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Wochenlang warten auf den Termin beim Facharzt – nur lästig oder schon gesundheitsbedrohlich?
Einen Termin beim Facharzt zu vereinbaren, bedeutet oft wochen- oder gar monatelange Wartezeit – was auf Kosten der Gesundheit der Patienten geht. Uns interessiert, welche Erfahrungen Ihr gemacht habt.
Egal ob Hautarzt, Augenarzt, Neurologe oder Orthopäde: Wer auf einen Termin beim Facharzt angewiesen ist, muss oft wochenlang darauf warten. Die Ursachen dafür sind vielschichtig. Zum einen herrscht in ganz Deutschland Haus- wie Fachärztemangel. Der Landkreis Rosenheim liegt laut Zahlen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung bei den Hausärzten mit einer durchschnittlichen Anzahl von knapp 72 Ärzten auf 100.000 Einwohnern zwar bundesweit im oberen Mittelfeld, bei den Fachärzten bewegt sich der Kreis aber im unteren Drittel.
Landkreis Rosenheim leidet unter Fachärztemangel
So kommen im Landkreis zum Beispiel nur im Schnitt 8,5 Frauenärzte auf 100.000 Einwohner, und bei den Hautärzten schafft es die Region mit 2,7 auf 100.000 Einwohner nur ganz knapp in die zweitniedrigste Kategorie. Im Klartext bedeutet das: wer auf einen Facharzt angewiesen ist, muss entweder weiter fahren, oder länger warten, weil schlicht nicht genügend Ärzte vor Ort sind.
Zum anderen beschränkt das sogenannte Regelvolumen die Anzahl an Terminen, die an Kassenpatienten vergeben werden dürfen. Denn gesetzliche Krankenkassen zahlen pro Praxis nur eine begrenzte Anzahl von Untersuchungen. Abgerechnet wird quartalsweise – für Kassenpatienten ist es daher vor allem im März, Juni, September und Dezember schwierig, einen Termin zu ergattern, denn dort sind die Kapazitäten meist schon ausgeschöpft. Privatpatienten haben es da leichter: weil sie anders abgerechnet werden, ist es für den Arzt rentabler, sie zu behandeln – Termine werden deshalb schneller gefunden.
Warten auf den Termin: im schlimmsten Fall lebensbedrohlich
Im besten Fall ist die Warterei auf den Termin beim Facharzt nur lästig. Im schlimmsten Fall kann es aber sogar lebensbedrohlich sein – denn wenn zum Beispiel Krebserkrankungen nicht rechtzeitig entdeckt werden, schwinden die Chancen auf eine Heilung. Und während der Hausarzt nach wie vor der beste Anlaufpunkt für erste Beschwerden ist, muss eine umfassende Abklärung oftmals beim Facharzt erfolgen, zum Beispiel auch mit bestimmten bildgebenden Maßnahmen, wie etwa einem MRT – auch hier dauert es oft lange, bis ein Termin gefunden wird.
Reform der Neupatientenregelung nicht erfolgreich
Besonders schwierig ist es, wenn nach einem Umzug oder aus anderen Gründen ein neuer Facharzt gefunden werden muss. Zum 1. Januar 2023 wurde die sogenannte Neupatientenregelung von Bundestag abgeschafft – entgegen dem vehementen Widerstand der Ärzte. Die Neupatientenregelung sollte dafür sorgen, dass gesetzlich versicherte Neupatienten schneller einen Termin bekommen, indem die Leistungen vollständig von der Kasse übernommen wurden. Stattdessen sollen jetzt die Hausärzte den Termin beim Facharzt vermitteln – unterstützt von einer höheren Prämie pro vermitteltem Patienten. Doch beide Maßnahmen zeigten beziehungsweise zeigen nicht die erwünschte Wirkung – der Ärztemangel wird dadurch nicht behoben, und die neue Regelung sorgt zudem für noch mehr bürokratischen Aufwand.
Um etwas gegen den Ärztemangel zu tun, müssten nicht nur mehr Studienplätze für angehende Ärzte geschaffen werden, sondern auch Anreize, die den Arbeitsplatz auf dem Land für die jungen Ärzte attraktiver macht. Doch Medizinstudienplätze kosten die Unis und damit die Bundesländer besonders viel Geld – eine Reform des derzeitigen Systems wird daher noch etwas dauern.
Terminvereinbarung beim Facharzt – welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?
Uns interessiert, was Ihr für Erfahrungen gemacht habt. Wie lange musstet Ihr auf den Termin beim Facharzt warten? Wurden bei Euch Erkrankungen deswegen erst verspätet festgestellt? Habt Ihr Tipps, die helfen, schneller an einen Termin zu kommen? Was müsste sich Eurer Meinung nach in dem derzeitigen System ändern, damit sich die Situation bessert? Schreibt uns einen Leserbrief an leserbriefe@ovb24.de (Stichwort Facharzt) Bitte sendet uns neben Euren Zeilen auch unbedingt Euren Namen und Euren Wohnort – und am besten auch ein Foto von Euch. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe samt Namen und Wohnort anschließend in einem entsprechenden Artikel.
Anm. der Red.: Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften entsprechend zu kürzen oder die Veröffentlichung gegebenenfalls ohne Angabe von Gründen zu verweigern.
fso