Schreiner (59) in Ruhpolding niedergestochen
Trotz Gerüchten nach Messer-Attacke - Polizei hält an Tatverdächtiger (61) fest
Kurz vor Weihnachten kam es im Wintersportort Ruhpolding erneut zu einem schrecklichen Gewaltverbrechen. Schnell machten unterschiedliche Gerüchte und Verdächtigungen die Runde. Dem gegenüber steht eine Festnahme der Polizei. Doch wie passt das alles zusammen?
Ruhpolding/Rosenheim - „Ich habe den Hubschrauber über unserem Ort kreisen gesehen und zunächst an einen Unfall oder einen anderweitigen Rettungseinsatz gedacht“, berichtet der Ruhpoldinger Bürgermeister Justus Pfeifer im Gespräch mit chiemgau24.de. Kurz vor Weihnachten - genauer am frühen Nachmittag des 22. Dezember - kam es in der beschaulichen Voralpen-Gemeinde zu einem schrecklichen Angriff: Ein 59-jähriger, im Ort bekannter Schreiner, wurde um kurz nach 13 Uhr in seiner Werkstatt im Ortsteil Hinterpoint aufgefunden. Bewusstlos und mit schweren Stichverletzungen wurde der Mann umgehend in ein Krankenhaus eingeliefert. Nach einer Not-OP konnten die Ärzte Entwarnung geben - der Mann schwebte am Freitag (23. Dezember) nicht mehr in Lebensgefahr.
Verstärkte Polizeipräsenz in Ruhpolding - Unruhe in den sozialen Medien
Die Polizei reagierte umgehend: „Ich bin mir sicher, dass unsere Sicherheitsbehörden den Einsatz gewissenhaft und in gewohnter Professionalität anpacken. Das zeigt auch die schnelle Präsenz dutzender Polizisten und eines Polizeihubschraubers in kürzester Zeit“, bestätigt Bürgermeister Pfeifer. Die Stimmung in der 6000-Seelen-Gemeinde aktuell eher unruhig - wie auch Pfeifer bestätigt: „Bisher haben uns nur wenige Nachfragen zum Sachverhalt erreicht. In den sozialen Medien herrscht nach unserer Kenntnis jedoch ein reger Austausch in Bezug auf den Vorfall.“
Bereits am Freitag (23. Dezember) wurde im Netz und Chat-Gruppen rege über die Tat in Ruhpolding sowie den oder die vermeintlichen Täter diskutiert. Besonders eine Audio-Aufnahme (Anm.: Die Datei liegt der Redaktion vor) einer Person, die dem Opfer scheinbar nahe steht, sorgte im Nachgang der Tat für Aufregung: Die Frau gibt an, mit dem Opfer des Messerangriffs nach der Tat gesprochen zu haben; nennt seinen Namen. Um wen es sich bei der Frau handelt, ist nicht bekannt. Ihr gegenüber habe der Schreiner insgesamt drei Männer erwähnt, die sich Zugang zu seiner Werkstatt verschafft hätten. Einer von ihnen habe auf den 59-Jährigen schließlich eingestochen.
Polizei erteilt Gerüchten und Spekulationen eine Absage
Ebenfalls am Freitag dann allerdings eine Wendung: Polizei und Staatsanwaltschaft nehmen eine 61-jährige Frau fest. Die „deutsche Staatsangehörige aus dem persönlichen Umfeld des Opfers“ wird umgehend dem Haftrichter vorgeführt. Stefan Sonntag vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd bestätigt den Vorgang gegenüber chiemgau24.de: „Bei der Staatsanwaltschaft wurde entsprechend Haftantrag gestellt. Es besteht allerdings keine Fluchtgefahr, die Frau wurde vorübergehend auf freien Fuß gesetzt.“ Sonntag fügt jedoch hinzu: „Die Frau gilt als dringend tatverdächtig. Weitere Details lassen nicht auf andere Personen schließen.“
„Gerüchte und Spekulationen kommentieren wir grundsätzlich nicht“, ergänzt Stefan Sonntag. Und dennoch: Nach der Tat am Donnerstagnachmittag (22. Dezember) hätten umfangreiche Fahndungsmaßnahmen sowie Ermittlungen der Traunsteiner Staatsanwaltschaft zur nun dringend Tatverdächtigen in diesem Fall geführt. „Aktuell ist die Polizei-Präsenz nicht erhöht - von einer weiteren Gefährdung gehen wir nicht aus“, so Sonntag abschließend. Die Ermittlungen dauerten aber auch am Dienstag (27. Dezember) weiter an.
Rabenschwarzer Dezember für Ruhpolding
Erst Anfang Dezember war auf einem Wanderparkplatz im Gemeindegebiet Ruhpolding ein toter Säugling aufgefunden worden. Auch in diesem Fall dauern die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft derzeit noch an. Bürgermeister Justus Pfeifer bleibt unterdessen ruhig: „ Es ist nachvollziehbar, dass aufgrund des kurzen Ermittlungszeitraums in Bezug auf den jüngsten Vorfall konkrete Ergebnisse ausstehen. Ich denke wir sollten der Polizei auch die nötige Zeit geben, um beide Vorfälle in gewohnter Professionalität abzuarbeiten. Frühzeitige Rückschlüsse auf die Polizeipräsenz in unserem Ort zu ziehen wäre aus meiner Sicht zum jetzigen Zeitpunkt nicht angebracht.“