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Wettlauf gegen die Zeit

Rosenheimer in höchster Not: Der Einsatzleiter über die dramatische Rettung am Sonntagshorn

Links: Bergretter beim Einsatz am Sonntagshorn. Rechts: David Pichler, Geschäftsführer der Bergwacht Chiemgau
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Dramatische Szenen am Sonntagshorn. Ein 61-Jähriger drohte abzustürzen. Einsatzleiter David Pichler berichtet über die Rettung.

Es war eine Rettung in letzter Sekunde. Ein 61-jähriger Wanderer konnte sich nur noch mit allerletzter Kraft an der Nordwand des Sonntagshorns festhalten, bevor er gerettet wurde. Einsatzleiter David Pichler über die Szenen am Berg und Möglichkeiten, ohne Mobilfunkempfang, einen Notruf abzusetzen.

Ruhpolding/Rosenheim – Es sind dramatische Szenen, die ein 61-Jähriger aus dem Landkreis Rosenheim von Freitag (26. Juli) auf Samstag am Sonntagshorn durchleben musste. Er musste die Nacht am Berg verbringen und das im stark absturzgefährdeten Gelände – Hilfe zu holen war nicht möglich.

Wie die Bergwacht Ruhpolding mitteilt, war der Mann am Freitagvormittag zu einer Wanderung auf den 1961 Meter hohen Berg aufgebrochen. Jedoch kam er vom Weg ab und verstieg sich an der Nordwand des Berges.

Mann konnte erst nicht genau lokalisiert werden

Er konnte nicht mehr selbstständig weiterklettern. Das war aber noch nicht alles: Im Bereich der Nordwand hatte er keinen Mobilfunkempfang. Somit konnte er auch nicht den Notruf absetzen. Hilfeschreie blieben ebenso ungehört. Bis zum Samstagmorgen, als ein Wanderer auf den 61-Jährigen aufmerksam wurde und den Notruf absetzte. „Das schwierige hier war, dass der Wanderer den Mann nicht genau lokalisieren konnte“, sagt David Pichler, Geschäftsführer der Bergwacht Chiemgau. Er war zudem als Einsatzleiter tätig. „Als der Mann den Notruf absetzte, haben wir gesagt, er soll versuchen, dass er von dem Betroffenen eine Antwort bekommt. Dann hätten wir gewusst, wo er genau ist und ob es vielleicht Verletzte gibt.“ Doch Antworten kamen keine, nur Hilferufe.

Umgehend rückte die Bergwacht aus. „Auch der Rettungsschrauber Christoph 14 war im Einsatz, weil wir ja nicht wussten, ob jemand verletzt ist. Somit war auch gleich ein Rettungsdienst mit dabei“, teilt Pichler weiter mit. Zwei Einsatzkräfte, die an der Nordwand abgesetzt wurden, konnten den 61-Jährigen ausfindig machen. Zwei weitere wurden dann als Unterstützung rauf geflogen.

Mann gesichert: große Erleichterung

Es begann ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn der Mann versuchte sich krampfhaft mit Händen und Füßen im Steilgelände festzuhalten, doch das Gestein um ihn herum war flächendeckend locker und brüchig. So war er über Stunden hinweg immer weiter abgerutscht und hing direkt über einer Abbruchkante.

Ein 61-Jähriger drohte an der Nordwand des Sonntagshorns abzustürzen. Ihn zu lokalisieren war nicht einfach.

„Die Einsatzkräfte bauten eine Abseilstelle auf und seilten einen Retter zu dem Mann ab”, heißt es weiter von der Bergwacht Ruhpolding via Facebook. „Sie mussten sich dann etwa 40 bis 50 Meter abseilen, fügt Einsatzleiter Pichler hinzu. Die Rettung verlief erfolgreich: Kurz vor dem Absturz gelang es, den Mann mit einem Seil zu sichern und im Anschluss mit dem Hubschrauber auszufliegen. „Als wir mitbekommen haben, dass der Mann gesichert war und nicht mehr abstürzen konnte, war das auf alle Fälle eine große Erleichterung“, sagt Pichler. Neben starker Erschöpfung litt der 61-Jährige bereits unter Dehydrierung, er blieb jedoch ansonsten unverletzt. Vorsorglich kam er ins Krankenhaus.

Das Sonntagshorn ist der höchste Berg der Chiemgauer Alpen. Er hat auch anspruchsvolle Touren. Bergsteiger sollten vor allem trittsicher sein. Weil die Route von der Ruhpoldinger Seite/Parkplatz Laubau auch eine Kletterpassage enthält, sollten die Sportler auch routiniert im seilfreien Klettern in dieser Schwierigkeit sein. „Außerdem ist es wichtig, die besagte Kletterstelle im Aufstieg zu begehen und über den hinteren Kraxenbach wieder zum Ausgangspunkt abzusteigen“, betont Pichler. Im Abstieg könne die Kletterstelle sehr unangenehm sein und zwingt viele Bergsteiger zur Umkehr.

Verhalten am Sonntagshorn

Trotz der Hinweise in Beschreibungen, werde die Tour laut Pichler dennoch von vielen unterschätzt. Auch die Wegfindung ist nicht immer einfach und abseits der Wege kommt man schnell in brüchiges Absturzgelände. Daher sei es umso wichtiger, vor Tourenantritt mehrere Beschreibungen zu lesen und diese auch ernst zu nehmen. Man sollte geplante Touren auch mit seinem eigenen Können und den Erfahrungen abgleichen. „Wenn man am Beginn der Kletterstellen schon unsicher ist, ob man diese bewältigen kann, gegebenenfalls auch umdrehen. Der Fels ist nicht immer fest und bei vielen Begehern ist Steinschlag vorprogrammiert“, sagt Pichler.

Auf die Frage, ob es auch Möglichkeiten gibt, wie man in einer Notsituation auch ohne Mobilfunkempfang Hilfe rufen kann, nennt Pichler zwei Beispiele. Zum einen gibt für diesen Fall Satelliten gestützte Systeme, die speziell für Alleingeher nützlich sind. Darunter Garmin inReach Mini. Bei neueren Smartphones gibt es aber auch schon die Möglichkeit, eine Notruf-SMS über Satellit abzusetzen.

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