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Das sagt ein Pharma-Unternehmen mit Standort Tittmoning zur Krise in der Gesundheitsversorgung

Medikamenten-Engpässe in Bayern: Zu wenig Rohstoffe, zu viele Regeln, kaum Fachkräfte

Medikamente sind Mangelware weil viel aus Asien importiert wird
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Immer wieder kommt es zu Medikamenten-Engpässen, auch in Bayern.

Eine Mutter kommt mit einem Rezept für einen Fiebersaft vom Kinderarzt in die Apotheke. Wie gewohnt glaubt sie, dort das Medikament ausgehändigt zu bekommen. Doch dann folgt die Ernüchterung: Irgendwo zwischen Asien und Bayern ist die Lieferkette unterbrochen. Eine Situation, die jeden Tag genau so geschehen kann.

Tittmoning – Immer wieder gehen Lieferengpässe bei wichtigen Medizinprodukten durch die Medien. Interessensverbände demonstrieren, die Politik sucht Schuldige. Apotheker wünschen mehr Flexibilität und größere Honorare. Krankenkassen ringen um Wirtschaftlichkeit. Ein Gesunder Mensch habe viele Wünsche, sagt man. Ein Kranker jedoch nur einen. Denn: Auf der Strecke bleiben in all den Diskussionen vor allem die Patienten.

Immer wieder ist von sogenannten Lieferengpässen die Rede. „Dabei muss man wissen, dass in der Regel aktive Substanzen und Hilfsstoffe oft in Asien hergestellt werden“, erklärt Jan Kengelbach, CEO Aenova Group, im Interview. Unter anderem produziert dieses Unternehmen in sieben deutschen Standorten Medikamente. Einer davon liegt im oberbayerischen Tittmoning. Ein weiterer Unternehmensstandort befindet sich in Bad Aibling. „Das ist eine Frage der Wirtschaftlichkeit, der regulatorischen Auflagen inklusive Umweltauflagen und ultimativ des Preises. Chemische Substanzen, mit denen in Europa kein Geld mehr zu verdienen ist, kommen aus Asien. Auch Hilfsstoffe und andere Materialien sind von dort günstiger zu beziehen. Allerdings findet die Herstellung der Arzneimittel meist in Europa oder Nord-Amerika statt“, so Kengelbach weiter.

Es ist also wieder alles eine Frage des Geldes. Denn wenn Asien günstiger liefert, dann wird in Asien bestellt. Ein Phänomen, das nahezu alle Bereiche der Wirtschaft durchzieht. Doch Geld allein ist nicht das einzige Problem. Zu viele Regeln, zu viele Umweltauflagen, so ein weiterer Grund, wie der CEO angibt.

Fachkräftemangel auch in der Pharma

Berufe in der Pharmaproduktion können durchaus attraktiv sein. Jedoch leidet auch diese Branche unter dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel, wie Kengelbach weiter erklärt: „Der Personalmangel macht sich – wie schon gesagt - auch in der Pharmabranche bemerkbar: Wir suchen an allen Standorten Personal. Diese makroökonomische Situation ist durchaus herausfordernd und kann auch Auswirkungen auf die Medikamentenversorgung haben.“ Dennoch habe das Unternehmen rund 2000 Mitarbeiter in der deutschen Pharmaproduktion beschäftigt. Erstaunlich, bei all den Problemen, denen man sich gegenüber zu sehen scheint.

Bei Gesprächen mit den verschiedenen Instanzen der Gesundheitsversorgung erhärtet sich immer wieder ein grundlegendes Problem: Man möchte gern helfen, sieht sich aber zu vielen Hürden gegenüber. So kommt es, dass in dieser Woche auch die Apotheker mittels eines Streiks um Gehör baten. Dabei stießen sie vor allem in der Bevölkerung durchaus auf offene Ohren.

Die Politik im Zugzwang

Es ist ganz offensichtlich, dass hier auch von Seiten der Regierung Schritte erwartet werden. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek scheint sich dessen bewusst zu sein: „Die Bundesregierung muss Rahmenbedingungen schaffen, die es den Apotheken insbesondere im ländlichen Raum ermöglichen, auskömmlich zu arbeiten. Dazu gehört zum Beispiel, dass der Bund die im GKV-Finanzstabilisierungsgesetz geregelte Erhöhung des Apothekerabschlags wieder streicht und die Festzuschläge erhöht, damit Leistungen der inhabergeführten öffentlichen Apotheken angemessen und gerecht honoriert werden“, so der Minister in einer Pressemitteilung am Dienstag.

Holetschek fügte hinzu: „Es ist wichtig, die bewährte flächendeckende Arzneimittelversorgung über Apotheken vor Ort für den Flächenstaat Bayern zu erhalten. Dies ist aber nur möglich, wenn ausreichende finanzielle Grundlagen zur Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Versorgungsauftrags gegeben sind. Dafür muss die Bundesregierung sorgen!“ Erneut läuft es wieder auf die Frage nach mehr Geld hinaus.

Unterm Strich ist die Medikamentensituation in Deutschland ein sehr komplexes Problem. Ärzte und Apotheker möchten helfen, sehen sich aber großen Problemen gegenüber. Die Pharma will produzieren, hat aber hiesige Hürden zu meistern. Die Krankenkassen sollen zahlen, haben hier aber mit eigenen Sorgen zu tun. Politiker sehen das Problem, doch lösen sollen es meist die anderen.

Für Bürger und Patienten stellt sich diese Komplexität jedoch recht einfach dar: Wenn ein Medikament nötig ist, will man es in der Apotheke auch bekommen können. Ohne wenn und aber.

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