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Wer steckt dahinter?

„Russische Trollfabrik“ oder Hetze aus dem Chiemgau - Facebook-Seite sorgt für Diskussion

Symbolbild zu Facebook, Meta-Apps auf einem Smartphone und Bild des Chiemsees mit Fraueninsel und Berge
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Eine Facebook-Seite teilt schöne Bilder und Veranstaltungen aus dem Chiemgau, zwischendurch sorgen politische Inhalte für Verwunderung und Entsetzen.

„Chiemgau First. Germany First“, das und weitere radikale Thesen verbreitet eine Facebook-Seite, die sonst schöne Bilder aus dem Chiemgau teilt. Viele Facebook-Nutzer sind verwirrt oder sauer.

Chiemgau – „Für Bewohner und Freunde des Chiemgaus“ steht im Intro der Facebook-Seite „Chiemgau“. Ein malerisches Bild des Chiemsees mit Blick auf die Berge ist das Titelbild. Die Seite teilt Infos aus der Region wie Faschings-Veranstaltungen oder Ankündigungen von Gemeinden. Dazu viele schöne Bilder des Chiemgaus. Dazwischen wird es aber auch politisch, teilweise sehr extrem. Rechtsextrem. Die USA wird aufgefordert, uns erneut zu „befreien“. Chiemgau First, Germany First. Immer wieder wird die eingeschränkte Meinungsfreiheit bemängelt. Lieblingsgegner: die Grünen.

„Für mich ist diese Seite absolut grenzwertig“, sagt Michael Inneberger und ergänzt: „Ich weiß nicht, wer dahintersteckt, ein realer Mensch aus der region oder ein russischer Hacker-Verein“. Das sehen auch andere so und kommentieren unter den Posts: „...maße dir nicht an für den Chiemgau zu sprechen. Das steht dir nicht zu. Sag deine Meinung und steh mit DEINEM Namen dazu.“ Eine andere Nutzerin schrieb: „@Verfasser Chiemgau: Wer ist eigentlich für diese Gruppe verantwortlich? Warum gibt es kein Impressum? Transparenz sollte doch selbstverständlich sein, oder?“

Der Seite folgen mehr als 4.500 Leute, darunter einige CSU-Ortsverbände, lokale Einrichtungen und bis vor kurzem auch die offizielle Seite der Stadt Traunreut. „Ich habe auch gesehen was da gepostet wird und bin der Seite mittlerweile entfolgt“, sagt Evi Dettl, Pressesprecherin der Stadt Traunreut. Sie ergänzt: „Das passt nicht mit dem zusammen, was wir als Stadt Traunreut vertreten.“

Facebook: Zwischen Wohlfühlatmosphäre und Angriff auf die Demokratie

Inneberger, der die beliebte Facebook-Gruppe „Chiemgau - Do bin i dahoam“ betreibt, findet es erschreckend, wie Leute die Seite vermutlich blind mit „gefällt mir“ markieren, ohne zu schauen, was da alles so geteilt wird. Und vor allem: „Die Seite möchte mit fremden Inhalten Reichweite generieren und nutzt die Reichweite dann für Hetze.“ Er geht sogar noch weiter: „Genau durch solche Seiten wird die Demokratie immer mehr ausgehöhlt.“ Dabei betont er klar, dass es Meinungsfreiheit geben muss.

In seiner Facebook-Gruppe soll es nicht um Politik gehen. „Es geht um den Austausch untereinander, den Austausch zwischen echten Menschen“, so Inneberger und weiter: „Wir sind nicht auf Wachstum aus. Es geht um eine Wohlfühlatmosphäre. Manche gehen gemeinsame Wandern und Verabredungen zum Eisbaden sind ein großer Trend.“

Um in der Gruppe aufgenommen zu werden, müssen drei Fragen beantwortet werden: Warum möchtest du in die Chiemgau-Gruppe? Lebst Du im Chiemgau oder bist Du gerne Gast oder Urlauber im Chiemgau? Die letzte Frage ist eigentlich keine Frage, sondern eine Bestätigung der Umgangsformen: Mit einem freundlichen Umgangston bist du einverstanden. Jeder Kommentar, so wie Du auch angesprochen werden möchtest, steht in der Gruppenbeschreibung. „Damit wollen wir Bots (fremdgesteuerte Accounts, Anmerkung der Redaktion) und Fake-Accounts verhindern“, erklärt Inneberger.

Lieber lehnen wir ein Profil mehr ab, aber haben dafür Gruppenaustausch und -frieden.“

Michael Inneberger, betreibt die Facebook-Gruppe „Chiemgau - Do bin i dahoam“ 

Kritische Kommentare häufen sich

Laut Kommentaren haben viele Leute die Seite „Chiemgau“ verlassen. Neben wenigen Zuspruch-Kommentaren schreibt einer: „Jeder kann seine Meinung haben, aber die Seite „Chiemgau“ hier klingt, als ob sie von einer russischen Trollfabrik betrieben wird. Befremdlich“. Oder: „Kann der Admin dieses dümmliche „AfD“-Geplapper mal abstellen? Hat hier nichts verloren.“

Von freier Meinungsäußerung lebt unsere Demokratie. Und entgegen manchen Behauptungen dürfen im Chiemgau auch alle ihre Meinung frei äußern. Das zeigt diese Facebook-Seite. Wenn viel Meinung mit eher wenigen Fakten vermischt anonym verbreitet wird, dann kann das aber gefährlich sein. Auch für unsere Demokratie. Der Betreiber der Facebook-Seite darf sich gerne bei unserer Zeitung melden.

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