Regierung macht Plänen Strich durch die Rechnung
Ungebremste Lkw wichtiger als ein freifließender Bach? Kopfschütteln im Stadtrat Tittmoning
Den Ponlachbach am Gerberberg noch mehr zum Vorschein kommen lassen, das Hochwasserrisiko minimieren und gleichzeitig den Verkehr etwas ausbremsen - das war der Plan des Tittmoninger Stadtrats. Doch die Regierung hat dem Ganzen jetzt einen Riegel vorgeschoben.
Tittmoning - Die Umgestaltung des Gerberbergs ist eines der größeren anstehenden Projekte der Tittmoninger Stadtpolitik. Doch ganz so wie geplant, wird es nicht gehen. Das musste Bürgermeister Andreas Bratzdrum (CSU) am Dienstag (9. April) dem Stadtrat verkünden. Im unteren Teil der bebauten Südseite des Gerberbergs wollte man mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Den Ponlachbach auf noch längerer Strecke freilegen und nicht mehr unter dem Gehsteig „verstecken“. Einerseits schön anzuschauen, andererseits wäre das Hochwasserrisiko so geringer. Und um Platz für den Gehsteig zu schaffen, hätte man die Straße an jener Stelle auf 3,50 Meter verengt.
Begegnungsverkehr muss möglich bleiben: Keine Verengung am Gerberberg
Doch jetzt funkte die Regierung von Oberbayern dazwischen. Die Vorteile, die sich der Tittmoninger Stadtrat erhoffte, könnten durch einen „derart schweren baulichen Eingriff“ nicht gerechtfertigt werden, drückte es die Regierung in einem Schreiben aus. Denn: Bei einer Straßenbreite von 3,50 Metern wäre kein Begegnungsverkehr mehr möglich. „Die Freilegung des Ponlachbaches an dieser Stelle würde zulasten der Fahrbahn gehen und (...) die Leichtigkeit des Verkehrs erheblich weiter einschränken“, so die Regierung von Oberbayern. Bei vielen Stadträten herrschte da enttäuschtes Kopfschütteln.
„Der Bach wird an der Stelle also weiter durch den Gehsteig abgedeckt bleiben müssen“, so Bratzdrum. Der Grund für die Kompromisslosigkeit der Regierung von Oberbayern: Der Gerberberg ist als Staatsstraße gewidmet. Und die sind dazu bestimmt, den überörtlichen Durchgangsverkehr abzuwickeln. Außerdem käme hinzu, dass der Gerberberg zu einer der wenigen Straßenbrücken über die Salzach zwischen Burghausen und Freilassing führt und daher auch grenzüberschreitende Bedeutung hat.
Gerberberg für Staatsstraße eigentlich jetzt schon zu schmal
Schon jetzt sei die Straße am Gerberberg eigentlich zu schmal: 6,50 Meter müssten Staatsstraßen laut Bayerischer Bauverwaltung eigentlich breit sein, damit zwei Lkw oder zwei Linienbusse sicher aneinander vorbeikommen. Der Asphalt am Gerberberg misst aber schon jetzt einen Meter weniger, weswegen nur noch Tempo 30 gilt. Verengt man die Straße aber weiter auf 3,50 Meter, wäre ein Begegnungsverkehr überhaupt nicht mehr möglich. 2370 Fahrzeuge sind es, die den Gerberberg täglich im Schnitt befahren, der Schwerlastanteil liegt bei gut drei Prozent.
Die Sanierung des Gerberbergs weiter westlich bleibt aber möglich. Auch dort soll der Gehsteig ausgebaut und der Ponlachbach freigelegt werden. Die Stadt hat dafür eigens das Haus Gerberberg 10 angekauft und voriges Jahr abgebrochen. Mit einem Beginn der Bauarbeiten ist frühestens nächstes Jahr zu rechnen.
xe