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Bundesweiter Apotheken-Protesttag am 14. Juni

Streik in den Apotheken: Das sagen die Menschen in Rosenheim

Aufmacherbild
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„Gesundheit statt Mangel“ fordern die Apotheker. Doch sind alle Menschen von dem Streik begeistert?

Den Apothekern reicht es: Lieferengpässe bei Medikamenten, Bürokratie und veraltete Preise sind Gründe für den bundesweiten Apothekerstreik am 14. Juni. Was Apotheker und Fußgänger in Rosenheim von dem Streik halten und wie es jetzt weitergeht

Rosenheim - Für Anette Reindl war der Mittwoch, 14. Juni ein Tag wie jeder andere. Im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen arbeitete sie. Reindl ist Leiterin der Apotheke im Bahnhof Rosenheim, eine der wenigen Apotheken in der Stadt, die sich nicht am bundesweiten Apothekerstreik beteiligten.

Der Streik wurde von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) initiiert. Sie fordern unter anderem weniger Bürokratie im Umgang mit Lieferengpässen von Medikamenten, die Anpassung der Medikamentenpreise an die wirtschaftliche Situation sowie eine gleichberechtigte Behandlung der Apotheken auf dem Land und in der Stadt.

Die Forderungen der Apotheker - auf der Vorder-und Rückseite eines Flyers zusammengefasst.

Reindl stehe zwar „hundertprozentig“ hinter diesen Forderungen, für sie sei der Streik aber nicht das Mittel der Wahl. „Die Patienten können nichts dafür“ sagt sie. Sie findet, man sollte mehr mit den zuständigen Politikern und Vorständen sprechen und so direkt Druck aufbauen. „Ansonsten trifft dieser Streik die Falschen“.

Annette Reindl, Leiterin der Apotheke im Bahnhof Rosenheim, findet, dass der Streik die Falschen trifft.

Anders sieht das Thomas Riedrich, der vier Apotheken, darunter die Optymed Rosenheim, leitet. Seine Apotheken blieben am Mittwoch geschlossen. „Wir setzen damit ein Signal“ sagt er. Man wolle zeigen, wie es wäre, wenn es weniger Apotheken gäbe. Durch die seit zehn Jahren unveränderten Medikamentenpreise müssten laut ihm die Apotheken vermehrt Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel verkaufen, um zu überleben.
„Wir wollen uns nicht auf den Verkauf von Kosmetika konzentrieren“ sagt Ulrike Bayer, Leiterin der Linden-Apotheke in Bad Aibling. Sie verteilte am Mittwoch zusammen mit Mathias Schmid, der die die Sebastian Apotheken leitet, am Max-Josefs-Platz Flyer. Sie sei Apothekerin geworden, um Medikamente an Patienten zu verkaufen und ihnen so zu helfen.

Von links nach rechts: Ulrike Bayer, Leiterin Linden-Apotheke, Mathias Schmid, Leiter Sebastian Apotheken und Thomas Riedrich, Leiter Optymed Apotheken Rosenheim machen bei dem Streik mit. Riedrich steht am Infostand der Apotheker in der Münchner Straße.

Eine Straßenumfrage zeigt, dass die Menschen, die an dem Tag in Rosenheim waren, die Motivation der Apotheker verstehen. „Ich finde den Streik richtig“ sagt beispielsweise der 74-jährige Rentner Gerhardt Westerndorf. „Die Apotheker müssen auch von etwas leben und dass die Honorare seit zehn Jahren auf dem gleichen Preis geblieben sind, geht gar nicht.“

Denise B., Karl-Heinz Steendebach und Gerhardt Westerndorf (von links nach rechts) verstehen die Gründe für den Streik.

Denise B. (38), die als Sekretärin eines Krankenhauses in Niederösterreich arbeitet und an dem Tag zusammen mit dem Rentner Karl-Heinz Steendebach (68) Rosenheim besucht, kann die Streiks ebenfalls nachvollziehen. „Das ist richtig so, Gesundheitsberufe sind sowieso schon unterbezahlt“ sagt sie. In Österreich gäbe es ihr zu Folge ähnliche Probleme wie in Deutschland. Steendebach stimmt ihr zu: „Man muss sich nicht alles gefallen lassen.“

Horst Treff, ein 80-jähriger Rentner aus Bruckmühl gibt zu, sich mit dem Thema nicht sehr gut auszukennen. „Die Apotheker werden schon gute Gründe haben“ sagt er. Für ihn sei das Wichtigste, dass der Notdienst bereit stünde und die Menschen, die an dem Tag Medikamente bräuchten, nicht leer ausgingen.

Ein Plakat vor dem Rosenheimer Mittertor

Eine Aussicht auf Verlängerung des Streiks bestehe nicht. Apotheken haben Betriebspflicht. Für den ersten flächendeckenden Streik Deutschlands hätte man sich in Rosenheim mit der Münchner Apothekenkammer geeinigt. Im Normalfall könnte ein Apotheker, der der Betriebspflicht nicht nachkommt, seine Betriebserlaubnis verlieren, sagt Mathias Schmid.

Patienten, die an dem Tag dringend ihre Medikamente benötigen, konnten diese in der nächstgelegenen Notdienstapotheke abholen. Oder sie gingen zu den wenigen Apotheken, die sich nicht an dem Streik beteiligten, wie etwa die Apotheke im Bahnhof von Anette Reindl.

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