wird Geld ausgeben und bei Kindern wird gespart und bei sämtlichen Zuzahlungen weiß man ja z.T. schon gar nimma woher das Geld kommen soll. Mein Mann geht Vollzeit arbeiten, ich habe ein 30h Job und nebenbei noch eine Lehre zur Hauswirtschafterin gemacht... Im Krankenhaus muss man als Begleitperson 45 Euro zahlen, die im Krankenhaus sind froh darüber, dass Eltern dort bleiben, da die Kinder dadurch ruhiger sind. Ich muss sagen, von der Klinik habe ich bis jetzt ein sehr positiven Eindruck. Nächsten Donnerstag ist die OP.

Kerstin aus Bayern

Neurologe 4 Monate Wartezeit, der mir dann sagte, er ist der Falsche und auch total ausgebucht (Wartezeit bei Termin 2 Stunden). Einen neuen Neurologen zu finden, der noch Patienten aufnimmt, war sehr schwer, wieder 3 Monate Wartezeit. Krankenkasse hat mich tatsächlich in der Zeit gefragt, warum ich immer noch krank bin??!! Man hätte schließlich genügend freie Termine bei Neurologen, ich habe die Dame dann aufgefordert, mir die zu nennen. Hat sie auch - einen Arzt in Augsburg!  Ob das zu weit wäre? Frechheit! Bin dann auch in die Notaufnahme, die mich gleich da behielten. Aber in der Notaufnahme saßen auch Leute, die da nicht hingehören (leichte Halsschmerzen usw.) Termin für ein MRT ist genauso schlimm. 6 Monate Wartezeit keine Seltenheit.

Magdalena Hellwig

Wochenlang?!?!?! Ich hab im März nach einem Frauenarzt-Termin gesucht... Das heftigste war ein Terminangebot für den September 2024!!!! Der schnellste Termin (wohlbemerkt notfallmäßig) am 6. November 2023!!! Und das wird bestimmt noch schlimmer werden! Das war aber noch nicht alles.... Nachdem ich ja so lange Wartezeiten bekommen habe rief ich bei der 116 117 an. Die hatten tatsächlich gleich einen Termin in zwei Tagen für mich, im nördlichen München der eine und der andere vier Tage später hinter München. Der eine um 7.30 und der andere auch so in etwa gegen 8 Uhr. Nachdem ich der Dame gesagt hatte, dass ich nicht das Geld habe dort hin zu fahren und ich meine mehrfach schwerst behinderte Tochter um diese Zeit als Begleitperson im Bus zur Schule begleite meinte sie, dann könne ich erst wieder in zwei Wochen anrufen und nach einem Notfall-Termin fragen. Also wird man dann auch anscheinend noch dafür bestraft, dass man sich um sein Kind kümmert. Letztendlich wollte ich unter anderem einen Bluttest bezüglich der Wechseljahre. Diesen könnte auch der Hausarzt machen. Aber da muss man es selbst bezahlen! Beim Frauenarzt eben nicht! Ich verstehe dieses Land mittlerweile echt immer weniger!

Katrin Stockert-Schäfer

In den Praxen fallen circa 5 bis 10 Prozent der Termine durch Nichterscheinen und Nichtabsagen aus. Dieses Problem wird immer größer, bei uns in der Praxis sind das bis zu 3 Termine pro Schicht! Diese Termine sind futsch und stehen nicht mehr zur Verfügung. 

Conny aus Bayern

Wenn man dann endlich eine Facharztpraxis telefonisch erreicht (endlose Warteschleifen), wird man abgewimmelt. Ihr Hausarzt muss uns anrufen und für sie einen Termin ausmachen, O-Ton der Sprechstundenhilfe. Als ob die Mitarbeiter der Hausarztpraxen die Zeit hätten, stundenlang in Warteschleifen zu hängen! Mir drängt sich der Verdacht auf, je größer die Facharztpraxen sind (z. B) MVZ) desto schlechter bekommt man als Kassenpatient einen Termin. Ich selbst hänge seit 10 Monaten in diesem System fest. Abklärung von Autoimmunerkrankung nach Corona! Es sind viele verschiedene Facharztbesuche notwendig, aber es geht nur mühsam voran. Besonders schwierig sind Termine bei Rheumatologen und Hautärzten zu bekommen. Selbst in München sind Wartezeiten von 4 bis 6 Monaten normal! Es ist zum ...

Wie lange musstet Ihr warten? Schreibt uns Eure Erfahrungen

Welche Erfahrungen habt Ihr mit der Terminvereinbarung beim Facharzt gemacht? Könnt Ihr von ähnlich dramatischen Situationen wie unsere Leser hier berichten, oder hattet Ihr Glück und seid rasch an einen Termin gekommen? Könnt Ihr die Forderung des Kinderärztepräsidentens, eine Notfallambulanzgebühr zu verlangen, nachvollziehen? Oder wünscht Ihr Euch Lösungen an anderen Stellen? Schreibt uns einen Leserbrief an leserbriefe@ovb24.de (Stichwort Facharzt) Bitte sendet uns neben Euren Zeilen auch Euren Namen und Euren Wohnort, wer möchte auch ein Foto von sich - gerne schildern wir Eure Erfahrungen anonymisiert. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe anschließend in einem entsprechenden Artikel.

Anm. der Red.: Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften entsprechend zu kürzen oder die Veröffentlichung gegebenenfalls ohne Angabe von Gründen zu verweigern.

fso

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