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Bundesweiter Vorreiter

Der letzte Schritt mit grünem Fußabdruck: Wie Feuerbestattung in Traunstein klimaneutral wird

Bild links: Mit einer Urkunde bekräftigten Christian Gelleri
 und Sabine Wiendl vom Verein Klimabonus in
Traunstein zusammen mit EHG-Geschäftsführer Paul
 Engmann (2. von links) die Kooperation mit der
Feuerbestattung Südostbayern (FBSO) zur
 Reduzierung klimaschädlicher Treibhausgase. Bild rechts: Ein Sarg wird in die Verbrennungsanlage geschoben.
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In Traunstein sind nun klimaneutrale Feuerbestattungen möglich. Vor Ort zeigten Verantwortliche, wie das Konzept funktioniert.

Die Feuerbestattung Südostbayern in Traunstein setzt neue Maßstabe. Sie bietet klimaneutrale Verbrennungen an und ist damit ein deutschlandweiter Vorreiter. Über das neue Konzept, und wie das Unternehmen weiter davon profitiert.

Traunstein – Im Zeichen des Klimaschutzes hat sich die Feuerbestattung Südostbayern (FBSO) ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Das Traunsteiner Unternehmen ist nach Abschluss einer 22-monatigen Projektphase das erste Krematorium in Deutschland, das im Anlagenbetrieb komplett CO2 -neutral wirtschaftet. Mit welchen konkreten Maßnahmen dies erreicht werden konnte, stellten die beiden Geschäftsführer Thomas und Paul Engmann von der EHG Dienstleistung GmbH zusammen mit Experten bei einem Pressetermin vor.

Bei jährlich 8000 Kremationen fallen bei der FBSO aktuell 145 Tonnen Kohlendioxid (CO2) an. Damit liege man jetzt schon deutlich unter dem durchschnittlichen Ausstoß anderer Anlagen, erläuterte Paul Engmann. Im Zuge des „Projekts 2023“ konnte der Ausstoß seit 2020 noch einmal deutlich gesenkt werden. Insgesamt erzeugen die bundesweit knapp 170 Feuerbestattungsanlagen – die Hälfte davon in kommunaler Hand – aktuell pro Jahr zwischen 100.000 und 250.000 Tonnen CO2.

Wirtschaft steht in der Pflicht für Klimaschutz

Wie Thomas Engmann betonte, will die FBSO mit ihrem klimaneutralen Betrieb bundesweit einen Impuls setzen. Denn obwohl der Klimaschutz insgesamt immer mehr an Bedeutung gewinnt, sei der klimaneutrale Betrieb von Feuerbestattungsanlagen bisher in den wenigsten Fällen Bestandteil der Bestattungsphilosophie. Speziell die Wirtschaft sieht der Unternehmer in der Pflicht, um die hochgesteckten Klimaziele für Deutschland zeitnah zu erreichen. Damit könne ein nachhaltig geführtes Leben „einen würdigen Abschluss bekommen“.

Die Nachfrage steige jedenfalls bei den mit der FBSO kooperierenden Bestattungsunternehmen. Für die Umsetzung der Maßnahmen hat die FBSO alles auf den Prüfstand gestellt. „Von der Energieversorgung über den Fuhrpark bis hin zu den Arbeitsprozessen haben wir alles durchleuchtet“, erklärte Paul Engmann.

Mit einer Urkunde bekräftigten Christian Gelleri und Sabine Wiendl vom Verein Klimabonus in Traunstein zusammen mit EHG-Geschäftsführer Paul Engmann (2. von links) die Kooperation mit der Feuerbestattung Südostbayern (FBSO) zur Reduzierung klimaschädlicher Treibhausgase.

Ergänzend hat das Institut für nachhaltige Energieversorgung (INEV) aus Rosenheim die Optimierung der Prozesse und Einsparpotentiale wissenschaftlich überwacht.

Umfangreiches Paket an Maßnahmen

Bereits seit vielen Jahren werden die beiden Ofenlinien energieoptimiert betrieben. Ebenso wird die Abwärme zur Beheizung der Betriebsgebäude, des Wasserkreislaufs und der Friedhofsgebäude genutzt.

Rund 40.000 Kilowattstunden Wärmeenergie werden für die Friedhofsgärtnerei, Bürogebäude und die Aussegnungshalle ausgekoppelt. Im Rahmen des Projekts 2023 wurde das Energiekonzept jetzt weiter optimiert. So werden die beiden Öfen nunmehr ausschließlich mit nicht fossilem Bio-Methan als Ersatz für Erdgas betrieben.

EHG-Geschäftsführer Thomas Engmann zeigt die Aschereste in der Anlage.

Aus der restlichen Abwärme soll über eine für 2024 geplante ORC-Anlage zusätzlich Strom gewonnen werden (Anm. d. Red.: Organic Ranking Cycle, dabei wird Strom aus Abwärme gewonnen). Bereits jetzt versorgt eine neue Photovoltaikanlage auf dem Dach die FBSO mit 35.000 kWh Strom für den Eigenbedarf. Die zusätzliche erforderliche elektrische Energie bezieht das Unternehmen von den Stadtwerken Traunstein in Form von grünem Strom aus Wasserkraftwerken im Alpenraum. Auch der Fuhrpark wurde elektrifiziert. Zwei E-Mobile wurden bereits angeschafft. Ein strombetriebener Multilader soll folgen.

Glaubwürdigkeit bei Ausgleichsprojekten

Durch diese Maßnahmen konnte die EHG die CO2-Emissionen der Feuerbestattungsanlage für den Verbrauch von Primär- und Sekundärenergie weitestgehend reduzieren. „Bei den verbleibenden 145 Tonnen sind wir an die Grenzen des derzeit Machbaren gelangt“, sagt Paul Engmann. Ergänzend habe man jetzt noch die Emissionen der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette, etwa durch An-und Abtransporte von Fremdfirmen, im Auge.

Für den CO2 -Ausgleich setzt die EHG dabei regional auf den Verein Klimabonus in Traunstein, der mit der Fondseinlage die Installation von Balkonkraftwerken und umweltfreundliches Carsharing im Chiemgau fördert. Auf internationaler Ebene arbeitet die EHG mit Projekten der anerkannten Organisation „The Gold-Standard“ zusammen, die neben der Reduktion von CO2 -Emissionen auch gegen soziale Ungleichheit vorgeht.

So sollen etwa optimierte Kochtöpfe in Sambia oder Wasserfilter in Kambodscha die Lebensverhältnisse dortiger Menschen verbessern. „Bei der CO2 -Kompensation waren uns Glaubwürdigkeit, Transparenz und Zuverlässigkeit der Projektpartner wichtig“, sagt Paul Engmann.

EHG-Geschäftsführer Thomas Engmann erläutert beim Rundgang durch die Energiezentrale Pressevertretern die einzelnen Prozesse bei der Einäscherung Verstorbener.

Aktuell läuft noch in Zusammenarbeit mit der INEV das Zertifizierungsverfahren zum Nachweis der Glaubwürdigkeit von CO2 -Ausgleichsprojekten.

Die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen für den klimaneutralen Betrieb der Feuerbestattungsanlagen wollen die beiden Geschäftsführer allerdings nicht für sich behalten. „Wir planen bereits die nächsten Projekte, um anderen Anlagenbetreibern auf ihrem Weg in die Klimaneutralität zu helfen“, sagt Thomas Engmann.

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