Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

„Eine Bereicherung für den Ort“

Leben wie in einer Familie: Ein Einblick in das Franziskaner-Konvent in Chieming

In der Hauskapelle des Chieminger Konvents im Pfarrhaus: (von links) Vizeguardian Pater Adrian Cobzaru, Ökonom Pater Gabriel Anton Ferent und Guardian Pater Marius Balin.
+
In der Hauskapelle des Chieminger Konvents im Pfarrhaus: (von links) Vizeguardian Pater Adrian Cobzaru, Ökonom Pater Gabriel Anton Ferent und Guardian Pater Marius Balin.

Im Oktober trat Franziskaner-Minorit Pater Vasile Dior die Nachfolge von Pater Gabriel Budau in den Pfarrverbänden Chieming und Heiliger Franz von Assisi an. Gleichzeitig wurden auch der Franziskaner-Konvent in Chieming sowie die Konvente in Grabenstätt und Haar bei München gegründet. Zeit für eine erste Bilanz.

Von: Arno Zandl

Chieming – Vor einem halben Jahr wurde das Konvent in Chieming gegründet – nun kann eine erste Bilanz gezogen werden. Aus diesem Anlass entstand ein Gespräch mit Pfarradministrator und Leiter des Chieminger Pfarrverbands, Vasile Dior, und dem Chieminger Guardian, Pater Marius Balint. Aus dem Blick der Pfarrei äußerten sich Kirchenpfleger Franz Gschwendner und Pfarrgemeinderatsvorsitzender Martin Weickgenannt zum Chieminger Franziskaner-Konvent. Sandra Bertl, die durch ihre Arbeit mit ihrem Verwaltungsteam im Pfarrbüro den Patres den Rücken freihält, nahm ebenfalls am Gespräch teil.

Können auch Bürger am Gebetsleben der Franziskaner teilhaben?

Pater Marius: Die Gläubigen nehmen nicht an unserem Gebetsleben teil. Unsere Kapelle bietet nicht so viel Raum dafür. Aber wir sind offen, unser Leben in anderen Formen mit den Gläubigen unserer Pfarrei zu teilen, beispielsweise das gemeinsame Essen bei verschiedenen Gelegenheiten. Wir suchen also schon nach Möglichkeiten, Nähe zu schaffen.

Wie würden Sie die Situation im Konvent beschreiben?

Pater Vasile: In der Zeit, in der der heilige Franziskus (1181 bis 1226) lebte, war die Kirche in einer tiefen Krise, nicht viel anders als heute. Franziskus wollte die Kirche reformieren und dachte, dass das nur mit menschlichen Kräften geht. Er will eine authentische, tiefe Beziehung zu Gott haben und nach dem Evangelium leben, was viele junge Menschen inspirierte, ihm nachzufolgen, um ein auf Gott ausgerichtetes Leben zu führen. So entstand die Gemeinschaft der Minderen Brüder. Er wollte, dass seine Brüder nicht in Klausur leben, sie sollten das wertvolle Charisma vom Evangelium in einer neuen Kultur entfalten und in eine offene Zukunft tragen.

Wie würden Sie Ihren Lebensstil beschreiben?

Pater Vasile: Nach dem Wunsch von Franziskus leben wir kein klösterliches Leben in Klausur, sondern in einem Konvent, mitten im Ort. Wir haben trotzdem einen sehr strukturierten Tagesablauf mit festen Gebetszeiten, zu denen wir in der Hauskapelle, die es in jedem Konvent gibt, zusammenkommen. Was unsere Gemeinschaft stärkt und ihr Zukunft gibt, ist die Achtung der brüderlichen Gemeinschaft, die wir durch regelmäßige Konventskapitel stärken, auch gegenseitige Besuche unter den Mitbrüdern in anderen Konventen und gemeinsame Aktivitäten in unserer Freizeit sind fester Bestandteil unseres Ordenslebens.

Wie sind die rumänischen Patres nach Bayern gekommen?

Pater Vasile: Die rumänische Provinz wurde seit jeher von der deutschen Provinz unterstützt. Finanziell wie auch durch die Aussendung von deutschen Missionaren nach Rumänien. Wenige Jahre nachdem die rumänische Provinz unabhängig wurde, kamen aber die Kommunisten an die Regierung, die alle Klöster verboten haben. Die Brüder wurden verfolgt und zum Teil ins Gefängnis geworfen. Nach dem Ende des Kommunismus 1990 wurde die Provinz mit Hunderten junger Brüder wiedergegründet. Gerade in dieser Zeit wurden junge Seminaristen nach Deutschland geschickt, um ihre Ausbildung zu absolvieren, mit der Absicht, hier pastorale Arbeiten zu übernehmen. Am Anfang waren die rumänischen Patres der deutschen Provinz zugeordnet, 2009 wurden uns die Pfarreien Bergen, Erlstätt, Grabenstätt und Vachendorf eigenverantwortlich anvertraut.

Was ist unter „einfachen“ Leben zu verstehen, dem sich die Franziskaner verschreiben?

Pater Vasile: Im Konvent hat jeder sein Zimmer. Die Ausstattung ist einfach. Ein extra Arbeitszimmer für unsere pastorale Arbeit haben wir nicht, dafür haben wir in unserem Zimmer eine kleine Büroecke. Für unser Gemeinschaftsleben nutzen wir unser großes Wohnzimmer, die Küche, einen großen Balkon und einen schönen Garten.

Worin sehen Sie Ihre Hauptaufgabe in der Gemeinde ?

Pater Vasile: Wir begleiten die Menschen durch ihr gesamtes Leben. Durch alle Höhen und Tiefen, bei Hochzeiten und Trauerfällen. Wir haben stets ein offenes Ohr und stehen für Gespräche zur Verfügung, nicht nur bei der Sakramentenspendung.

Wie organisieren Sie sich innerhalb des Konvents?

Pater Vasile: Nach Meinung des heiligen Franziskus wohnen die Brüder in einem Konvent wie in einer Familie und müssen mindestens zu zweit sein. Der Guardian übernimmt die Leitung im Konvent, jemand anderes kümmert sich um die Finanzen und Einkäufe, das ist der Ökonom und ein dritter Bruder unterstützt die beiden und vertritt sie, falls einer nicht anwesend ist. In einem Konvent dürfen so viele Brüder wohnen, wie sie pastorale Dienste übernehmen können und gleichzeitig das Leben wie in einer Familie stattfinden kann. Derzeit leben im Chieminger Konvent Guardian Pater Marius Balint, Pater Gabriel Anton Ferent (Ökonom) und Pater Adrian Cobzaru (Vizeguardian). Im Konvent in Grabenstätt Pater Ioan, Pater Andrei und ich.

Wie feiern Sie die jetzt bevorstehenden Ostertage?:

Pater Vasile: An Gründonnerstag beginnen wir die Ostertage mit einem gemeinsamen Mittagessen zusammen mit den Mitbrüdern aus Maria Eck. Die Karwoche mit ihrem Höhepunkt an Ostern ist geprägt von vielen Gottesdiensten und deren Vorbereitung. Da wir zu zweit in vier Pfarreien alle Gottesdienste feiern, ist unser Terminkalender zu Ostern sehr voll. Aber wir feiern auch Ostern im Konvent und zusammen mit den Mitbrüdern aus Grabenstätt, da kochen wir gemeinsam rumänisches Essen und verbringen die Zeit in Gemeinschaft.

Wie erleben Sie den Konvent in der Gemeinde?

Franz Gschwendner: Der Konvent ist eine Bereicherung für den Ort. Bevor der Konvent 2022 offiziell gegründet wurde, haben wir als Nachfolge-Pfarrer von Pfarrer Mathias Häusl bereits mit den Franziskaner-Patres Livio, Ionutz und Gabriel sehr gute und nette Erfahrungen gemacht. Nun wurde der Konvent offiziell gegründet. Und das Pfarrhaus bietet außer den Pfarrbüros auch die Wohnung für unsere Seelsorger.

Im Pfarrbüro arbeiten Sie und Ihr Verwaltungsteam eng mit den Patres zusammen. Was ist das Besondere an Ihrer Arbeit?

Sandra Bertl: Gerade in der Zusammenarbeit im Pfarrbüro schätze ich die kurzen Wege, wodurch immer schnell etwas besprochen und geklärt werden kann. Auch Pater Vasile ist – obwohl er im Pfarrverband Grabenstätt wohnt – immer für Gespräche und Termine vor Ort dabei und auch bei spontanen Rückfragen immer erreichbar. Schön und vor allem lustig sind auch die Begegnungen außerhalb der Arbeit, bei Festen und Veranstaltungen, wo das Gemeindeleben und Tradition gelebt wird und die Patres immer gerne mit dabei sind.

Kommentare