Eigentlich neu gebaut, ist sie seit langem gesperrt
Prozess zu Grassauer Turnhallen-Fiasko – Richter spricht von „massivem Schadensbild“
Eigentlich so gut wie neu, ist die Grassauer Turnhalle seit über anderthalb Jahren gesperrt - die Dachkonstruktion ist nicht sicher. Jetzt landete die Sache vor Gericht: Wurde beim Bau geschlampt? Wer ist schuld und wer muss zahlen?
Traunstein/Grassau - Das Trauerspiel um die neue Grassauer Turnhalle wird erstmal weitergehen. Am Montag (15. Juli) wurde vor dem Traunsteiner Landgericht verhandelt, doch ein Urteil oder eine Einigung gibt es noch nicht. Die Marktgemeinde fordert Schadenersatz und klagt gegen das Planungsbüro und die Zimmerei, die die Leimbinder der Dachkonstruktion einbaute. Abgesehen davon, dass die Halle seit Oktober 2022 aus Sicherheitsgründen gesperrt ist, geht es um Sanierungskosten in Höhe von 130.000 Euro.
Verbautes Holz in der Dachkonstruktion war wohl zu feucht
Was wurde beim Zivilprozess nun festgestellt? Das Fichtenholz der Dachkonstruktion sei beim Einbau noch zu feucht gewesen, die Ausführung mangelhaft, so eine Sachverständige der IHK. Um die neun Prozent Holzfeuchte beim Turnhallenbau empfiehlt die Technische Universität München. Beim Einbau muss das auch gemessen werden. Wie viel es bei der Grassauer Turnhalle waren? Dokumentiert wurde es wohl nicht.
Richter Ralf Burkhard sprach im Prozess von einem „massiven Schadensbild“. Auch wenn die Ursachen andere gewesen seien, erinnerte er ans Eishallenunglück von Bad Reichenhall 2006 mit 15 Toten. Zwei Gutachten zu den Leimbindern liegen den Parteien vor, bis zum 19. August können sie sich nun schriftlich dazu äußern. Kommt es zu keiner außergerichtlichen Einigung, muss vorm Traunsteiner Landgericht ein weiterer Termin angesetzt werden. Auch Grassaus Bürgermeister Stefan Kattari (SPD) war bei der Verhandlung dabei.
Die Turnhalle wurde im Oktober 2019 eröffnet. Schon vier Monate später wurden aber Risse im Tragwerk festgestellt. Kurzzeitig wurde die Halle gesperrt, nach einem halben Jahr aber wieder geöffnet. Nach Untersuchungen an den Leimbindern durch die IHK wurde die Halle im Oktober 2022 dann wieder gesperrt - dabei blieb es seitdem und auf dem Schulareal herrscht Stillstand. Denn nach wie vor muss die alte Turnhalle genutzt werden. Sie sollte eigentlich abgerissen werden, um an ihrer Stelle ein weiteres Schulgebäude zu errichten. (xe)