Dramatischer Großeinsatz bei Ruhpolding
Kein Handyempfang, Hilferufe, Beinahe-Absturz: Rosenheimer (61) hängt 20 Stunden in Felswand
Ruhpolding/Rosenheim – Dramatische Ereignisse haben sich am Wochenende am Sonntagshorn bei Ruhpolding (Landkreis Traunstein) abgespielt. Ein Bergsteiger aus dem Landkreis Rosenheim konnte dabei in allerletzter Sekunde vor einem höchstwahrscheinlich tödlichen Absturz gerettet werden.
Der 61-Jährige aus dem Landkreis Rosenheim war bereits am Freitagvormittag (26. Juli) zu einer Bergtour auf das 1961 Meter hohe Sonntagshorn aufgebrochen. „Die Route, die er gehen wollte, ist eine anspruchsvolle Bergtour mit Kletterstellen. Auf einer Höhe von etwa 1750 Metern kam der Mann dann vom Weg ab, verstieg sich in der Nordwand des Berges und konnte nicht mehr selbstständig weiter klettern“, schrieb die Bergwacht Ruhpolding auf ihrer Facebook-Seite dazu.
Die Situation wurde im Anschluss schnell dramatisch. Weil der Mann im Bereich der Nordwand keinen Mobilfunkempfang hatte, konnte er keinen Notruf absetzen. Weil auch keine anderen Bergsteiger in diesem Bereich unterwegs waren, blieben auch seine verzweifelten Hilferufe ungehört. Deswegen musste der 61-Jährige die Nacht am Berg verbringen – und dies im stark absturzgefährdeten Gelände. Erst am Samstagmorgen (27. Juli) gegen 8 Uhr hörte ein anderer Wanderer die Hilferufe und setzte einen Notruf ab.
Mann hing direkt über Abbruchkante
Daraufhin rückten sofort die Bergwacht und andere Rettungskräfte aus. Mit dem Rettungshubschrauber Christoph 14 wurden die Bergretter oberhalb des Mannes abgesetzt. Anschließend bauten sie eine Abseilstelle auf und seilten sich zu dem bereits völlig erschöpften Rosenheimer ab. „Es stellte sich heraus, dass er in allerhöchster Not war: Er versuchte, sich krampfhaft mit Händen und Füßen im Steilgelände festzuhalten, doch das Gestein um ihn herum war flächendeckend locker und brüchig. So war er über Stunden Stück für Stück immer weiter abgerutscht und hing nun direkt über einer Abbruchkante“, hieß es von Seiten der Bergwacht weiter.
Die Rettung kam in allerletzter Sekunde: Kurz vor dem Absturz gelang es den Bergrettern, den Mann mit einem Seil zu sichern und im Anschluss mit dem Hubschrauber auszufliegen. Neben starker Erschöpfung litt der 61-Jährige bereits unter Dehydrierung, überlebte sein „Abenteuer“ jedoch ansonsten unverletzt. Dennoch wurde er vorsorglich zu weiteren medizinischen Betreuung in ein Krankenhaus eingeliefert.
Dramatischer Einsatz bereits vor zwei Wochen
Erst vor rund zwei Wochen hatte es auf dem Sonntagshorn schon einmal einen dramatischen Einsatz gegeben. rosenheim24.de hatte darüber berichtet. Damals hatte sich ein 42-Jähriger am ausgesetzten Westgrat des Berges auf österreichischer Seite verstiegen und anschließend verzweifelte Lichtsignale vom Berg gesendet. Unter schwierigen Bedingungen wurde der Bergsteiger damals mitten in der Nacht gerettet. Seine Ausrüstung (kurze Hose, keine Stirnlampe, kein Not-Biwacksack) war dabei wohl mangelhaft. (mw)