Verein „Athletes for Ukraine“
„Putin-Freund“? Siegsdorfer Steinigen will Start von russischem Olympiasieger verhindern
Der Verein Athletes for Ukraine (A4U) möchte verhindern, dass der russische Olympiasieger Alexander Bolschunow bei einem Rennen in Südtirol startet. Der Siegsdorfer Vereinsgründer Jens Steinigen und der Rosenheimer Pressesprecher Jonah Werner erklären, warum sie den Start kritisch sehen.
Siegsdorf – Am Donnerstag findet zum 17. Mal das Skilanglauf-Rennen Moonlight Classic Seiser Alm statt. Es geht um 14 200 Euro und ist seit Jahren top besetzt. Gemeldet ist auch Alexander Bolschunow. Der 28-jährige Russe war 2022 dreifacher Olympiasieger, dazu Weltmeister im Skiathlon und zweifacher Gesamt-Weltcupsieger. Der Verein Athletes for Ukraine (A4U) findet das falsch und teilt in einer Pressemitteilung mit: „Er ist ein Freund von Putin und hat sich als entschiedener Unterstützer des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieges auf die Ukraine einen Namen gemacht“. Jens Steinigen aus Siegsdorf gründete vor knapp drei Jahren A4U und sagt über Bolschunow: „Es muss alles unternommen werden, dass so ein Mann nicht an den Start gegen darf“.
In der Erklärung des Vereins heißt es weiter: „Bolschunow steht für die Unterstützung des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Und damit für hunderttausende Tote, Verstümmelte, zerstörte Leben und Träume, für tausende vergewaltigte Frauen, für zehntausende entführte Kinder und für tausende zerstörte ukrainische Dörfer und Städte.“ Pressesprecher von A4U ist Jonah Werner aus Rosenheim, er ergänzt: „Bolschunow ist Aushängeschild des russischen Faschismus.“
A4U will für den Sinn der olympischen Bewegung stehen
Steinigen, Olympiassieger 1992 mit der Biathlon-Staffel, und Jonah stellen deshalb klar: „Wer diesen Mann die Teilnahme an Wettkämpfen ermöglicht oder gemeinsam mit ihm an den Start geht, unterstützt somit auch die russische Propaganda für den Angriffskrieg. Er unterstützt den Aggressor Russland und macht sich mitschuldig.“ Beide betonen nochmals, dass A4U für den Sinn der Olympischen Bewegung steht, den Sport in den Dienst der Menschheit zu stellen, dadurch den Frieden zu fördern und zur Schaffung einer friedlichen und besseren Welt beizutragen.
A4U fordert deshalb, Bolschunow nicht am Wettbewerb, der am Donnerstag um 20 Uhr in Compatsch (Italien) per Massenstart eröffnet wird, starten zu lassen. Der Appell geht an die Organisatoren, aber auch an die Sponsoren, das Sponsoring einzustellen, wenn der Russe an den Start geht. Außerdem heißt es in der Presseerklärung abschließend: „Wir fordern alle Sportlerinnen und Sportler auf, nicht an der Veranstaltung teilzunehmen, wenn der Putin-Freund startet. Auch die Zuschauer und Medien sollten bei einem Start von ihm die Veranstaltung boykottieren.“
Noch keine definitive Entscheidung gefallen
Bis Dienstagnachmittag war von Seiten der Südtiroler Veranstalter noch keine definitive Entscheidung gefallen. Martina Rier, Sprecherin des OK, teilte A4U lediglich mit: „Wir distanzieren uns ganz bestimmt von jeglicher politischer Polemik. Wir sind die Organisation eines Sportevents, das unter dem Aspekt der Fairness, Empathie und des sportlichen Geistes ausgetragen wird. Wir möchten auch festhalten, dass wir gegen jeglichen Krieg und zwar auf der ganzen Welt, sind.“
Der Wettbewerb, der für Damen und Herren über 15 und 30 Kilometer ausgeschrieben ist, hat große Tradition. Mit dabei sind immer schon Athleten der FIS-Rangliste und vieler Nationalkader. Im letzten Jahr siegte der deutsche Thomas Bing über 30 Kilometer. Bei Wettbewerben des Weltskiverband FIS wie dem Weltcup, sind Sportler aus Russland und Belarus seit dem Angriff Russlands ausgeschlossen.