Über 40 Wohnhäuser wären rund um Tittmoning in Gefahr
Flutpolder für bis zu 600.000 Kubikmeter? Erste Schritte zur Lösung der Hochwasserprobleme
Auch wenn das Tempo mühsam ist, der nächste Schritt zu besserem Hochwasserschutz ist getan: Für das große Einzugsgebiet des Stillbachs bei Tittmoning liegt jetzt ein Maßnahmenkatalog vor - was geplant und was noch zu tun ist:
Tittmoning - Über 40 Wohnhäuser und einige Betriebe wären es, die von einem hundertjährigen Hochwasser (HQ100) am Stillbach und seinem Einzugsgebiet betroffen wären. Im August 2021 war es das letzte Mal, dass Teile von Kirchheim, südlich von Tittmoning, unter Wasser standen. Auch heuer Ende August wappnete man sich gegen ein Hochwasser. Die gefüllten Sandsäcke lagen in Kirchheim schon parat. In der Stadtratssitzung am Dienstag (5. Dezember) wurden nun erste Ergebnisse des lange erwarteten Hochwasserschutzkonzeptes vorgestellt.
Zwei Rückhaltebecken bräuchte es mindestens
Das Siegsdorfer Ingenieurbüro „aquasoli“ hat für den Stillbach und alle Zuläufe (Eschelbach, Lanzinger Bach, Kugelthaler Graben, Hörzinger Graben) die Durchflussmengen bei einem HQ100 berechnet - und die Auswirkungen. In Inzing, Hausmoning, Wiesmühl, Lanzing, Mühlham und Kirchheim gäbe es überschwemmte Felder, Häuser und Straßen. Allein in Kirchheim, wo alle Bäche zusammenlaufen, wären 20 Wohnhäuser betroffen. Neben kleineren Maßnahmen wie verbreiterten Durchlässen seien vor allem Rückhalteflächen, sogenannte Flutpolder, die Lösung.
Vier Rückhaltebecken hat das Ingenieurbüro vorgeschlagen, die große Wirkung zeigen könnten. Allen voran eines östlich von Mayerhofen und eines bei Ledern mit 280.000 bwz. 220.000 Kubikmetern Fassungsvermögen. Zwei weitere Flutpolder, bei Großmühltal und Lanzing, könnten 70.000 bzw. 27.000 Kubikmeter Wasser zurückhalten. „Ein Rückhaltebecken alleine wird nicht reichen. Es braucht eine Kombination aus mindestens zwei“, so Bernhard Unterreitmeier von „aquasoli“. Dann sollten bei einem hundertjährigen Hochwasser mit 15 Prozent „Klimazuschlag“ alle Häuser trocken bleiben.
Je weniger Rückhaltebecken eingerichtet würden, umso mehr kleinere Einzelmaßnahmen bräuchte es in den Ortsteilen. Der Vorteil bei den Vorschlägen im Hochwasserschutzkonzept: für fast alle Gewässer ist die Stadt Tittmoning zuständig und kann die Maßnahmen auf eigene Faust umsetzen. Aber: Man befindet sich noch ganz am Anfang. Die Kosten sind noch unklar, Abstimmungen mit dem Wasserwirtschaftsamt stehen noch aus und das Konzept ist noch nicht final. Kommendes Jahr soll es im Detail ausgearbeitet sein.
37 Hektar Fläche betroffen - und noch keine Gespräche mit den Eigentümern
Auch mit den Flächenbesitzern der möglichen Flutpolder wurde noch nicht gesprochen. Sie müssen natürlich zustimmen. Knapp 37 Hektar Landwirtschaftsfläche wäre betroffen. Die Rückhaltebecken wären keine Becken im klassischen Sinne, sondern nur Mulden in der Landschaft. „Trotzdem sind sie schwieriger zu bewirtschaften“, so Unterreitmeier. Einstimmig nahm der Tittmoninger Stadtrat vom Zwischenergebnis des Hochwasserschutzkonzepts Kenntnis. Einige kleinere Maßnahmen wurden auch zuvor schon umgesetzt.
xe