Nachfolger freut sich auf neue Aufgabe
„Ihr seid die wahren Helden“: Tränenreicher Abschied von Freilassings Polizeichef Gerhard Huber
Der Fund einer 450 Kilogramm schweren Fliegerbombe, das tragische Unwetter beim Chiemsee Summer mit zahlreichen Verletzten, Drogenfunde, Demonstrationen und ein brennender Zug: Gerhard Huber hat in seinen neun Jahren als Leiter der Polizeiinspektion Freilassing viel erlebt. Bei seiner Verabschiedung am Freitag (28. Februar) wurde es so emotional, dass sogar seinem Nachfolger Florian Ertl die Worte fehlten.
Freilassing - Genau 24 Stunden, nachdem mit Robert Anderl der Leiter der Grenzpolizei Piding verabschiedet und sein Nachfolger Gerhard Holzinger in sein Amt eingeführt wurde, folgten in den Räumen des Fortbildungsinstituts der bayerischen Polizei in Ainring der nächste Amtswechsel. Und wie beliebt der scheidende Freilassinger Polizeichef Gerhard Huber war, zeigte sich daran, dass die gesamte Dienststelle zu seiner Verabschiedung kam. „Bis auf einer Streife und ein Kollege in der Dienststelle“, merkte der sichtlich stolze und gerührte Huber an.
Der ohnehin schon emotional schwierige letzte Arbeitstag von ihm lief von Anfang an anders, als er ihn sich vorgestellt hatte. Um 6 Uhr morgens wurde er vom Schützenverein samt Polizeieskorte mit Blaulicht aufgeweckt. Stunden später, als er sich mit seiner Familie für die Abschiedsfeier vorbereitet, wurde er vorzeitig mit einem historischen Polizeifahrzeug abgeholt. „Ihr seid die wahren Helden“, bedankte er sich bei einer versammelten Mannschaft. Es seien nicht immer einfache Jahre gewesen, doch „mit Zusammenhalt, Verlässlichkeit, den passenden Kollegen und dem Willen, das Richtige zu tun, haben wir das Beste für die Sicherheit der Bürger getan“.
Als Huber von den Emotionen überwältigt wurde
Huber: „Dank euch konnte ich meine Aufgaben mit Freude bewältigen“. Sicherheit sei eine Gemeinschaftsaufgabe, betonte er, und er blicke mit Stolz auf seine Zeit als Leiter der Dienststelle zurück. „Ich übergebe die Inspektion in gute Hände“, brachte Huber gerade noch so heraus, als seine Stimme ins Stocken geriet und er seinen Gefühlen für einen kurzen Moment - begleitet vom großem Applaus der Zuhörer - freien Lauf lassen musste.
Mit einem kurzen Videozusammenschnitt lieferte er eindrucksvolle Beispiele und Momente aus seiner Laufbahn: Der zweifache Familienvater begann am 1. März 1981 seine Karriere als Polizist und arbeitete sich immer weiter nach oben. Die beiden G7-Gipfel, der Fund der 450 Kilogramm schweren Fliegerbombe 2016, der schwere Sturm beim Chiemsee-Summer 2017 mit vielen Verletzten, Drogenfunde, Demonstrationen, ein brennender Zug und mehrere Extremwetterlagen: Langeweile hatte Huber in seinen neun Jahren in Freilassing sicherlich keine. Doch ihm war es auch ein Anliegen, zum Beispiel Kindergärten und Schulklassen einzuladen oder bei Präventionstermine aufzuklären, wie bei den Bildern deutlich wurde. „Es war mir eine Ehre“, machte er bei seinem Abschied klar.
Nachfolger übernimmt „gut funktionierende Inspektion“
Als sein Nachfolger Florian Ertl an das Rednerpult trat, musste er erst einmal durchschnaufen. „Das muss ich erst einmal sacken lassen“, gab er zu und rang um Worte. Als er vor 32 Jahren als Polizist startete, hätte er sich nie erträumt, „eines der schönsten Ämter der bayerischen Polizei“ ausführen zu dürfen. Als Leiter einer Dienststelle werde er diese mit großem Engagement führen, um dieser besonderen Verantwortung und Ehre gerecht zu werden. Er werde auf bewährte Abläufe zurückgreifen, aber auch neue Wege einschlagen. „Ich übernehme eine gut funktionierende und strukturierte Inspektion von dir“, betonte der neue Freilassinger Polizeichef.
Der Präsident des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, Herrmann Hellwig, lobte Huber in den höchsten Tönen. Seinen Worten zufolge war es keine Überraschung, dass dieser bei den Ordnungshütern seine Karriere begann. „Vor über 44 Jahren hast du nach deiner Schulzeit genau eine Bewerbung verschickt, weil dein Großvater ebenfalls Polizist war“, so Hellwig.
Polizeipräsident sieht Nachfolger „bestens gerüstet“
Huber habe sich in seiner „beeindruckenden Laufbahn“ sowohl für die Stadt, die Polizei, als auch den Freistaat mit großem Engagement eingesetzt. Und als erfahrener, aber auch herzensguter Mensch habe er sich bei den Kollegen beliebt gemacht. „Ich glaube, als du die Leitung der Inspektion übernommen hast, ging für dich ein Kindheitstraum in Erfüllung.“ Zu seinem Nachfolger sagte er, dass dieser „unser Wunschkandidat“ für diesen Posten war. „Für diese großartige Verantwortung bist du bestens gerüstet“, meinte Hellwig.
Auszug aus den beruflichen Laufbahnen von Huber und Ertl
Gerhard Huber begann 1981 seine Ausbildung und arbeitete danach bei der Grenzpolizei Freilassing. Nach einem Studium kam er als Kommissar in Funktion des Dienstgruppenleiters zurück zur Grenzpolizei Freilassing. Über die Inspektion Traunstein, Bereich Fahndung, landete er in Burghausen und übernahm dort als Dienststellenleiter die Verantwortung. Als es ihn nach sechs Jahren wieder nach Freilassing zog, war kein Geringerer als Florian Ertl sein Nachfolger in Burghausen. Huber kann damit auf 44 Jahre bei der Polizei zurückblicken.
Ertl selbst arbeitete, nachdem er 1993 mit der Ausbildung angefangen und diese abgeschlossen hatte, bei der Polizeiinspektion Rosenheim. Jahre später ließ er ein Studium folgen und stieg unter anderem zum Dienstgruppenleiter bei der Inspektion Traunstein auf. 2016 übernahm er Hubers Amt in Burghausen, ehe Ertl nach vier Jahren zur Verkehrspolizei Traunstein wechselte. Nun tritt der dreifache Familienvater in Freilassing in die Fußstapfen von Huber.
Freilassings Bürgermeister Markus Hiebl sagte zu Huber: „Mit dem Ruhestand geht für dich, für die Inspektion, aber auch für die Stadt und EInwohner eine Ära zu Ende“. Auch im Namen der Bürgermeister der anderen Gemeinden im Zuständigkeitsbereich wolle er sich für die Zusammenarbeit bedanken. „Du hast neun Jahre für Recht und Ordnung gesorgt: mit Feingefühl, Empathie und Pragmatismus.“ Doch ein Dienststellenleiter allein könne niemals für die Sicherheit sorgen, machte Hiebl klar. „Das geht nur mit euch Polizisten, die tagsüber, nachts und bei jedem Wetter unterwegs sind.“
Das „Herz am rechten Fleck“ zu haben, bescheinigte Landrat Bernhard Kern dem scheidenden Polizeichef. Mit seiner Kompetenz, Menschlichkeit und besonnenen Arbeit habe er selbst bei hitzigen Diskussionen bei Bürgerversammlungen dafür gesorgt, standhaft zu bleiben. Auch beim Verkehr, der Migrationswelle oder anderen Herausforderung sei Huber den Kommunen eine große Hilfe gewesen. „Und deinen Kollegen gegenüber hast du dich anerkennend und wertschätzend verhalten. Die Polizeiinspektion verliert einen Hochkaräter.“ (ms)
