Im Gespräch mit SPD-Landratskandidat
Traunsteiner SPD schickt Christian Kegel ins Rennen – Was will er als Landrat erreichen?
„Für mich war klar, dass ich auf gar keinen Fall mehr für das Amt des Oberbürgermeisters in Traunstein kandidieren werde.“ Kommunalpolitik abgeschlossen? Nein – Altbürgermeister Christian Kegel meldet sich zurück: Der Kreisverband der Traunsteiner SPD nominiert ihn einstimmig zum Landratskandidaten. Wie würde er die Nachfolge von Siegfried Walch (CSU) angehen?
Landkreis Traunstein – „Wir werden einen Landratskandidaten aufstellen, der die nötige Erfahrung und das Wissen hat.“ Kurz nach der Bundestagswahl bleibt der Vorsitzende des SPD-Kreisverbandes, Sepp Parzinger noch vage. Dann geht es schnell: Die Entscheidung fällt einstimmig auf Altbürgermeister Christian Kegel. Nachdem Siegfried Walch nach elf Jahren als Landrat nun ins deutsche Parlament wechselt, werden in allen Parteien Nachfolger diskutiert. Bei der CSU war längere Zeit der amtierende Traunsteiner Oberbürgermeister Christian Hümmer im Gespräch, er hat sich letztlich gegen eine Kandidatur entschieden.
Jetzt stehen für die CSU Magdalena Obermayer, seit 2014 Kreisrätin und Martin Lackner, Bürgermeister der Gemeinde Engelsberg als Option im Raum. Bei den Freien Wählern wird entweder der Landtagsabgeordnete Dr. Martin Brunnhuber oder der Kreisvorsitzende Andreas Danzer ins Rennen gehen. Grüne und AfD haben derzeit noch keine konkreten Kandidaten öffentlich bekannt gegeben. Somit ist bislang ausschließlich bei der SPD klar, wer sich für den Posten bewerben wird: Altoberbürgermeister Christian Kegel. Im Interview mit Chiemgau24.de verrät der stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Kreistag, wie er die Zukunft des Landkreises gestalten würde:
Die Gerüchteküche war schon am brodeln, Herr Kegel, jetzt steht fest: Sie werden als Landratskandidat für die SPD antreten. Spielen sie schon länger mit dem Gedanken?
Christian Kegel: „Wir haben innerhalb der SPD seit längerer Zeit diskutiert. Der Beginn war, als Siegfried Walch für den Bundestag aufgestellt wurde. Das war der Zeitpunkt, wo sich alle Parteien Gedanken gemacht haben. Aber dass ich dafür infrage komme, das hat sich erst entwickelt.“
Warum haben letztlich sie das Rennen gemacht? Was zeichnet sie für das Amt des Landrates besonders aus?
Christian Kegel: „Das könnte vermutlich der Kreisvorstand besser beantworten, selber ist das immer schwer. Grundsätzlich bin ich ein sehr offener Mensch und einer, der auf Menschen zugeht, und ich denke, das war dann schon auch ein Argument für die SPD, dass man gesagt hat, mit dem könnten wir es versuchen. Sicher hat es auch eine Rolle gespielt, dass ich ein politisches Vorleben habe.“
Sie waren von 2014 bis 2020 Oberbürgermeister der Stadt Traunstein. Sehen sie durch diese Erfahrung Vorteile bei der Wahl?
Christian Kegel: „Nicht dahingehend, dass ich mich dadurch gegen andere mögliche Kandidaten positionieren wollte. Ich denke nur, dass es sicherlich kein Nachteil ist, dass man solche Erfahrungen bereits gemacht hat und im Prinzip weiß, wie das Geschäft läuft, auch das politische Geschäft. Ich würde auch im Falle einer Wahl so reagieren und handeln wollen, wie ich das auch als Oberbürgermeister getan habe. Also den Menschen zugewandt und lösungsorientiert.“
Sie haben 2020 die Wahl zum Traunsteiner Bürgermeister gegen Dr. Christian Hümmer (CSU) verloren. Hatten sie danach mal überlegt, sie ganz von der Kommunalpolitik zu verabschieden?
Christian Kegel: „Für mich war dann klar, dass ich für das Amt des Oberbürgermeisters in Traunstein auf gar keinen Fall mehr kandidieren werde, weil das dann abgeschlossen war. Aber ich habe das große Glück, dass ich vorher schon einen Beruf ausüben durfte, den ich liebe und das mache ich jetzt wieder. Als Lehrer bin ich in einem Bereich tätig, der mir unglaublich gut gefällt.“
Steckbrief Landratskandidat der SPD: Christian Kegel
Alter: 61 Jahre
Wohnort: Traunstein
Familie: Ehefrau Konstanze, Sohn Fabian
Beruf: Gymnasiallehrer für Latein und Sport am Hertzhaimer-Gymnasium in Trostberg
Politischer Werdegang: 2008 Eintritt in die SPD, 2011 Vorsitzender SPD Traunstein, 2014 Wahl zum neuen Oberbürgermeister von Traunstein, seit 2020 stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPDplus-Fraktion im Kreistag
Ehrenämter: Vorsitzender Förderverein Alt-Traunstein als auch die Orgelfreunde Traunstein; stellvertretender Vorsitzender des ‚Musiksommers zwischen Inn und Salzach‘
Hobbys: Radfahren, Skifahren, Tourengehen. Hündinnen der Familie Betty und Tony
Welche großen Herausforderungen sehen sie für den Landkreis Traunstein in der kommenden Zeit?
Christian Kegel: „Die ganz großen Herausforderungen sind natürlich schon beschrieben, auch durch die Entscheidung des Kreistags, dem ich ja angehöre. Also ich denke da insbesondere natürlich an den Campus Chiemgau. Das ist etwas, was uns sehr positiv begleiten wird, aber auch herausfordernd sein wird. Dann haben wir natürlich die Kliniken, die uns auch durch anstehende Reformen sicher vor erhebliche Herausforderungen stellen, aber auch denen werden wir natürlich gerecht werden.“
Stehen daneben noch andere Themen auf der Agenda, die ihnen als Landrat wichtig wären?
Christian Kegel: „Ich bin ein Mensch der Bildung. Das heißt, wichtig ist auch die Erweiterung und Instandsetzung der Schulen. Daneben spielt das Thema Wohnen eine wichtige Rolle. Es gibt ja die Wohnbaugesellschaft des Landkreises, die hier ganz hervorragende Arbeit leistet. Es ist zwar Pflichtaufgabe des Staates oder der Gemeinden, Wohnraum zu schaffen. Aber über die Wohnbaugesellschaft, auch über den Zweckverband Heimat Chiemgau würde ich mich entsprechend einbringen wollen, das weiterzuführen. Wenn man gut wohnen kann, auch bezahlbar, dann funktioniert eine Gesellschaft deutlich besser.“
Was würden sie anders machen als ihr Vorgänger Siegfried Walch?
Christian Kegel: „Herr Walch hat aus meiner Sicht eine hervorragende Arbeit als Landrat geleistet und es ist eher ein Vorteil, dass man da anschließen darf. Also da gibt es für mich nicht einen Punkt, wo ich sage, das muss man unbedingt anders machen. Jeder hat seinen eigenen Stil, sicherlich, aber das fände ich jetzt aus meiner Sicht nicht in Ordnung, hier einen Kontrapunkt zu suchen. Ich denke, dass Herr Walch und auch der Kreistag, nehmen Sie alle zusammen, wirklich gute Arbeit geleistet haben.“