Windkraft in Traunstein vor dem Aus?
Ist beim Windpark nahe Kammer Windstille angesagt? Vorläufige Entscheidung über Windräder gefallen
Seit zwei Jahren streiten Befürworter und Gegner über den Bau eines geplanten Windparks im Waldgebiet Froschham zwischen Otting und Kammer. Windmessungen ergeben: der Standort wäre zur Energieerzeugung geeignet. Jetzt, unerwartet - eine vorläufige Entscheidung. Geschäftsleiter der Traunsteiner Stadtwerke, Stefan Will, im Gespräch:
Traunstein – „Es geht um eine zeitliche Komponente, nicht um ein Ja oder Nein.“ Der Bau des Windparks im Wald zwischen Kammer und Otting sei entsprechend nicht von Tisch, so der Geschäftsführer der Traunsteiner Stadtwerke, Stefan Will. Es ist aber eine Entscheidung gefallen: Der Aufsichtsrat der Stadteigenen GmbH habe das Projekt zurückgestellt.
Anschluss an Umspannwerk Traunreut nicht mehr möglich
„Das Problem ist die Möglichkeit des Netzanschlusses.“ Bislang war der Plan, die erzeugte Energie der Windräder im Umspannwerk in Traunreut anzuschließen, so Will weiter: „Da stehen aber die Anschlusskapazitäten nicht mehr zur Verfügung.“ Eine unerwartete Wende bei der Umsetzung der Windparkanlage in Froschham. Angestoßen hatte das Ganze eine Gesetzesgebung auf Bundesebene:
„Wind-an-Land-Gesetz“ kurbelt Planung an
Deutschlandweit wurde im Juli 2022 das sogenannte `Wind-an-Land-Gesetz‘ verabschiedet. Es soll zur Erhöhung und Beschleunigung von Windenergieanlagen beitragen. Zwei Prozent der Bundesrepublik sollen demnach zur Nutzung von Windkraft zur Verfügung gestellt werden. Je nach Bundesland wurde eine bestimmte Teilfläche festgelegt. Für Bayern bedeutet das: 1,1 Prozent bis zum Jahr 2027, 1,8 Prozent bis zum Jahr 2032.
Windkraft im Norden Traunsteins lukrativ?
Durch eine Studie des TÜV wurden im Oktober 2022 bereits zwölf mögliche Standorte im Landkreis Traunstein bekannt gegeben. Im Gebiet östlich des Stadtteils Kammer und im Traunsteiner Stadtwald in Froschham auf Waginger Gemeindegebiet sollten bis zu sechs Windkraftanlagen errichtet werden. Vorgesehen waren drei bis vier Windräder in Froschham und zwei östlich von Kammer. Dabei spielt vor allem die Windgeschwindigkeit eine entscheidende Rolle. Gebiete, in denen der Bau eines Windkraftwerkes lukrativ betrieben werden könnte, werden als sogenannten Vorranggebiete ausgewiesen.
„Es können nur drei Windräder angeschlossen werden“
Und genau diese Lukrativität des Projektes spielt jetzt eine entscheidende Rolle auch im Zusammenhang mit dem Anschluss an das Umspannwerk in Traunreut, erklärt Stefan Will von den Traunsteiner Stadtwerken. Dort könnten nur drei Windräder angeschlossen werden: „Das Problem ist, dass bei drei Windrädern die Anschlusskosten genauso groß sind wie bei fünf. Also das heißt, der Anteil der Investitionskosten für einen Anschluss ist natürlich dann spezifisch höher.“
Gesamtkosten können so nicht gedeckt werden
Die Investition von zirka 50 Millionen Euro für das Gesamtprojekt rechne sich somit nicht, denn der Erlös von nur drei Windkraftanlagen müsste trotzdem alle Kosten tragen. Hätte man das nicht schon vorher wissen können? „Das wäre dann ja immer so“, sagt Stefan Will. Im Planungsprozess bei solchen Projekten könnten einfach unvorhergesehene Probleme entstehen: „Es stellt sich zum Beispiel heraus, dass beim artenschutzrechtlichen Gutachten ein Problem auftaucht, wie mit einer bestimmten Vogelart etwa.“
Umspannwerk in Traunreut: Keine Kapazität mehr
Außerdem sei, so Will weiter, das vom Bayernwerk betriebene Umspannwerk in Traunreut einer Vielzahl unkalkulierbarer Faktoren ausgesetzt gewesen. Die Energie, die über dieses Werk läuft, sei kein statischer Wert. Es würden in den letzten Jahren immer mehr alternative Energieträger auch im Einzuggebiet dazukommen:
„Da entstehen zum Beispiel immer mehr Photovoltaikanlagen, das fließt alles da rein.“ Wie geht es jetzt weiter? Man hoffe auf den geplanten Netzausbau des Bayernwerks. Ein schon konkret geplantes Umspannwerk in Palling sei, so Will, vom Standort Froschham zu weit entfernt. Aber auch in der Nähe sei ein Umspannwerk angedacht:
Hoffnung auf baldigen Netzausbau
„Wir sind in Abstimmung mit dem Bayernwerk, wie der Ausbau weitergeht.“ Geplant sei ein neues Umspannwerk in Waging, das dann für den Anschluss der fünf Windräder bei Froschham infrage käme: „Das Umspannwerk Waging ist auch in der konkreten Planung. Und dann können wir mit unserem Projekt weiterführen.“
Im Netzausbau-Plan des Bayernwerks sei die Fertigstellung des Umspannwerkes in Waging für 2028 vorgesehen. Stefan Will schätzt aber realistisch mit zirka 2030, da derzeit sehr viele Projekte zum Netzausbau verwirklicht werden sollen. Bis dahin herrscht Windstille bei der Planung der Windräder zwischen Kammer und Otting und wohl auch bei den Windparkgegnern. Inwieweit das Vorhaben mittelfristig umgesetzt werden kann, wird sich zeigen. Die Absicht habe man nach wie vor, so Stefan Will.
