Wehrler sehen sich von Gemeinde wenig geschätzt
Unterwössener Gemeinderäte diskutieren Neuanschaffung für die Feuerwehr kontrovers
Die alte Leiter ist in die Jahre gekommen. Braucht Unterwössen eine Neuanschaffung? Die neue Gerätschaft wäre auch ein Zeichen der Gemeinde für ihre Wehrler.
Unterwössen – In der jüngsten Gemeinderatssitzung genehmigte der Rat den vom Fachbüro Dittlmann aufgestellten und von Andreas Dittlmann vorgestellten Feuerwehrbedarfsplan für Unterwössen. Gemeinderat Martin Nieß (CSU) warf vor dem Hintergrund der Vorstellung die Frage auf, ob es danach noch Bedarf für die von den Nachbargemeinden Marquartstein, Schleching und Unterwössen vor 30 Jahren gemeinsam angeschafften Feuerwehrdrehleiter gibt. „Brauchen wir die oder nicht?“ Bekanntlich ist die Unterwössner Feuerwehrdrehleiter in die Jahre gekommen und darüber, ob eine Neuanschaffung sinnvoll ist, gibt es geteilte Meinungen.
Bedarf ist überschaubar
„Grundsätzlich ist eine Drehleiter für Brandbekämpfungs- oder Rettungseinsätze bei höheren Gebäuden immer sinnvoll“, sieht es Andreas Dittlmann. „Notwendig ist sie im Fall Unterwössens, wenn es Gebäude gibt, für die kein zweiter Rettungsweg vorhanden ist und die vierteilige Steckleiter der Feuerwehr nicht ausreicht“, beschreibt das Dittlmann. Er legte in seiner Risikoanalyse dar, dass es in Oberwössen zehn Gebäude, in Unterwössen 20 gibt, die der Feuerbeschaupflicht unterliegen. Unter den davon betroffenen Gebäuden mit mehr als zwei Obergeschossen haben zwei – beide in Unterwössen – erhöhtes Risikopotenzial, weil sie keinen baulichen Rettungsweg haben. Andere sind über die Jahre erheblich nachgerüstet worden.
Eine Drehleiter ist bei der Feuerwehr Grassau angesiedelt. Weil Drehleitern in den zur Bedarfsbeurteilung standardisierten Schadensfällen erst nach 25 Minuten vor Ort sein sollen, könnte die auch das Gemeindegebiet Unterwössen rechtzeitig erreichen. Gemeinderat Matthias Schweigl (CSU) sprach sich deutlich für die Drehleiter aus. In vielen Einsätzen biete eine Drehleiter den Einsatzkräften einen sicheren Zugang. Schon der Respekt vor deren Einsatz bis – hin zur Lebensgefahr – verlange, ihnen den zu lassen.
Als Bürgermeister Ludwig Entfellner dem Kreisbrandrat Christof Grundner zur Drehleiter das Wort erteilte, hatte der eine klare Meinung. In der Vergangenheit wären die Baugenehmigungen für verschiedene Neubauten nur unter dem Gesichtspunkt erteilt, dass es eine Drehleiter in Unterwössen gibt. Solange für diese Objekte keine andere Lösung gefunden sei, müsse die Drehleiter sein. Verwaltungsleiter Thomas Müllinger unterstrich, dass es derzeit keine Überlegungen gebe, die vorhandene Drehleiter abzuschaffen.
Wehrleute fühlen sich wenig geschätzt
In der Sache gibt es einen weiteren Aspekt. Das Fachbüro Dittlmann befragte die Feuerwehrmitglieder zu verschiedenen Punkten, unter anderem auch zur Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Während die in Oberwössen durchaus positiv gesehen wird, sehen sich die Unterwössner Wehrleute von der Gemeinde wenig geschätzt. Denkbare Ursache ist für den Sachverständigen das Thema Drehleiter.