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Fachberater des Landratsamts Traunstein gibt Tipps

Invasion der Schnecken? „Das humanste wäre, sie mit kochendem Wasser zu übergießen“

Collage: links: Markus Breier, Fachberater Gartenkultur und Landschaftspflege Traunstein. Rechts: Spanische Wegschnecke
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Schneckenplage: Dieses Jahr überziehen Nacktschnecken massiv unsere heimischen Gärten und vernichten unser Gemüse. Warum? Und was kann man tun? Markus Breier von der Fachberatungsstelle Gartenkultur des Landratsamtes Traunstein hat die Antworten.

Tierischer Ärger 2024: Am See quälen uns die Mücken, im Café die Wespen - also doch ab in den heimischen Garten. Aber hier warten tausende von Nacktschnecken und fressen alles kurz und klein. Warum sind die Plagegeister in der Region dieses Jahr so zahlreich? Und was kann man dagegen machen?

Traunstein – „Schnecken lieben einfach Feuchtigkeit“, erklärt Markus Breier. Der Fachmann für Gartenkultur und Landschaftspflege des Landratsamtes Traunstein bestätigt: „Dieses Jahr ist wirklich ein Schneckenjahr.“ Barfuß durch den Garten? Derzeit eher eine Mutprobe. Schleimspuren überziehen Gartenmöbel und Markisen. Unsere Gemüsegärten: vernichtet.

Viel Regen - viele Schnecken

Eine Schnecke verursachte neulich sogar einen Kurzschluss im Verteilerkasten, in den sie gekrochen war und rief die Feuerwehr auf den Plan. Warum verbreiten sich Nacktschnecken dieses Jahr so massiv?„Wir hatten heuer nicht eine Woche ohne Regen“ und das käme den Schnecken zugute.

Die letzten Jahre hingegen, so Markus Breuer, seien eher trocken gewesen. Da seien wir bezüglich Schneckenplage vielleicht ein bisschen verwöhnt. Der viele Regen: gut für den Grundwasserspiegel und auch für das Pflanzenwachstum, aber eben auch für die Nacktschnecke:

Robust, anpassungsfähig: die spanische Wegschnecke

„Wir haben hunderte Schneckenarten, am häufigsten ist allerdings die sogenannte spanische Wegschnecke.“ Laut Breier habe sie aber mit Spanien nicht viel zu tun: Sie komme laut neuester DNA-Analysen eher aus Frankreich, wurde in Deutschland erstmals in den 50ern nachgewiesen. Rotbraun bis dunkelbraun bis zu 15 Zentimeter lang, ist sie mittlerweile deutschlandweit die verbreitetste Nacktschnecke. Sie sei, so Breier, sehr robust, bräuchte weniger Feuchtigkeit und würde sich so gegen andere Schneckenarten immer mehr durchsetzten.

Nicht nur robust, sondern auch hungrig sind sie, die ungewollten Mitbewohner in unseren Gärten. Sehr beliebt: Melonen- oder Kürbisgewächse. Die Nacktschnecke ist aber nicht allzu wählerisch. Bei hoher Populationsdichte frisst sie eigentlich alles. Und was können wir dagegen tun?

Vorbeugung: Beet anlegen, gewusst wo

Vorbeugen sei entscheidend, meint Markus Breier. Das beginne schon beim Anlegen eines Beetes: „Das Gemüsebeet am besten nicht direkt neben Hecken, diese sind beliebte Rückzugsorte für Schnecken.“ Lieber etwas Raum ums Beet lassen, den Boden drumherum offen und locker gestalten, damit er schnell abtrocknen kann. Auch Mulch könnte als Schneckenversteck dienen und deshalb rät Breier auch davon ab.

Für natürliche Feinde sorgen

„Ich kann auch versuchen, dafür zu sorgen, dass natürliche Feinde der Nacktschnecke vorhanden sind.“ Leider, so Breier, würden aber Igel die Wegschnecke oft verschmähen. Laufkäfer hingegen wären ideal: Hier können Gärtner aktiv für den Lebensraum des Insekts sorgen: Mit Totholz biete man eine gute Umgebung für den fleißigen Schneckenjäger.

Schneckenzäune? Helfen nur bedingt

Zur Abwehr von Schnecken setzten manche auch auf Schneckenzäune. Halten sie, was sie versprechen? „Es gibt die Variante, die aussieht, wie eine umgedrehte Regenrinne, die funktionieren schon.“ Aber, gibt Breier zu bedenken: Zum einen könne natürlich nur ein sehr begrenzter Bereich damit geschützt werden. Außerdem ist wichtig: Pflanzenblätter dürfen nicht über den Zaun hängen, sonst können die Tiere diese als Brücke benutzten und so doch wieder im Beet landen.

„Schneckenkorn sollte die letzte Wahl sein“

Wenn Schnecken überhandnehmen und nichts hilft, greifen verzweifelte Gärtner auch gern zum Schneckenkorn. Was hält Markus Breier davon? „Es gibt zweierlei Wirkstoffe. Wenn man schon Schneckenkorn verwenden will, dann bitte nur das mit Eisen-Wirkstoff, weil das für andere Tiere ungefährlicher ist. Grundsätzlich sollte das aber wirklich die letzte Wahl sein, weil alle Schnecken davon eingehen, auch zum Beispiel die geschützte Weinbergschnecke.“

Und dieses Jahr sei bezüglich Schneckenkorneinsatz „der Zug auch schon abgefahren“. Wenn überhaupt, dann sollte man damit im Frühjahr beginnen, wenn die Schnecken noch kleiner sind und so nicht Unmengen des Giftes fressen müssen, um dann auch tatsächlich zu sterben. Statt Schneckenkorn sei das Aufsammeln der Schnecken eine, die Natur schonende, und effektive Variante, zu der Breier rät:

Prost Mahlzeit: Bierfallen gegen Schädling?

„Man kann zum Beispiel Rhabarberblätter stehen lassen, die Schnecken nutzten das als Rückzugsort und könne so einfach aufgesammelt werden.“ Eine andere, recht bayerische Methode: Bierfallen. „Weißbier geht besser als Dunkles, es schmeckt besser.“ Ratsam laut Breier: Den Becher mit Bier nicht in die Mitte des Beetes, sondern an den Rand: „Oder gleich zum Nachbarn“, scherzt der Fachberater für Gartenkultur.

Motivation beim Aufsammeln: Wettbewerb mit dem Nachbarn?

Aber, Spaß beiseite, beim Aufsammeln der Schnecken könne, so Breier, ein kleiner Wettbewerb mit der Nachbarschaft tatsächlich nicht schaden, um die Motivation hochzuhalten: Wer schafft mehr Schnecken? Zur Belohnung gibt es dann womöglich auch den Rest vom Weißbier der Bierfalle? Aber, bevor wir uns mit den Nachbarn in den Schneckenfreien Garten setzten können: wohin denn jetzt mit den eingesammelten Schneckenbergen?

Wohin mit den aufgesammelten Schnecken?

„Am humansten wäre, sie mit kochendem Wasser zu übergießen“, wenn man sie töten möchte. Natürlich, so Breier, könne man die Tiere auch woanders hinbringen und dort lebend aussetzten: Wichtig dabei: „Sehr weit weg, weil Schnecken verhältnismäßig schnell zurückkommen.“ Mit Salz überstreuen, zerschneiden? Nein - diese Methoden seien grausam und auch ineffektiv. Die Salz-Methode führe zu einem qualvollen, langsamen Tod der Tiere, die sich nicht vollständig zersetzen. Beim Zerschneiden blieben die Reste zurück: „Schnecken nutzen tote Artgenossen als Nahrung, somit füttert man nur neue Schnecken an.“

Laufenten als Goldstandard im Kampf gegen Schnecken

Einsammeln, mit kochendem Wasser übergießen - das klingt alles nicht so verlockend: „Wer sich das ersparen will, Laufenten anschaffen.“ So hat es Markus Breier in seinem eigenen Garten gemacht: „Die legen dann sogar noch Eier, die man nutzen kann.“ Selbstverständlich ist das ein Mehraufwand, die Tiere müssen versorgt und gepflegt werden. Aber auch da könnte man sich ja eventuell, so Breier, mit dem Nachbarn zusammentun - im Kampf gegen die Schnecken Laufenten als neues, gemeinsames Hobby?

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