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Landwirte aus Ruhpolding und Reit im Winkl

Wolf kostet vielen Schafen das Leben? Das fordern die Almbauern beim Premieren-Treffen

Sie vertreten die Almbauern-Interessen für die nächsten fünf Jahre: (von Dritter von links) Pankraz Speicher, Barbara Putzhammer, Ludwig Böddecker. Zu den Gratulanten zählten (von links) Bürgermeister Mathias Schlechter, Josef Glatz AVO, und (Zweiter von rechts) Vorgänger Franz Mühlberger sowie (rechts) Bürgermeister Justus Pfeifer.
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Sie vertreten die Almbauern-Interessen für die nächsten fünf Jahre: (von Dritter von links) Pankraz Speicher, Barbara Putzhammer, Ludwig Böddecker. Zu den Gratulanten zählten (von links) Bürgermeister Mathias Schlechter, Josef Glatz AVO, und (Zweiter von rechts) Vorgänger Franz Mühlberger sowie (rechts) Bürgermeister Justus Pfeifer.

In Ruhpolding fand erstmals eine gemeinsam organisierte Versammlung der Landwirte aus den Bezirken Reit im Winkl und Ruhpolding statt. Im Mittelpunkt standen Neuwahlen sowie eine Diskussion aktueller Themen, die die bäuerliche Gemeinschaft betreffen.

Ruhpolding – Novum bei den heimischen Almbauern: Landwirte aus den Bezirken Reit im Winkl und Ruhpolding trafen sich erstmals zu einer gemeinsamen Versammlung, in deren Verlauf Neuwahlen und viele aktuelle Themen auf der Tagesordnung standen. Dementsprechend groß war das Interesse im gut besetzten Tagungsraum im Hotel Post in Ruhpolding.

Barbara Putzhammer ist neue Vorsitzende

Die ortsbezogenen Neuwahlen brachten folgendes Ergebnis: Der Bezirk Reit im Winkl wird künftig von Barbara Putzhammer (Hanslbauer) geführt. Sie löst damit den bisherigen Vorsitzenden Franz Mühlberger (Wimmerbauer) ab, der nach 20 Jahren erfolgreicher Tätigkeit nicht mehr kandidierte. Zum Zweiten Vorsitzenden wurde Pankraz Speicher (Widhölzl) gewählt. Für den Bezirk Ruhpolding fiel das einstimmige Votum erneut auf Ludwig Böddecker (Sulzner), der damit seine vierte Amtszeit antritt. Sein Stellvertreter bleibt wie bisher Max Haßlberger (Stoaberg).

Josef Glatz stieg gleich in die Themen Wolf und Anbindehaltung ein, die nicht nur die Almbauern seit Jahren umtreiben. Obwohl es momentan in unserer Region ruhig ist, sei die Beweidung und damit die Kulturlandschaft weiterhin in Gefahr, denn der Wolf breite sich unaufhörlich aus. Schätzungen zufolge streifen derzeit in Europa bis zu 20 000 Wölfe durch die Wälder, allein in Deutschland etwa 2000 Tiere, mit schnell steigender Tendenz. Von Seiten des AVO werde man in diesem Punkt nicht müde, auf die Problematik und den Schaden, die der große Beutegreifer verursacht, hinzuweisen, so Sepp Glatz.

Dabei bemühe man sich immer um sachliche Argumentation und fairen Umgang Andersdenkenden gegenüber. Traurige Bilanz: Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 4000 Nutztiere Opfer von Wolfsrissen, in seiner Heimat Werdenfels vor zwei Jahren erwischte es gleich 30 Schafe auf vier Almgebieten. Auch der Chiemgau war mehrmals betroffen. Landwirte in Niedersachsen sperren mittlerweile ihre Pferde nachts ein, weil ihnen das Risiko zu groß ist, wusste Glatz zu berichten. Dass selbst Politiker nicht verschont bleiben, zeigt der Wolfsriss am Lieblings-Pony der EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen. Fast schon eine ironische Geschichte.

Vergangenes Jahr sei er viel unterwegs gewesen, habe sich mit Landwirten aus Österreich, Südtirol in Erfahrungsaustausch begeben und viele Almgebiete, auch in Kärnten besichtigt, blickte Glatz zurück. Und mit ranghohen Politikern in Brüssel, Straßburg und Berlin diskutiert und Petitionen übergeben, dass der strenge Wolfschutzstatus gesenkt wird. Er habe den Eindruck, so Glatz, dass die Verantwortlichen endlich verstanden hätten, was die Folgen für die Kulturlandschaft ohne Beweidung wären: „Da ist ein Umdenken im Gange,“ stellte er zuversichtlich fest.

Zum geplanten Verbot der Ampel-Koalition, die sogenannte Anbindehaltung bis 2030 zu verbieten, meinte Glatz, er habe nichts gegen einen Laufstall, aber die Investitionen für einen Neubau würden gerade die klein strukturierte Landwirtschaft in der Alpenregion finanziell überfordern. „Unsere Bauern haben schon immer darauf geschaut, dass es den Tieren gutgeht, schließlich ist es ihr Kapital,“ hob Glatz hervor. Im Sommer draußen, im Winter im Stall – diese Kombihaltung habe sich seit Jahrhunderten bewährt.

Alfons Osenstetter vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) gab bekannt, dass Michael Kaiser ab 1. Juni die Nachfolge von Alfons Leitenbacher als Behördenleiter antreten wird. Zugleich gab er einen Überblick über die Auslastung der einzelnen Schulbereiche. Die Tendenz gehe vermehrt zu Schülern ohne direkten landwirtschaftlichen Hintergrund, außerdem gebe es immer mehr sogenannte „Verkürzer“. In Bezug auf die Akademie für Land- und Almwirtschaft (Almakademie) riet er zur frühzeitigen Anmeldung, da mit längeren Wartezeiten (drei bis vier Jahre) zu rechnen ist. Gerade in der jetzigen Situation sei die Beratung über tragfähige Konzepte für die Zukunft sehr wichtig. Die Zeit der großen Stallbauten auf der grünen Wiese ist vorbei, so Osenstetter. Es werde generell weniger gebaut, der finanzielle Spielraum aufgrund der Zinsentwicklung enger.

Weitere Themen waren Probleme bei Neubauten von Almgebäuden, Düngeverordnung, das Bergbauernprogramm sowie neue Fördermöglichkeiten. Zur Förderung der Ökoregelung 5 gab Hans Stöckl, Geschäftsführer des AVO ergänzende, aufschlussreiche Hinweise, die die Almbauern unbedingt beachten sollten, da sie auch die Talflächen betreffen. Stöckl verwies auf die diesjährige Haupt-Almbegehung am 7. August in Oberammergau, verbunden mit dem Wunsch, dass die Veranstaltung bald mal wieder in Ruhpolding stattfindet. Heuer wird Umweltministerin Steffi Lemke zu Gast sein.

Alm als Tourismusziel immer beliebter

Den beiden Orts-Bürgermeistern war es ein Bedürfnis, den Bauern für die Pflege der Almen zu danken, zumal sie touristisch gesehen als beliebte Ausflugsziele immer mehr an Bedeutung gewinnen. Mathias Schlechter fand es lobenswert, wie sachlich die Almbauern bei den jüngsten Protesten mitmachten, während Justus Pfeifer eine Lanze für gezielte Lobby-Arbeit brach, die ein wichtiges Instrument sei, um Interessen durchzusetzen. Hier herrschten oft Vorurteile, die der Sache nicht gerecht werden.

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