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Gemeinsamer Austausch in Grassau

Wars das mit der Regionalität? Wie Gastronomen trotz Steuer-Erhöhung Qualität bewahren wollen

2024 soll die Mehrwertsteuer in der Gastronomie erhöht werden. Das bedeutet auch, die Gerichte werden teurer, und das könnte Gäste abschrecken. Hat diese Preissteigerung auch Folgen für die Nutzung regionaler Produkte?  Bild links: Ein Marktstand mit regionalen Produkten beim Regionaltag Traunstein. Rechts: Traunsteins Landrat Siegfried Walch.
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2024 soll die Mehrwertsteuer in der Gastronomie erhöht werden. Das bedeutet auch, die Gerichte werden teurer, und das könnte Gäste abschrecken. Hat diese Preissteigerung auch Folgen für die Nutzung regionaler Produkte? Immerhin sind diese oft etwas teurer. Traunsteins Landrat Siegfried Walch sieht hier eher Chancen.

Vielen Gastronomen ist es wichtig, regional zu kochen. Das machten sie bei einem Austausch in Grassau deutlich. Aber ist das auch möglich, wenn 2024 die Preise steigen? Über die Ängste der Gastronomen, und wo Traunsteins Landrat Siegfried Walch Chancen sieht.

Grassau/ Traunstein – Den Austausch zwischen regionalen Erzeugern und Gastronomen fördern, um die regionale Wertschöpfung zu stärken. Dieses Ziel hat sich die Chiemgau GmbH gefasst und am Montag, 27. November zu ihrem neuen Format „Kulinarische Tischgespräche“ eingeladen. Workshops, Fachvorträge und „Speed-Networking“ boten Plattformen für Information, Beratung und Kontaktaufnahme. Während der Veranstaltung kam aber noch ein anderes Thema des Öfteren zur Ansprache: die geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie. Sie soll zum Jahresbeginn 2024 wieder auf den Vor-Corona-Wert von 19 Prozent steigen.

Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga reagierte bereits entsetzt über die bevorstehenden Änderungen und sieht eine Vielzahl an Existenzen in der Gastronomie gefährdet. Denn die Mehrwertsteuererhöhung mache Preissteigerungen nötig. Es sei davon auszugehen, dass die Gastronomen die Erhöhung der Mehrwertsteuer nicht selbst ausgleichen, sondern diese an die Kunden weiterreichen.

„Wollen Qualität beibehalten“

Hat das auch Folgen für die Nutzung regionaler Produkte? Immerhin sind diese bekanntlich auch etwas teurer. Und dann kommen eben noch besagte Preissteigerungen hinzu und die Tatsache, dass sich Gäste den Besuch der Wirtschaft nicht mehr leisten können und die Wirte somit Einnahmen verlieren. Sind die Wirte dann gezwungen, auf „günstigere Waren“ zurückzugreifen?

Das wollen wir unbedingt vermeiden, betont Vincent Gschwendner gegenüber dem OVB. Er ist der Pächter des Hafenwirts in Seebruck. „Wir bleiben weiterhin regional und wollen die Qualität beibehalten“, sagt Gschwendner. Dennoch eine Herausforderung, denn „12 Prozent mehr Steuern können wir nicht so einfach schlucken“. Auch ohne diese Erhöhung müssten Wirte bereits Raumkosten, Energiekosten und Personalkosten stemmen. Die Steuererhöhung müsse daher – wie der DEHOGA schon gewarnt hat – an die Kunden weitergegeben werden. „Und das löst schon eine gewisse Angst aus, dass unsere netten Kunden nicht mehr kommen, weil sie sagen, wir können es uns nicht mehr leisten“, sagt Gschwendner.

Diese Sorge hat auch Angelika Müller. Mit ihrem Mann betreibt sie den Gasthof Zellerwand in Schleching. „Ich habe selber eine Familie mit vier Kindern und wenn ich mir denke, sechs Leute gehen zum Essen, dann wird das richtig teuer“, betont Müller. Sie befürchtet, dass gewisse Gesellschaften ausgegrenzt werden, weil diese sich den Besuch in der Wirtschaft nicht mehr leisten können. Wie sie gegenüber dem OVB weiter mitteilt, werde sie aber weiterhin auf regionale Produkte zurückgreifen. Zudem betonte Müller, dass sie in ihrer Wirtschaft die Preise Stück für Stück erhöhen werde. Das bedeute zwar auch Einbußen für sie, aber „ich kenne die meisten Gäste persönlich gut und will ihnen weiter in die Augen schauen können.“

„Ein massiver Fehler“

Regionalität ist auch für Traunsteins Landrat Siegfried Walch eine Herzensangelegenheit, wie er bei seinen Grußworten in Grassau betonte. Als Initiator des Regionaltags in Traunstein ist es ihm ein besonderes Anliegen, dieses Thema zu unterstützen. „Wenn wir ehrlich sind, genießt es doch jeder von uns, wenn er was gscheit‘s zu essen und zu trinken bekommt“, sagt Walch dem OVB, „und wenn man die Geschichte dahinter auch noch versteht, wird das Produkt mehr wertgeschätzt.“

Traunsteins Landrat Siegfried Walch dankte den regionalen Erzeugern und Gastronomen für ihr Engagement.

Dass die Steigerung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie der Regionalität schade, möchte auch er nicht bekräftigen. Er hält es aber für einen „massiven Fehler“, dass die Mehrwertsteuerreduktion zurückgenommen wird. Die Gastronomie habe es gerade erst geschafft, durch die schwierige Corona-Zeit zu kommen. Danach sei auch noch die Zurückhaltung der Kundschaft spürbar gewesen. „Deshalb braucht es nun eigentlich eine Zeit, wo die betroffenen Betriebe wieder Kraft tanken können“, sagt Walch.

Dennoch sieht er aber Chancen. „Gerade weil man noch mehr unter Druck ist, muss man sich Gedanken machen, wie wir uns als Region abheben“, sagt Walch. Das ginge nur, indem Qualität geboten wird. Und die wiederum bieten die regionalen Produkte. „Das muss ja nicht immer das teuerste Produkt sein. Ich muss auch nicht immer eine Sterneküche haben. Aber ein Produkt muss eine Geschichte erzählen“, so der Landrat.

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