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Dealer-Szene mit „sehr vielen Beteiligten“ ausgehoben

Prozess deckt auf: So wurde Traunreut kiloweise mit Kokain aus Frankfurt versorgt

Mutmaßlicher Kokain-Dealer aus Traunreut vor dem Traunsteiner Landgericht.
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Mutmaßlicher Kokain-Dealer aus Traunreut vor dem Traunsteiner Landgericht.

Immer wieder holte man das Kokain aus Frankfurt, wohl um den heimischen Markt zu versorgen - bis die Polizei eher zufällig dahinterkam und gleich eine ganze Szene in Traunreut auffliegen ließ. Ein Prozess am Landgericht gibt jetzt Einblicke in die Strukturen.

Traunstein/Traunreut - Ab Ende 2020 sollen die Geschäfte gelaufen sein: Kokain-Deals, in Frankfurt eingefädelt, nach Traunreut „importiert“ und dort dann in Umlauf gebracht. Ein 30-jähriger Kroate aus Traunreut muss sich deshalb seit Donnerstag (27. Juli) vor dem Traunsteiner Landgericht verantworten. Man wirft ihm den Handel mit insgesamt gut 2,2 Kilogramm Kokain vor - der Straßenverkaufswert dürfte bei über 150.000 Euro gelegen sein. Außerdem soll der Mann zwei Kilogramm Marihuana aus Rumänien ins Land gebracht haben. Straßenverkaufswert: 20.000 Euro.

Ein Tipp der Ex-Frau, abgehörte Telefonate - und Dealer flogen auf

Sieben Deals von Frankfurt nach Traunreut macht die Staatsanwaltschaft dem 30-Jährigen zum Vorwurf. Zum Prozessbeginn bekannte er sich in sechs der sieben Fälle aber unschuldig. Auch mit der Marihuana-Einfuhr will er nichts zu tun gehabt haben. Die Vorsitzende Richterin Christina Braune hatte aber größte Zweifel: Ein knappes Jahr ab September 2021 hörte die Kripo die Telefonate des Traunreuters mit. „Nur diese eine einzige Fahrt nach Frankfurt werden wir Ihnen nicht abnehmen“, so Braune.

Auf die Schliche kam man dem Kroaten eher zufällig: Wegen einer körperlichen Auseinandersetzung zeigte ihn seine Ex-Frau im Mai 2021 bei der Polizei an - und machte ganz nebenbei noch Angaben zu seinen Drogengeschäften. „Sie erzählte uns von weißem Pulver in faustgroßen Mengen, das sie in der Küche fand“, so der Sachbearbeiter der Traunsteiner Polizei vor Gericht. Außerdem fand sie knapp 100.000 Euro Bargeld in der Wohnung. Die Kripo stach in ein Wespennest: „Das wurde ein sehr umfangreiches Verfahren mit sehr, sehr vielen Beteiligten...“

Je länger er dealte, umso süchtiger wurde er selbst

Kein Wunder also, dass gleich zwei der Zeugen vor Gericht mit Handschellen auftauchten - Kumpenen des Traunreuters, die wegen der Drogengeschäfte schon verurteilt wurden und im Gefängnis sitzen. In einer inoffiziellen Frankfurter Kneipe habe man das Koks in großem Stil gekauft, dann nach Traunreut verbracht und dort wieder aufgeteilt. Dann habe man das Rauschgift im Raum Traunreut und in Salzburg in Umlauf gebracht. Doch der Angeklagte sei mit der Zeit auch immer mehr selbst dem Kokain verfallen, konsumierte nach eigener Aussage letztlich zwei bis drei Gramm am Tag.

Von einer „großen Gruppe in Traunreut, die in großem Stil Rauschgifthandel betrieben hat“, berichtete der Ermittlungsführer der Polizei und sprach von einer „Szene“. Einige von ihnen sitzen bereits hinter Gittern. Ob ihnen auch der 30-jährige Angeklagte folgt wird sich zeigen. Die Beweislast scheint erdrückend. Richterin Braune warnte den Mann bereits: Ohne ein umfassendes Geständnis könnte es eine Haftstrafe „im hohen einstelligen Bereich“ werden. Für den 14. August ist ein weiterer Verhandlungstag angesetzt, das Urteil wird am 16. August erwartet.

xe

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