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Was tun bei zweifelhaften Chatnachrichten?

Zwischen Aufklärung und Panik: Fremde sprechen Kinder an - Wie sollen Eltern reagieren?

Hilfreiche Ratschläge von der Polizei: Was tun bei zweifelhaften Chatnachrichten?
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Wenn Chatnachrichten die Runde machen, gilt Vorsicht. Die Polizei hat Ratschläge parat, wie man am Besten mit solchen Nachrichten umgeht.

Immer wieder kommt es vor, dass fremde Personen Kinder ansprechen. Und immer wieder werden solche Vorfälle in Windeseile über die sozialen Medien verbreitet, um möglichst viele zu warnen. Doch wie gelingt der Mittelweg zwischen Vorsicht und Panik? Und wie umgehen mit Informationen aus Chatgruppen und in den sozialen Medien über etwaige Gefahren? Nachgehakt bei der Polizei:

Traunreut/Landkreise - Zuletzt kam es in Traunwalchen vor: Zwei Kinder wurden am helllichten Tag von einem unbekannten Mann aus einem Fahrzeug heraus angesprochen.

Parallel zu den laufenden Ermittlungen der Polizei haben sich Verdachtsmomente ergeben, die möglicherweise mit einem ähnlichen Fall, der jedoch vollkommen anders geschildert wurde, in Verbindung stehen könnten.

Die Polizei erhöhte ihre Präsenz und ermittelte in alle Richtungen - wies aber auch darauf hin, dass die Verbreitung ungeprüfter Warnmeldungen, insbesondere über soziale Netzwerke, nicht zur Aufklärung des Sachverhalts beiträgt.

Inzwischen hat sich der Verdachtsfall aufgelöst: Für Kinder herrscht keine Gefahr. Es handelte sich um einen tschechischen Staatsangehörigen, der sich kurzfristig wegen Montagearbeiten im Landkreis aufhält. Nach aktuellem Ermittlungsstand gab es keinerlei Absichten gegenüber den angesprochenen Kindern. Der Mann war zum fraglichen Zeitpunkt stark alkoholisiert und hielt sich sehr wahrscheinlich wegen seiner Ortsunkundigkeit in der Ortsmitte auf.

Tatsächliche Gefahr - oder ein Missverständnis?

Dass solche Meldungen, die in den sozialen Netzwerken die Runde machen, dennoch Ängste schüren und das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung beeinträchtigen, kann Lisa Maier vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd bestätigen.

Sie weiß um Schwierigkeit und Problematik: „Die Polizei nimmt Vorfälle dieser Art in jeder Hinsicht ernst und nimmt jede Vermutung dazu entgegen. Es ist wichtig, dass wir den Sachverhalten nachgehen und aufklären, was passiert ist oder gewisse Personen im Auge haben.“

Allerdings kann die Verbreitung von Nachrichten zu eventuellen Gefahren insbesondere in den sozialen Medien und Chatgruppen auch nach hinten losgehen. „Statt einer gut gemeinten Warnung schüren solch geteilte Nachrichten häufig Panik bei den Leuten“, mahnt Maier.

„Es kann auch sein, dass es sich um ein Missverständnis handelt und die fremde Person überhaupt keine böse Intention gehegt hat. Der Grad zwischen Vorsicht und Panik ist hier sehr schmal. Wir haben schon Kinder in der Schule sitzen sehen, die geweint haben, weil sie sich nicht mehr raus getraut haben, aus Angst, der böse Mann nimmt sie mit.“

Wichtig ist, den Nachwuchs zu sensibilisieren und aufzuklären: „Natürlich sollen sie vorsichtig sein im Umgang mit fremden Personen und Hilfe holen, sobald sie sich unsicher fühlen. Die richtige Kommunikation mit den Kindern ist das A und O.“

So erkennt ihr Fake-News:

Fake News sind wie ein Schneeball, der immer größer wird. Oft steckt da gar keine böse Absicht dahinter, aber die Nachricht wird aufgebauscht und mit jedem Teilen wachsen die Bedenken. Das kann leider kontraproduktiv sein - gerade, wenn man eben nicht weiß, was genau dahintersteckt. Da ist am Ende keinem geholfen.“

So kursierten schon vor einigen Jahren vor allem auf Facebook Behauptungen, Asylbewerber hätten junge Mädchen in der Region vergewaltigt - darunter waren Fälle aus Traunstein, Mühldorf und der kleinen Gemeinde Schonstett im Landkreis Rosenheim. Den jungen Mädchen soll nur eine Not-OP mit einem künstlichen Darmausgang das Leben gerettet haben.

„Das sind natürlich Extrembeispiele. Aber Übertreibung spielt bei Nachrichten, die sich im Nachhinein als unwahr erweisen, häufig eine Rolle. Der Inhalt wird gerne dramatisiert“, erklärt Maier.

Wenn solche Nachrichten auf dem Handy oder in den sozialen Medien auftauchen, rät Maier, diese zunächst kritisch zu hinterfragen, Ruhe zu bewahren und sich rückzuversichern. Auf keinen Fall blind teilen und dadurch weiterverbreiten. Nachfragen wie „Wo kommt das her?“, „Wer sagt das?“ oder „Wo ist die Quelle?“ helfen, die Situation zu ordnen.

Sensible Befragung von Kindern

Bekanntermaßen neigen Kinder zu einer blühenden Fantasie. In der Vergangenheit haben Ermittlungen auch immer mal wieder ergeben, dass ein Vorfall sich so überhaupt nicht ereignete, wie es das Kind zu Hause erzählte. Hier ist es an entsprechend geschulten Beamten, Vernehmungen sensibel durchzuführen und zu filtern, wo die tatsächliche Wahrheit liegt und an welcher Stelle möglicherweise Passagen dazu gedichtet wurden.

Kinder machen sowas natürlich nicht mit böser Absicht, sie schnappen Details auf, vermischen sie mit Realität und Fantasie. Es gilt es konkret wie möglich nachzufragen und herauszufinden, wo sich Widersprüche ergeben, wie die Faktenlage aussieht und ob es überhaupt Beweise gibt, die ihre Aussagen so belegen“, erläutert Maier.

Im Zweifel: 110 wählen!

Was ist dran an gefährlichen Nachrichten und dubiosen Vorfällen? Im Zweifel gilt: Immer bei der Polizei nachfragen. „Die Polizei ist eine sichere Quelle und sollte als erster Ansprechpartner dienen, wenn eine Situation verdächtig vorkommt oder gefährliche Vermutungen die Runde machen“, unterstreicht Maier.

Lieber also einmal mehr die Polizei kontaktieren, denn so sehr es sich auch bemüht, das Social-Media-Team der Polizei kann nicht das ganze Oberbayern-Süd-Gebiet im Blick haben. „Werden Chatnachrichten an uns weitergetragen, sind wir immer dankbar, damit wir diese analysieren, die Polizei-Präsenz erhöhen, ermitteln und im Idealfall Entwarnung geben können“, so Maier abschließend. (mb)

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