„Fahr nicht fort, kauf im Ort“
Wieder ein Nahversorger weniger? – Dorfladen in Schleching kämpft um seine Existenz
Aus für den Dorfladen? Das Schicksal des Nahversorgers in Schleching könnte sich in der kommenden Gemeinderatssitzung entscheiden. Wie die Gesellschafter den kleinen Laden von nebenan retten wollen und was sie dafür von der Gemeinde fordern.
Schleching – Die Einzelhandelsgeschäfte in ländlichen Gebieten sehen sich derzeit mit einer ernüchternden Realität konfrontiert. Krisen wie die Pandemie, die Inflation und gestiegene Preise und Energiekosten setzen diesen Geschäften zu. Dies führt dazu, dass viele Dorfläden um ihre Existenz kämpfen, obwohl sie als Nahversorger für die Gemeinschaft ein wichtiger Bestandteil sind. Trotz ihres regionalen Bezugs und der persönlichen Verkaufsatmosphäre können zahlreiche dieser Geschäfte nicht mit dem massiven Wettbewerb der Discounter mithalten.
„Fahr nicht fort, kauf im Ort“ warb der Dorfladen in Schleching mit einer Plakataktion, die die Gemeinde unterstützte. Die Kampagne habe auch eine positive Wirkung gezeigt und es sei wieder mehr lokal in Schleching gekauft worden, heißt es vonseiten der Betreiber des Nahversorgers.
Existenz des Dorfladens nicht gesichert
Doch mit der Aktion allein konnte die Existenz des Dorfladens nicht gesichert werden. Neben der Inflation und den gestiegenen Energiekosten kam auch eine Lohnsteigerung für das Personal von 25 Prozent hinzu. Diese begründet der Gesellschafter des Ladens und Gemeinderatsmitglied Claus Rathje mit der Erhöhung des Mindestlohns und den angestiegenen Lohnnebenkosten. Allerdings sei der Lohn „weniger, als wir gerne zahlen würden“, so Rathje.
Trotz der Optimierung etlicher Prozesse und einem „betriebswirtschaftlichen Rundumpaket“, das der Dorfladen aufgestellt hat, ist er auf Hilfe seitens der Gemeinde angewiesen. Daher wurde ein Antrag an den Gemeinderat für die nächste Sitzung (25. März) gestellt, der der Chiemgau-Zeitung vorliegt.
Dorfladen zur Sicherung der Nahversorgung
„Der Dorfladen ist im Gegensatz zu einem Gewerbebetrieb laut Gesellschaftsvertrag aus rein ideellem Interesse zur Sicherung der Nahversorgung gegründet und hat keine Gewinnerzielungsabsicht“, heißt es in dem Antrag. „Wir wollen keine Gewinne machen“, bestätigt Claus Rathje, „sondern lediglich eine schwarze Null schreiben.“
Der Schlechinger Dorfladen und das damit erworbene Gebäude seien vor rund 12 Jahren von der Gemeinde gekauft worden. Dies wurde laut Antrag mit einer Förderung von 85.000 Euro vom Amt für ländliche Entwicklung unterstützt. „Dies verbunden mit der Auflage, dass für 25 Jahre ein Dorfladen betrieben wird, andernfalls muss die Gemeinde die Förderung anteilig zurückzahlen“, heißt es in dem Antrag. Nach kostenintensiven Umbaumaßnahmen, für die laut Rathje weitere Fördergelder bereitgestellt wurden, wurde ein Teil des Gebäudes an die Dorfladen UG vermietet.
12.000 Euro Nebenkostennachzahlung
Jetzt liegen dem Schlechinger Dorfladen ernüchternde Zahlen vor. Allein aus dem Jahr 2023 fordert die Gemeinde eine Nebenkostennachzahlung von etwa 12.000 Euro, berichtet Martina Hammerl-Tiefenböck, ebenfalls Gesellschafterin und Gemeinderatsmitglied. „Und jetzt hat die Gemeinde auch noch die Mietpreise erhöht“, so Hammerl-Tiefenböck. Laut Antrag von 650 auf 810 Euro Kaltmiete. Das entspricht einer Mieterhöhung von rund 25 Prozent. „Das war das i-Tüpfelchen“, sagt die Gesellschafterin.
Jetzt fordert die Dorfladen UG unter anderem die Aussetzung der offenen Nebenkosten „bis sich der Dorfladen so weit erholt hat“ und ein Zurückstellen der Mieterhöhung. Die Mieterhöhung solle dahingehend geprüft werden, da in dem damaligen Förderbescheid festgehalten worden sei, „dass die Miete angesichts der hohen Förderung nur das den Unterhalt deckende Entgelt betragen darf“, heißt es im Antrag, also kein Mehrwert durch die Mieteinnahmen generiert werden soll.
Gemeinde befürchtet Wirtschaftsförderung
Laut den Gesellschaftern argumentiere die Gemeinde gegen eine Unterstützung des Dorfladens damit, dass dies „Wirtschaftsförderung“ sei. „Ich kann doch jetzt nicht sagen, dass es jetzt eine Wirtschaftsförderung ist, wenn ich vor 12 Jahren ein Gebäude gekauft habe, um damit die Nahversorgung zu sichern“, empört sich Claus Rathje.
Ein weiteres Argument gegen das Annehmen des Antrags sei, dass es noch einen weiteren Laden im Ortsteil Ettenhausen gebe. „Dieser wird allerdings aus Altersgründen wahrscheinlich nicht weitergeführt“, so Hammerl-Tiefenböck. Außerdem habe es den Laden bereits gegeben, als die Förderung für den Dorfladen bewilligt wurde, wonach auch vor 12 Jahren schon der Bedarf nach einem zusätzlichen Nahversorger in Schleching bestand.
Schlechings Bürgermeister Josef Loferer stand für einen Kommentar nicht zur Verfügung, und der Geschäftsleiter der Gemeinde Schleching wollte sich nicht zu der Thematik äußern. Die Dorfladen UG hofft jetzt auf ein positives Votum in der kommenden Gemeinderatssitzung, denn sonst „muss irgendwann geschlossen werden“, so Claus Rathje.

