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Dorfgeschichte in Seeon-Seebruck

„So wos dauert länger ois ma glabt“: Das steckt hinter den Haus- und Hoftafeln in Truchtlaching

Mit-Initiatorin Evi Wolfegger (rechts) händigt Martin Lucas das „Fischbacher“-Taferl aus. In dem kleinen Häusl hatte seinerzeit unter anderem ein Gerichtsdiener gewohnt.
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Mit-Initiatorin Evi Wolfegger (rechts) händigt Martin Lucas das „Fischbacher“-Taferl aus. In dem kleinen Häusl hatte seinerzeit unter anderem ein Gerichtsdiener gewohnt.

In der ehemaligen Gemeinde Truchtlaching wurden 82 neue Haus- und Hoftafeln an die Besitzer übergeben. Das steckt hinter dem Projekt, das noch nicht abgeschlossen ist.

Seeon-Seebruck – Hausnamen waren früher im Dorfleben das alltägliche Verständigungsmittel zur Bezeichnung eines Hauses oder Bauernhofs und seiner Bewohner. Sie entstanden meist aus den Vornamen, Familiennamen oder Berufen eines Hausbesitzers, manchmal auch aus der Lage des Hofes. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurden in Bayern Hausnummern für jedes Anwesen vergeben. In der ehemaligen Gemeinde Truchtlaching hat das „Haus- und Hoftaferlteam“ um Hermann und Eva Wolfegger, Gitta Kersting, Waltraud Lex, Fanny Reiter und Hermann Pilhofer das Rad der Zeit zurückgedreht und lässt mit einer Beschilderung die Dorfgeschichte wieder aufleben.

82 Schilder ausgeteilt

Im Truchtlachinger Trachtenheim wurden die Schilder jetzt an die Haus- und Hofbesitzer ausgehändigt. Mit jetzt 82 angefertigten Tafeln, die aufgrund ihrer kräftigen blauen Farbe sofort ins Auge fallen, sei das Projekt noch nicht abgeschlossen, sagte der Ortsheimatpfleger Hermann Wolfegger. Es gäbe noch mehr Häuser und Anwesen, die man ausschildern könnte.

Der Bürgermeister der Gemeinde Seeon-Seebruck, Martin Bartlweber, lobte das ehrenamtliche Engagement von Wolfegger und seinem Team. Er erinnerte an die Haus- und Hoftafeln-Aktion in Seeon vor vier Jahren, die ebenso wie die jetzige Beschilderung in Truchtlaching von der Gemeinde unterstützt wurde.

Vor zwei Jahren habe sich die Gruppe zusammengefunden, um dieses Projekt zu starten, sagte Fanny Reiter. Die Truchtlachinger Heimatchronik des bekannten Heimatforschers Meinrad Schroll, habe uns die Arbeit bei der Recherche in den „Haus- und Hofgeschichten“, Kapitel vier des Heimatbuches, unglaublich erleichtert, so Reiter.

Meinrad Schroll war bei der Übergabe im Trachtenheim mit musikalischer Unterhaltung dabei und erinnerte unter anderem an die beiden Buchbände, die er über die Truchtlachinger Heimatgeschichte verfasst hatte. „Wer weiß, vielleicht wäre vieles anders gelaufen, wenn mich der Herausgeber des 1995 erschienenen Heimatbuches, Alois Fölsl, damals nicht angesprochen hätte, eine Heimatchronik zu verfassen“, sagte der Autor. Um nicht zu sagen „De Truchtlinger warn schuld, dass i so vui Heimatbücher macha hob derfa.“

Wie Fanny Reiter weiter mitteilte, wurden, soweit der Platz ausreicht, auf den Tafeln die wichtigsten Daten und Erklärungen vermerkt. Die Größen der Höfe des Gewerbes oder der Häusl. Ersterwähnungen reichen bis Anfang des 12. Jahrhunderts zurück. Seit 1250 nachweisbar und 1553 erstmals erwähnt ist zum Beispiel Freiwang in der Gemeinde Pattenham Hausnummer 26 und Gemeinde Truchtlaching Hausnummer 90. Weiter steht auf dem Schild „Die mundartlich gebildete Silbe –wang dürfte für das Wort Wagen stehen. Ein Freiwagen war von bestimmten Abgaben, Maut- und Zollgebühren befreit. Der Freiwagen aus Ebering hat von mehreren Chiemgauer Untertanen des Salzburger Domkapitels die grundherrschaftlichen Abgaben, mit Roß und Wagen, einsammeln müssen und nach Salzburg gebracht. Einige Zeit musste der Freiwagen 1/8 aller Abgaben der Raubritterburg Hein von Stein zuliefern.“ 1898 wurde der Hof neu erbaut.

Ersterwähnungen im 12. Jahrhundert

Während der zweijährigen Arbeit habe es einiges zu entdecken und zu erfahren gegeben, räumte Fanny Reiter abschließend ein. Wie viele Stunden das Team in das Projekt gesteckt habe, könne sie nicht beantworten, sagte sie auf Nachfrage der Chiemgau-Zeitung. „Es hod scho sei Zeit braucht. So wos dauert länger ois ma glabt.“

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