Vortrag beim Chieminger Heimatverein
Warum die Chieminger Markstatt „ein archäologischer Hotspot“ ist
Bei der Jahresversammlung der Freunde des Heimathauses Chieming erzählte der Vorsitzende Hubert Steiner von den Vereinsaktivitäten im vergangenen Jahr. Thema waren auch archäologische Funde in der Markstatt.
Von: Arno Zandl
Chieming – Zur 32. Generalversammlung der Freunde des Heimathauses Chieming begrüßte Vorsitzender Hubert Steiner. Er blickte in den Aktivitäten des Vereins auf den vergangenen Herbst zurück und gab eine Vorschau auf das laufende Jahr.
Kassier Franz Gschwendner seinen Kassenbericht offen, der von Engelbert Lohner als Revisor mit Anerkennung geprüft und einstimmig entlastet wurde.
In seinem Rückblick berichtete der Vorsitzende von einer historischen Dorfführung und von einem Geschichtsvortrag in der evangelischen Kirche. Anfang November fand auf Anregung von Kreisheimatpfleger Dr. Christian Soika das Heimatpfleger-Treffen in Chieming statt.
Rückblick auf Vereinsaktivitäten
Der alljährliche Volkstanz im November entfiel mangels Interesse, dafür fand ein Vorspielabend der Musikschule statt. Kurz vor Weihnachten hielt Martina Pauli vom Landesamt für Denkmalpflege einen informativen Vortrag über das vorläufige Ergebnis zur archäologischen Ausgrabung in der Markstatt. Steiner ergänzte den Vortrag mit seinem Wissen zur Ortsgeschichte.
In der Vorschau auf das laufende Jahr wurde auf die historischen Dorfführungen von Juni bis September hingewiesen. Der musikalische Spaziergang „Aufgspuit am Chiemsee“ findet am 18. Juni wieder in Kooperation mit dem Chiemseer Wirtshaus am Schlossplatz und an der Uferpromenade statt. Ein klassisches Konzert von Thomas Hartmann ist für 27. November geplant.
Die nächsten Veranstaltungen sind eine Mundartlesung mit Gustl Lex und Hans-Peter Kreuzer am 21. April sowie ein Heimat-Erlebnistag am 21. Mai, an dem Bauernleben, -kost und -musi im Mittelpunkt stehen. Beide Veranstaltungen finden im Gewölbesaal des Heimathauses statt.
Karl-Heinz Schuster hält Vortrag über Chiemgau-Klöster
Der Vortrag von Karl-Heinz Schuster, dem Autor der Chieminger Chronik, nahm die wirtschaftlichen Einflüsse der vier Chiemgau-Klöster Herrenchiemsee, Frauenchiemsee, Seeon und Baumburg ins Visier. „Der Grund und Boden des Klosterbesitzes wurde durch Stiftungen oder Schenkungen von Herzögen und Adligen bereits im frühen Mittelalter gelegt“, sagte Schuster und ging auf die Organisation der Klöster und Stifte ein.
Steiner nahm danach Bezug auf die geschichtliche Einordnung der jüngsten Funde an der Grabenstätter Straße auf dem Grundstück von Heinz Wallner. Dazu gab er zunächst einen historischen Überblick von der Jungsteinzeit bis zu den Wittelsbachern. „In der Urkunde aus dem Jahr 804, in der Chieming erstmals erwähnt wird, ist vom ‚Salvatorkloster in der Aue‘ die Rede.
„Von Herzog Tassilo III. ausgehend, wurde von Kirchen bei Bad Aibling das Salvatorkloster unterhalb des Ortes Chieming gestiftet“, sagte Steiner. Entgegen der Auffassung von mehreren Geschichtsschreibern vertritt Steiner die Ansicht, dass die Stiftung des Chieminger Klosters nicht in Verbindung mit Stiftungen der beiden Klöstern auf den Chiemseeinseln stehen kann.
Markstatt ist „ein archäologischer Hotspot“
Die Chieminger Markstatt sei seit Langem „ein archäologischer Hotspot“. Derzeit würden vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege zahlreiche Pfostengruben mit keramischen Funden untersucht, denn es könnte sich um eine Siedlung aus dem letzten Abschnitt des Neolithikums in der sogenannten Jungsteinzeit handeln.
Über das an der Grabenstätter Straße zuletzt von Archäologen frei gelegte Körpergrab gebe es mittlerweile auch erste Erkenntnisse: „Das aufgefundene gut erhaltene Skelett zeigt einen jungen Mann im Alter von 20 bis 25 Jahren, der etwa 175 Zentimeter groß war und in Ost-West-Richtung bestattet wurde. In welche Zeit der Tote im Geschichtsablauf einzuordnen ist, bleibt bis zur endgültigen Altersbestimmung noch abzuwarten. Die Geschichte bleibt also noch spannend“, zog Steiner vorläufig sein Resümee.
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Die geschichtlichen Befunde seien nicht auf das momentan zu bebauende Grundstück beschränkt, sondern dehnen sich auch südlich und westlich auf das angrenzende Areal aus, meinte Steiner weiter.
Dank für die gute Zusammenarbeit mit dem Heimatverein wurde von Bürgermeister Stefan Reichelt ausgesprochen. Dem Dank schloss sich Gemeinderat Heinz Wallner an. Es sei ihm ein Anliegen, dass die Grabungsbefunde auf seinem Grundstück der Öffentlichkeit gegenüber präsentiert werden könnten, dafür sei Steiner und der Heimatverein ein wichtiges Bindeglied. Auch vom Vorsitzenden des Gartenbauvereins, Sepp Wiesholler, kam Dank für die Nutzung des Gewölbesaals für Vereinsaktivitäten.