Anstrengungen führen zu keiner perfekten Lösung
Unüberbrückbare Lücke: Offizielles Aus für Radweg Oberwössen-Reit im Winkl
Um für Radfahrer die Lücke des Radwegs zwischen Oberwössen und Reit im Winkl zu schließen, haben sich bereits vor zehn Jahren die Nachbargemeinden, unterstützt vom Ökomodell Achental, vergeblich bemüht. Nun wurde eine alternative Lösung gefunden.
Unterwössen/Reit im Winkl – „1400 Kilometer bestens beschilderte Radwege, 20 Themenradtouren, fast 600 Kilometer Mountainbike-Netz – Der Chiemgau ist als Radregion kaum zu überbieten“, so wirbt der Chiemgau Tourismus um die Radler und E-Biker. Doch eine Lücke zwischen Oberwössen und Reit im Winkl schließen auch aktuelle Anstrengungen zum Radwegausbau nicht.
Die aktuelle Verbindung Oberwössen – Reit im Winkl verläuft, gemessen von den jeweiligen Tourist Informationen, über eine Strecke von 7,1 Kilometern über den 793 Meter über Normal Null (NN) gelegenen Masererpass. Von Oberwössen hinauf sind es 149 Höhenmeter, von Reit im Winkl hinauf 106 Höhenmeter. Die kurvenreiche Strecke ist die Bundesstraße 305 und Bestandteil der viel befahrenen Deutschen Alpenstraße. Seit Jahren gibt es, auch aus touristischen Aspekten, Bestrebungen, beide Orte über einen Radweg zu verbinden.
Machbarkeitsstudie zeigt Hürden auf
Vor zehn Jahren machten sich die beiden Nachbargemeinden, unterstützt vom Ökomodell Achental, auf, eine Radwegeverbindung anzugehen. Eine damalige Machbarkeitsstudie über einen die Bundesstraße begleitenden Radweg zeigte die Hürden auf. Ein Naturschutz- und ein Wasserschutzgebiet legten Überlegungen ein enges Korsett an. Brücken müssten gebaut, Felsen abgetragen werden. Schon damals blieb am Ende der Kalkulation ein Finanzbedarf über einen zweistelligen Millionenbetrag. Zu viel für ein praktikables Projekt.
Eine erneute Prüfung der Idee im Jahr 2020, vor dem Hintergrund aktueller Förderinitiativen, brachte keine Änderung. Diese Initiativen zielen vor dem Hintergrund des Klimawandels darauf ab, den Verkehr vom Auto auf das Rad zu bringen. Als touristische und Freizeitverbindung birgt die Strecke Oberwössen – Reit im Winkl dafür wenig Potenzial.
Große Bedenken gegenüber Forstwegen über den Berg
Der Wunsch blieb. Die Gemeinderäte, Gemeinden und Institutionen dachten über Alternativen nach. Ein Gemeinderat schlug Radschutzstreifen auf der Bundesstraße vor. Die sind aber nach den Verwaltungsvorschriften zum Straßenverkehrsgesetz nur innerhalb geschlossener Ortschaften zulässig. Am Ende der Überlegungen blieb die Idee zwei Forstwege, angelegt als Sackgassen, über den Berg zu verbinden.
Doch nach eingehender Prüfung kam nun auch für diese Planung das „Aus“, gab Bürgermeister Ludwig Entfellner in der öffentlichen Gemeinderatssitzung bekannt. Zehn Kilometer lang wäre die Strecke geworden, drei Kilometer an der Bundesstraße zu umgehen. Im Auf und Ab des geschotterten Weges müsste der Radler in der Summe 300 Höhenmeter überwinden, so der Bürgermeister. Da bleibt es fraglich, ob der Ausbau eine Nachfrage auslöst, die den Aufwand und die Kosten rechtfertigen. Sowohl die beteiligte Untere Naturschutzbehörde als auch die Staatsforsten äußerten bei einer Ortsbesichtigung große Bedenken gegenüber dem Projekt. Die Radverbindung würde die Menschen in ein Gebiet führen, in dem sich Flora und Fauna derzeit völlig unberührt entwickeln. Eine Abwägung aller Unwägbarkeiten sowie Vor- und Nachteile führte zum deutlichen Ergebnis, diese Idee der Forstwegeverbindung nicht weiterzuführen.
Steig frei schneiden
Trotzdem hat sich aus den Überlegungen etwas kristallisiert. Die Beteiligten sind sich einig, den heimischen Wanderern und Radlern einen aufgelassenen Steig frei zu schneiden, der die Radtour zwischen Oberwössen und Reit im Winkl abseits der Bundesstraße ermöglicht. Die Lösung führt über diesen Steig und eine kurze Schiebestrecke. Die Route soll aber nicht beschildert oder touristisch beworben werden.