„Wer lässt sein Kind noch guten Gewissens durch Traunstein Radlfahren?“
Fahrradstraße kommt - und damit auch Sperre für Autos und dutzende Parkplätze weniger
Jetzt ist es beschlossene Sache: Von Haslach über die Wartberghöhe bis zum Maxplatz entsteht Traunsteins erste Fahrradstraße - für die Radler dürfte es damit deutlich sicherer werden, Autofahrer müssen Umwege und weniger Parkplätze in Kauf nehmen.
Traunstein - „Endlich passiert was. Jetzt kommen ganz gravierende Verbesserungen für die Radfarer“, freute sich Helga Mandl (Grüne) am Donnerstag (30. März) im Stadtrat: Mit einer deutlichen Mehrheit von 23 zu 5 wurde Traunsteins erste Fahrradstraße beschlossen. Sie führt vom Haslacher Kirchplatz über die Wartberghöhe und die Haslacher Straße bis zur Sparkasse. Dann weiter am Landratsamt vorbei über die Marienstraße bis zum Maxplatz. Auch Autos dürfen - mit einer Ausnahme - die Strecke weiterhin benutzen.
Was sich für Radfahrer ändert
Der größte Vorteil für die Radler: Auf der Fahrradstraße haben sie Vorrang, dürfen beispielsweise auch nebeneinander fahren, ohne ein Auto überholen zu lassen. Die Radwege verlaufen auf der Straße und nicht mehr am Gehsteig - wodurch sich auch Fußgänger sicherer fühlen dürften. Auf der Route wird es in beide Fahrrichtungen rote Radwege geben. An die Kreuzung bei der Sparkasse mit der vielbefahrenen Rosenheimer Straße wird es eine eigene Aufstellfläche mit separater Radler-Ampel geben.
Was sich für Autofahrer ändert
Vor allem die Bereiche Haslacher Straße und Wartberghöhe werden für Autofahrer unattraktiv. Der steile Hohlweg von Haslach hinauf auf die Wartberghöhe wird für Autos komplett gesperrt. Und in der Haslacher Straße nach der Kohlbrenner-Schule darf die Kreuzung nicht mehr geradeaus in Richtung Wartberghöhe überquert werden. Auf diesen Wegen die Wegscheid-Kreuzung zu umfahren wird also nicht mehr möglich. Außerdem fallen insgesamt 26 Parkplätze weg: Zwei am Maxplatz, 14 in der Marienstraße wegen der Radlerspur und etwa zehn im Ostteil der Haslacher Straße wegen gepflanzter Bäume. Am Maxplatz schrumpfen die bisher drei Autospuren auf eine zusammen. Die Ampel wird dort durch einen Zebrastreifen ersetzt.
„Wir wollen den Autoverkehr nicht verdrängen, sondern die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erhöhen“, so die städtische Verkehrsplanerin Alisa Picha-Rank. Und doch wolle man beispielsweise in der Haslacher Straße keinen Durchgangsverkehr mehr haben, so Picha-Rank. Im Blick habe man vor allem die Zielgruppe „besorgte Fahrradfahrer“. Laut der Präsentation würden sie 60 Prozent ausmachen und bräuchten ein „niedrigeres Stresslevel“. Oberbürgermeister Christian Hümmer (CSU) drückte es so aus: „Wer lässt heute guten Gewissens sein Kind durch Traunstein mit dem Fahrrad fahren?“ Die geschätzten Kosten liegen bei 1,35 Millionen Euro. Förderungen bis zu 80 Prozent sind möglich.
Wird die steile Route über die Wartberghöhe wirklich genutzt?
Kritik kam vor allem von den UW-Stadträten Ernst Haider und Sepp Kaiser: „Kein Axdorfer Feldler oder Haslacher wird mit dem Radl über die Wartberghöhe fahren. Wir wollen keine Verhinderer sein, aber wir tragen nicht alles mit, nur weil sich eine Minderheit gut aufgefangen fühlt“, so Kaiser. Ernst Haider beklagte, dass die wegfallenden Parkplätze in der Innenstadt nicht kompensiert würden. Und Wilfried Schott (fraktionslos) fand das ganze Konzept zwar sehr gelungen, stellte aber auch fest: „Als Autofahrer schränkt mich das ein. Das wird eine Umstellung.“
Auch OB Hümmer glaubt, dass einige Radler auch künftig die Wartberghöhe wegen der Steigungen meiden würden. Aber die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer dürften jetzt nicht gegeneinander ausgespielt werden. „Und vor allem am Maxplatz und am Landratsamt schaffen wir dadurch mehr Aufenthaltsqualität.“ Noch heuer soll mit dem Umbau von Haslach bis zur Sparkasse an der Rosenheimer Straße begonnen werden. Fest steht auch: die jetzt beschlossene Fahrradstraße soll nicht die letzte in Traunstein sein, weitere sollen Folgen.
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