Neue Attraktion
Selbsttest der neuen ‚Flyline‘ am Unternberg: Lohnt sich ein Flug? – „Wie ein Waldspaziergang“
„Einfach die Seele baumeln lassen und genießen“ - Auf der Startplattform hänge ich bereits im Gurt, der Puls schlägt höher. Gleich schwebe ich in 15 Metern über dem Boden - mein Guide Franz strahlt Ruhe aus und verspricht, es sei „wie ein Waldspaziergang.“ Wir haben für euch getestet, ob sich eine Fahrt mit der neuen Flyline am Unternberg bei Ruhpolding wirklich lohnt und Geschäftsführer Engelbert Schweiger spricht über das Besondere der neuen Attraktion:
Ruhpolding – Schon vom Parkplatz aus sehe ich - es wird gleich hoch hinausgehen. Der Flyline-Turm ragt über das Geländer der Bergwelten GmbH und ist kaum zu übersehen. Höhenangst habe ich nicht, trotzdem steigt die Nervosität mit jeder erklommenen Treppe Richtung Startplattform ein wenig an. Oben warten zwei Guides auf mich, einer davon, Franz, erklärt mir in aller Ruhe, was jetzt passieren wird.
Neue Sommerattraktion am Unternberg
Anfang Juni war es so weit. Die neueste Attraktion der Bergwelten GmbH wurde eingeweiht und soll neben dem Sessellift und dem Kletterwald künftig noch mehr Ausflügler zum Unternberg bei Ruhpolding locken. Mit einem Masterplan, so der Geschäftsführer der Bergwelten GmbH, Engelbert Schweiger, versuche man, neben dem klassischen Skibetrieb auch im Sommer bei den Gästen zu punkten. Die Gemeinde Ruhpolding habe, so Schweiger, die entsprechenden Grundstücke im Jahr 2021 an die Volksbank Raiffeisen Bank Rosenheim verkauft:
Zukunft am Unternberg dank Investor gesichert
„Hätte die Volksbank Raiffeisenbank dieses Areal, diese Grundstücke mit den Anlagen nicht übernommen, dann wäre keine Einrichtung mehr derzeit in Betrieb“ ist sich Schweiger sicher. Der Sessellift sei vorher ein Pachtbetrieb der Rauschbergbahnen gewesen: „Wo die Rauschbergbahn derzeit steht, wissen wir ja, im Konkursverfahren.“
Dank der Investitionen könne am Unternberg sichergestellt werden, dass der Tourismus weiterläuft, Arbeitsplätze gesichert sind und so einen Mehrwert für die Region bestehe. Jetzt mit noch einer weiteren Attraktion - der Flyline, derzeit eine von zwei Anlagen dieser Art weltweit. Die andere, so Schweiger, stünde in der Schweiz.
Waldspaziergang von oben
Das Tor öffnet sich, ein erster Blick in die Tiefe. Ich sitze sehr bequem in meinem Gurt, eher schon ein Stuhl, und fliege los. Die ersten Meter stockt mir der Atem. Meine Beine baumeln in schwindelerregender Höhe, neben mir ziehen langsam Bäume vorbei. Aber - es stimmt: Die Flyline ist eine wirklich gemütliche Variante verglichen mit herkömmlichen Seilrutschen wie einer Zipline, wo die Geschwindigkeit im Vordergrund steht.
An einem fixen Stahlrohr, das sich in leichten Kurven durch den Wald schlängelt, schwebe ich in angenehmen Tempo dahin. Mit zirka neun Kilometern pro Stunde tatsächlich nur etwas schneller als Schrittgeschwindigkeit. Nach anfänglicher Aufregung kann ich den Geruch des Waldes wahrnehmen, Vögel in den Baumkronen und ab und zu blinzelt der weite Blick ins Tal durch die Äste.
Genuss statt Geschwindigkeit
„Die Flyline ist für Jung und Alt, für wirklich jeden geeignet“, bestätigt auch Engelbert Schweiger. Wer ein Freund des Adrenalinrausches ist, könnte hier vielleicht enttäuscht sein: „Es ist einfach mehr der Genuss, durch den Wald zu fliegen und aus der Vogelperspektive die Natur zu genießen.“ Und wie geht es der Natur nach dem Bau der Anlage, die auch zirka 600 Meter bergab durch den Wald führt?
Anlage möglichst naturfreundlich errichtet
Eine spezielle Konstruktion, erklärt Schweiger, ermögliche es, dass bei der Abfahrt durch den Wald lediglich eine einzige Stütze gebaut werden musste, ansonsten seien spezielle Bohrungen in umstehende Bäume vorgenommen worden, um die Stahlseile zu befestigen. So würde gewährleistet, dass diese trotzdem ungestört weiterwachsen könnten. Das Konzept der Flyline - eine Alternative im Zuge der Klimaerwärmung, um wegzukommen vom Wintersport?
Flyline statt Skifahren?
„Man geht mehr auf den Sommertourismus, aber der Winter ist für uns nach wie vor wichtig. Wir wollen ja Vollzeit- und Ganzjahresanstellungen bieten.“ Schweiger ist leidenschaftlicher Wintersportler, war 23 Jahre Chef in der Chiemgau-Arena, hat sechs Weltmeisterschaften und 26 Weltcups ausgerichtet. Für ihn ganz klar: Gerade in kleinen Skigebieten wie am Unternberg sei eine Beschneiung unkritisch zu sehen:
Kinder sollen Skifahren lernen können
„Es handelt sich um eine technische Beschneiung und man gibt die Ressource Wasser ja dem Boden zurück.“ Vor Ort habe man sogar durch die Beschneiung zur Bildung von sogenannten Glatthaferwiesen beigetragen, vielfältiger Lebensraum für Vögel und Insekten. Außerdem, so Schweiger weiter, wolle er, dass gerade die einheimischen Kinder vor Ort weiterhin Skifahren lernen können, sonst gäbe es eben keine Biathleten oder Skispringer mehr. Deshalb achte man bei den Bergwelten, nicht nur im Winter, für faire Preise:
Unser Fazit der Skyline-Fahrt
Die Flyline kostet für Erwachsene pro Fahrt 19 Euro, für Kinder zwischen fünf und 17 Jahren 14 Euro. Mit Bürgerkarte zahlt man deutlich weniger. Auch Kombitickets für Sessellift, Kletterwald und Skyline sind möglich. Unser Fazit: Ein absolutes Muss für alle, die ein besonders Erlebnis in der Natur genießen wollen - Hoch genug, um für Nervenkitzel zu sorgen und langsam genug, um den schönen Ausblick zu genießen. Dazu beste Sicherheitsstandards und freundliche Mitarbeiter, die sicherlich jedem die Angst vorm Start nehmen. Ich würde am liebsten gleich nochmal eine Runde drehen.
