Siegfried Walch im OVB-Interview
„Ich bin und bleibe Chiemgauer“: Deshalb will Traunsteins Landrat in den Bundestag
Siegfried Walch, Landrat des Landkreises Traunstein, könnte bald nach Berlin wechseln. Er hat seine Kandidatur für den Deutschen Bundestag bekannt gegeben. Doch die Entscheidung fiel ihm nicht leicht, wie er im Interview mit der Chiemgau-Zeitung erläutert.
Landkreis Traunstein – Der Landkreis Traunstein könnte im kommenden Jahr einen neuen Landrat benötigen. Siegfried Walch hat kürzlich seine Kandidatur für den Deutschen Bundestag bekannt gegeben. Er könnte damit seinem Parteikollegen Peter Ramsauer für den Wahlkreis Traunstein und Berchtesgadener Land für die CSU nachfolgen. Im Interview erklärt er die Beweggründe, warum er sich für eine Kandidatur entschieden hat.
Herr Walch, was hat Sie dazu bewegt, nach Berlin wechseln zu wollen?
Siegfried Walch: Zum Ersten muss man mal sagen: Ob ich nach Berlin wechsle, das entscheiden jetzt erst einmal die Wähler und die Mitglieder der CSU, ob ich deren Kandidat werde. Wenn ich die Möglichkeit bekomme, dann muss ich dazu sagen, es ist mir einfach nicht leicht gefallen. Ich bin mit Leib und Seele Patriot und Bürger dieser Region, und deswegen war es für mich wirklich nicht einfach. Wir haben mit Peter Ramsauer eine unglaublich starke Vertretung gehabt, und dass wir das auch weiterhin brauchen. Gerade das Zusammenspiel über alle Ebenen. Man sieht das gar nicht so, aber das macht wahnsinnig viel aus, wenn wir da aus einem Guss agieren können. Ich glaube, wir brauchen in Berlin eine starke Vertretung für die Heimat, aber auch insgesamt für unser deutsches Vaterland zu arbeiten, hat einen Reiz.
Sie sind seit zehn Jahren Landrat des Landkreises Traunstein. Das ist schon eine lange Zeit…
Walch: Ich bleibe dabei, leicht gefallen ist mir die Entscheidung nicht. Ich gehe nicht gern weg aus dem Landratsamt. Es gibt viele Dinge, auf die ich mich freue, wenn man die Möglichkeit kriegt, aber umgekehrt auch viele Sachen, die ich vermissen werde. Und eines ist mir natürlich wichtig zu betonen: Ich gehe nicht weg aus der Region, das wird manchmal so interpretiert, als ziehe man dann nach Berlin. Nein, man ist natürlich viel in Berlin, man ist sehr viel unterwegs, aber natürlich bleibe ich da wohnen, wo ich jetzt wohne. Ich bin ein Inzeller, ich bleibe Inzeller. Das ist ja in der Mitte des Bundeswahlkreises, und ich würde niemals weggehen. Ich bin und bleibe ein Chiemgauer.
Wie sicher sind Sie sich, dass Sie von den CSU-Ortsverbänden die notwendige Unterstützung bekommen?
Walch: Ich sag‘s ganz ehrlich, ich war sehr überwältigt von der Reaktion, die wir an dem Freitag von den Vertretern der Ortsverbände bekommen haben. Das war wirklich sehr emotional, auch weil alle, glaube ich, gespürt haben, dass es mir nicht leicht fällt, jetzt meine Position als Landrat aufzugeben, wenn es denn so kommt. Insofern hat es mich echt gefreut, dass man da schon so viel Unterstützung, so viel Schwung und so viel Herzlichkeit mitbekommen hat. Also nicht nur politisch-taktische Unterstützung, sondern wirklich emotionale Herzlichkeit. Das, glaube ich, gibt es in der Politik ganz, ganz selten. Ob die Ortsverbände in beiden Bundeswahlkreisen und die Delegierten dann so abstimmen und mich wirklich zum Kandidaten machen, das kann ich nicht sagen. Ich glaube, dass ich etwas bieten kann, was für die ganze Region zwischen Watzmann und Engelsberg von Nutzen sein kann.
Was reizt Sie an einem möglichen Bundestagsmandat?
Walch: Es reizt mich vor allem natürlich mal die thematische Komplexität. In Berlin haben wir viele Themen, die uns direkt betreffen. Nehmen Sie mal die ganze gesundheitspolitische Krise, die die Krankenhäuser in ganz Deutschland momentan erleben. Die ist hausgemacht, und sie ist in Berlin entschieden. Man hat in Berlin bewusst entschieden, dass man den Kliniken eben nicht hilft, die Kosten, die die Corona-Pandemie verursacht hat, und die Folgekosten, sprich Tarifsteigerungen und Energiekostenerhöhungen, die auch alle politisch entschieden worden sind. Man hat bewusst entschieden, den Krankenhäusern nicht zu helfen. Das heißt, an dem Beispiel sieht man schon, diese Dinge brauchen in Berlin eine klare Stimme, weil sie uns direkt berühren. Und deswegen kann man über Krankenhäuser bei uns diskutieren, nur Schuld ist Berlin. Und deswegen braucht es auch dort die Lösung.
Was würden Sie neben einer Krankenhausreform sonst noch als dringend ansehen?
Walch: Das Wahnsinnsthema Migration. Wir haben in den letzten Jahren einen ungeheuren Strom an illegalen Einwanderern erlebt, die einfach nicht herkommen dürfen und die auch nicht bleiben dürfen. Und deswegen braucht es eine strikte Migrationspolitik. Das ist in Berlin versemmelt worden. Man hat es jahrelang nicht gehört, was die kommunalen Entscheidungsträger, übrigens aller Parteien, auch SPD-Landräte, gesagt haben. Heute erkennt man, dass diese unkontrollierte Massenmigration ein riesiges, man muss fast sagen, Jahrhundertversagen für unsere Heimat, für unser Vaterland ist und letztendlich auch für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Das sind Dinge, die werden in Berlin entschieden. Und sowas zu verändern, reizt mich natürlich. Auch wenn klar ist, dass man als einzelner Abgeordneter da nicht alleine alles verändern kann. Das ist als Landrat ein bisschen anders. Gerade das, was man in den letzten Jahren in Berlin erlebt hat, zeigt mir, dass man sich dort engagieren muss.
Und das hat sie dazu bewegt, sich jetzt für einen Sitz im Bundestag zu bewerben?
Walch: Natürlich war es auch eine Initialzündung, weil ich mittlerweile erlebe, was diese Berliner Politik für eine unglaubliche Leistungsfeindlichkeit in der Gesellschaft und für unser Land implementiert hat. Derjenige, der sich etwas aufbaut, der sich etwas schafft, der sich eine Existenz aufbaut, der mehr arbeitet, der mehr leisten möchte, derjenige wird bei uns bestraft. Arbeiten wird von politischen Systemen und von steuerlichen Systemen heute bestraft. Derjenige, der nichts tut und sich lieber zurücklehnt und gerne Leistungen in Anspruch nimmt, der wird belohnt. Das ist der völlig falsche Weg. Wir müssen das Ganze unbedingt wieder umkehren. Leistung muss sich wieder lohnen. Es ist wichtig, dass wir endlich wieder einmal verstehen, dass jeder Euro, den wir ausgeben, erst einmal erarbeitet werden muss. Ein Solidarsystem, ein Sozialstaat lebt vom Engagement seiner Bürger. Das ist meine Grundüberzeugung. Und genau das möchte ich gerne in Berlin wieder stärker zum Thema machen. Denn man redet über jeden, der Leistungen kriegen soll. Aber komischerweise spricht niemand über diejenigen, die alles bezahlen.