Gemeinderat diskutiert über Lösung
Bald kein Nahversorger mehr in Gstadt? So will die Gemeinde die Grundversorgung sichern
Wie kann die Grundversorgung in Gstadt gesichert werden? Ein innovatives Konzept, das Unternehmerin Heidi Summerer dem Gemeinderat vorstellte, soll die Lösung bringen. Wie die Gemeinde nun vorgehen will.
Gstadt – Frische Semmeln am Morgen, mal schnell zu Fuß beim Bäcker holen. Das ist in Gstadt möglich. Aber wie lange noch? Zwar gibt es im Gemeindeteil Gollenshausen noch die Bäckerei Summerer, doch der Nahversorger im Ort Gstadt werde seinen Betrieb in absehbarer Zeit einstellen. Das erklärte Bürgermeister Bernhard Hainz (Freie Wählergemeinschaft) bei der jüngsten Gemeinderatssitzung am Mittwochabend (7. Februar). Eine Alternative gibt es nicht – zumindest noch nicht.
Die Lösung könnte ein Grundstück der Gemeinde an der Breitbrunner Straße in Gstadt bringen. Denn darauf befindet sich ein baufälliger Hof. Dieser soll abgerissen werden. Welche Möglichkeiten die Gemeinde hat, das trug Heidi Summerer vor, die einige EDEKA-Filialen in der Region betreibt. Dabei ging es ihr nicht in erster Linie darum, sich als mögliche Betreiberin zu bewerben, sondern viel mehr, dass das Gremium informiert ist, was alles hinter einem Nahversorger steckt.
Kein Laden in Gstadt, der 24/7 geöffnet ist
Ein großer Markt im Ort sei aus Kostengründen nicht rentabel, erklärte Summerer. Sie habe die Kosten dafür auch bereits von einem Fachunternehmen kalkulieren lassen. Ihr Vorschlag: Auf einer Fläche von 400 Quadratmetern wird auf diesem Grundstück ein kleiner Markt eingerichtet. Dieser wird mit einem Café kombiniert. Damit werde die Lebensmittelgrundversorgung gesichert, zudem sollen auch Backwaren und Brotzeit angeboten werden. Ebenso kann eine Vor-Ort-Verzehrmöglichkeit dort entstehen.
Auch zu den Öffnungszeiten machte Summerer einen Vorschlag. Bis Mittag ist Personal im Einsatz, danach wird die Einrichtung zum Selbstbedienungsladen. „Da bekommt man dann Zutritt mit der EC-Karte, man kassiert selber und bezahlt dann auch mit Karte.“ Dieses Einkaufsmodell soll aber nur bis zum Abend möglich sein, von einem Laden der 24/7 geöffnet ist, rät Summerer in Gstadt ab: „Angenommen ich bin für den Laden zuständig und es geht was kaputt, oder etwas fehlt, dann kann ich am Nachmittag jemanden von meinen Angestellten dort hinschicken.“ In einem Video zeigte Summerer zudem auf, wie eine Selbstbedienungs-Containerlösung für einen Nahversorger aussehen kann. Bei dieser werde gar kein Personal benötigt.
Weiter führte sie die anfallenden Kosten auf. Sie betonte, dass ein Laden, wie sie ihn vorschlug, nur möglich ist, wenn die Gemeinde die Pacht übernimmt. Denn allein für die Einrichtung würden für den Betreiber etwa 500.000 Euro anfallen, Energiekosten kalkulierte sie zum Beispiel mit 1500 Euro im Monat.
Konzept könnte auch Wohnraumnot entgegenwirken
Bei ihrer Präsentation zeigte sie als nächstes den Umsatz auf. Diesen rechnet Summerer mit 850.000 Euro, der Rohgewinn belaufe sich dabei auf nur knapp 200.000 (Anm. d Red.: Summerer kalkulierte in ihrem Konzept, wie die Zahlen ausfallen, wenn sie für den Betrieb zuständig ist).
Bürgermeister Hainz ergriff das Wort. Er sah viele Vorteile in dem Konzept von Summerer. „Da ist aktuell der Fahrradverleih drin, den wir behalten können, dann der Markt und im Obergeschoss können wir auch noch Wohnungen einrichten.“ Somit schaffe die Gemeinde auch Abhilfe bei der Wohnraumnot. Und auch wenn das Nahversorger-Konzept nicht funktioniere, so handle es sich um Flächen der Gemeinde, die sie dann auch anderweitig nutzen könne.
Außerdem machte Hainz deutlich: „Wir müssen vorausschauend handeln, denn wenn der Nahversorger sein Geschäft aufgibt, dann ist es zu spät.“ Das von Heidi Summerer vorgestellte Konzept fand Zuspruch bei den Gemeinderatsmitgliedern. Einstimmig wurde beschlossen, diese Idee weiter zu verfolgen und ein Planungsbüro für die weiteren Schritte zu beauftragen.
