Neuer Stimmkreisabgeordneter
Söder und der Landtag: Traunsteiner Konrad Baur sammelt erste Erfahrungen und hat große Pläne
Der Traunsteiner Stimmkreissieger Konrad Baur sitzt als neugewählter Landtags-Abgeordneter künftig in den Ausschüssen für Bildung und Bauen. Was ihm besonders am Herzen liegt.
Traunstein – Nach der Wahl ist vor der Wahl. Gut einen Monat ist Konrad Baur (CSU) als neugewählter Stimmkreisabgeordneter für Traunstein jetzt schon im Amt. Die konstituierende Sitzung des neuen Landtags und die Wahl von Ministerpräsident Markus Söder sowie die erste Sitzung der CSU-Fraktion und die Aufstellung für zwei neue Arbeitsausschüsse waren für den Traunsteiner die ersten Höhepunkte. „Es ist schon beeindruckend, in den altehrwürdigen Hallen des Landtags in München die ersten Schritte in einen ganz neuen Lebensabschnitt zu tun“, sagt der 35-Jährige. „Man knüpft die ersten Kontakte und spürt bereits die Verantwortung politischer Entscheidungen.“
Für 150 000 Bürger erreichbar sein
Künftig wird sich die Arbeit wie die seiner Vorgänger zwischen München und der Großen Kreisstadt abspielen. Mit der Zusammenlegung seines Abgeordnetenbüros und der neuen Bundeswahlkreis-Geschäftsstelle der CSU am Taubenmarkt 2 mitten im Zentrum Traunsteins hat Baur ein erstes Zeichen gesetzt. „Es ist wichtig, als Stimmkreisabgeordneter und Ansprechpartner für die Anliegen von 150 000 Bürger sichtbar und gut erreichbar zu sein.“ Außerdem sei es gerade heute nötig, „attraktive Arbeitsplätze anzubieten, um gute Leute zu finden“. Der gewählte Platz hat Historie: Im Vorgängerbau, der einem modernen Wohn- und Geschäftshaus gewichen ist, lebte von 1938 bis 1944 der Schriftsteller Thomas Bernhard.
Als „absolut positiv überrascht“ hatte sich Baur am Abend der Landtagswahl gezeigt, dass er als Newcommer auf Anhieb 34,32 Prozent der Erststimmen für die CSU geholt hatte. Damit ist er nur 2,21 Prozentpunkte hinter dem Ergebnis seines Vorgängers Klaus Steiner vor fünf Jahren geblieben. Der Überseer hatte nach 15 Jahren im Landtag auf eine erneute Bewerbung verzichtet. Mit Baur ist damit ein deutlicher Generationswechsel vollzogen. Im Zuge einer Reihe von Fachgesprächen und Terminen hat Steiner seinen Nachfolger vor der Wahl mit den wichtigsten Themen vertraut gemacht.
Der Wechsel wird bereits beim Betreten der neuen Büroräume in Traunstein deutlich. Ein lichtdurchfluteter Konferenzraum, Telefonkabine und höhenverstellbare Schreibtische prägen das Bild. „Schränke mit meterweise Aktenordnern wird es hier nicht geben“, erklärt der ehemalige IT-Projektmanager.
Die vergangenen Jahre hat Baur für eine große Agentur in Rosenheim zahlreiche mittelständische Firmen bis hin zu Konzernen bei der Digitalisierung und Transformation begleitet. „Da waren zum Teil komplexe Soft- und Hardwarelösungen zu entwickeln“, sagt er. „Und ich habe Einblick bekommen, wo die Firmen der Schuh drückt.“ Mit Sicherheit sei die Digitalisierung auch ein Weg für mehr Entbürokratisierung.
Das Wissen um digitale Tools, vernetztes Arbeiten und neue Arbeitsformate im Homeoffice will der 35-Jährige auch für die eigene zielgerichtete Organisation der Landtagsarbeit nutzen. Dabei kann er auf wertvolle Erfahrungen und ein Netzwerk als Büroleiter des früheren Rosenheimer Stimmkreisabgeordneten Klaus Stöttner (CSU) in den Jahren 2015 bis 2017 zurückgreifen.
Die Verwurzelung im Landkreis Traunstein ist Baur ein zentrales Anliegen. Als CSU-Kreisrat und Fraktionsvorsitzender im Traunsteiner Stadtrat ist er weiterhin eng in die Kommunalpolitik eingebunden. Die Erfahrungen kann er auch als designiertes Mitglied von zwei neu zusammengesetzten Gremien im Landtag miteinbringen: Baur wird künftig in den Ausschüssen für Bildung und Kultus sowie für Bauen, Wohnen und Verkehr sitzen. „Beide sind auch mit Blick auf die neuen Herausforderungen in der Bildungspolitik und den großen Bauvorhaben des Landkreises für die Schulen und den Campus Chiemgau von zentraler Bedeutung.“ Praxiseinblicke steuert sicher seine Frau Bernadette bei, die als Gymnasiallehrerin arbeitet.
Baur ist klar, dass mit dem neuen Arbeitsplatz eine riesige Fülle neuer Themen und Aufgaben auf ihn zukommt. Als Schwerpunkte im Wahlkampf hat er sich die Energieversorgung, Digitalisierung, Wohnraum und ländliche Entwicklung auf die Fahnen geschrieben. Geplant ist ein erstes von weiteren Bürgermeistertreffen im innovativen Patch.Work in Seeon, bei dem er sich einen Überblick über die aktuelle Situation vor Ort verschaffen möchte. Ebenso auf seiner Agenda stehen die Landkreis-Kliniken und Gespräche mit Landwirten, Fischern und Waldbesitzern.
„Ein zentrales Anliegen ist für mich, die Leute von den politischen Rändern wieder in die Mitte der Gesellschaft zurückzubringen“, sagt der Abgeordnete. Es gehe darum, „im persönlichen Kontakt Vertrauen aufzubauen, zuzuhören und auch mal andere Meinungen aushalten zu können“. Dies gelte nicht zuletzt mit Blick auf das Erstarken der AfD-Fraktion im Landtag und dem Eklat um die Verhaftung von deren Abgeordneten Daniel Halemba vor der ersten Plenarsitzung.
Positiv stimmt ihn, dass sich die 85-köpfige CSU-Fraktion mit 29 neuen Abgeordneten „deutlich verjüngt“ habe. Damit ließen sich die Anliegen der jungen Generation nicht so einfach beiseite wischen. Auf „frischen Wind und mehr Klartext“ hoffe er zudem bei dem neuen Vorsitzenden, Ex-Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Ganz generell fühlt sich Baur – anders als Abgeordnete über Parteilisten - in seiner Arbeit als direkt gewählter Abgeordneter „mehr dem Stimmkreis als dem Parteibuch“ verpflichtet.
Fraktion hat sich verjüngt
Wieviel Zeit dann noch bleibt für eine regelmäßige Runde Schafkopf mit den „Geierfreunden“, ein von ihm in der Coronazeit mitbegründeter Verein, ist offen. Beim Kochen daheim („Pasta und Fisch“) sowie bei der Beschäftigung mit Hörbüchern, Biographien (Helmut Schmid: „Außer Dienst“) oder Podcasts („Gysi gegen Guttenberg“) pflegt er das „Ziel innerer Gelassenheit bei aller sonstigen Leidenschaft für Politik“.